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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Sie hatten bei den Proben bereits das Netz geöffnet und sie nicht gefunden, doch hatte er gehofft, daß sie zum Absetzort zurückkommen und warten würde, wenn sie begriff, wo sie war. Aber sie war nicht hier, und nichts deutete darauf hin, daß sie jemals hier gewesen war.
    Der Schnee, in dem sie standen, war weich und glatt und frei von Fußabdrücken. Außerdem war er tief genug, um alle Spuren auszutilgen, die sie vor dem Schneefall zurückgelassen haben mochte, aber er war nicht tief genug, um den zerschlagenen Wagen und die umhergestreuten Kisten und Körbe zu verbergen. Und von der Straße von Oxford nach Bath war keine Spur zu sehen.
    »Ich weiß nicht, wo wir sind«, sagte er.
    »Nun, ich weiß, daß es nicht Oxford ist«, sagte Colin und stapfte im Schnee herum. »Weil es nicht regnet.«
    Dunworthy blickte durch das schneebeladene Geäst zum blassen, klaren Himmel auf. Wenn es die gleiche Verschiebung wie in Kivrins Absetzoperation gegeben hatte, würde es Vormittag sein.
    Colin stampfte durch den Schnee davon auf ein Dickicht rötlicher Weiden zu.
    »Wohin gehst du?«
    »Eine Straße suchen. Der Absetzort soll an einer Straße sein, nicht?« Er arbeitete sich in das Dickicht und verschwand.
    »Colin!« rief er und setzte sich in Bewegung. »Komm hierher zurück!«
    »Da ist sie schon!« rief Colin von irgendwo jenseits des Weidendickichts. »Da ist die Straße!«
    »Komm zurück hierher!« rief Dunworthy.
    Colin kam wieder zum Vorschein, bog die Weidenzweige auseinander.
    »Komm her«, sagte er in ruhigerem Ton.
    »Die Straße führt eine Anhöhe hinauf«, sagte er, als er wieder auf die Lichtung herauskam. »Wir können hinaufgehen und sehen, wo wir sind.«
    Sein brauner Rock war bereits mit herabgefallenem Schnee von den Weiden bedeckt, und er sah wachsam aus, auf schlechte Nachrichten gefaßt.
    »Sie wollen mich zurückschicken, nicht wahr?«
    »Ich muß«, sagte Dunworthy, aber bei der Aussicht darauf verließ ihn der Mut. Badri würde das Netz erst in zwei Stunden wieder öffnen, und er war nicht sicher, wie lange es offen bleiben würde. Er hatte nicht zwei Stunden Zeit, um hier zu warten und Colin durchzuschicken, und er konnte ihn nicht zurücklassen. »Du bist in meiner Verantwortung.«
    »Und Sie in meiner«, erwiderte Colin eigensinnig. »Großtante Mary sagte mir, ich solle mich um Sie kümmern. Was soll geschehen, wenn Sie einen Rückfall haben und allein sind?«
    »Du verstehst nicht. Der Schwarze Tod…«
    »Das ist kein Problem. Wirklich nicht. Ich habe das Tetracyclin und das Gammaglobulin und alles bekommen. William hat seine Krankenschwester dazu überredet, und sie hat es mir gegeben. Sie können mich jetzt nicht zurückschicken, das Netz ist nicht offen, und außerdem ist es zu kalt, um zwei Stunden hier herumzustehen und zu warten. Sie würden garantiert einen Rückfall erleiden. Wenn wir uns jetzt auf die Suche nach Kivrin machen, könnten wir sie bis dahin schon gefunden haben.«
    Er hatte insoweit recht, als sie nicht hier bleiben und warten konnten. Die Kälte drang bereits durch den weiten viktorianischen Umhang, und Colins Rock aus Sackleinwand bot noch weniger Schutz als seine grüne Jacke und war bereits voll Schnee.
    »Wir werden auf die Anhöhe gehen«, sagte er, »aber zuerst müssen wir die Lichtung so markieren, daß wir sie wiederfinden können. Und du kannst nicht einfach losrennen. Ich wünsche, daß du zu allen Zeiten in Sichtweite bleibst. Ich habe nicht die Zeit, auch noch auf die Suche nach dir zu gehen.«
    »Ich werde nicht verlorengehen«, sagte Colin. Er hatte sein Bündel aufgeschnürt, suchte darin herum und hielt ein flaches Rechteck in die Höhe. »Ich habe ein Ortungsgerät mitgebracht. Es muß nur noch auf diese Lichtung eingestellt werden.«
    Nachdem er das getan hatte, ging er voraus, hielt Dunworthy die Weidenzweige auseinander, und sie kamen auf die Straße. Sie war allenfalls ein Ziehweg und mit frischem Schnee bedeckt, der keinerlei Spuren außer den Fährten von Eichhörnchen, Hasen und einem Hund oder vielleicht einem Wolf zeigte. Colin hielt sich gehorsam an Dunworthys Seite, bis sie die Anhöhe halb erstiegen hatten, dann konnte er sich nicht länger beherrschen und rannte voraus.
    Dunworthy stapfte schnaufend hinterdrein. Die unangenehme Beengung der Brust hatte sich wieder eingestellt, und er tat sein Möglichstes, sie nicht zu beachten. Ein Stück unter der Anhöhe hörte der Wald auf, und wo die freien Rächen begannen, wehte ein beißend

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