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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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machen. Im 19. Jahrhundert hatte es einmal eine Verschiebung von achtundvierzig Tagen gegeben, während es in unbewohnten Gegenden oft überhaupt keine Verschiebung gab.
    Und in vielen Fällen schien die Verschiebung willkürlich, unberechenbar. Als sie in den zwanziger Jahren die ersten Absetzoperationen im 20. Jahrhundert vorgenommen hatten, war er in den leeren Innenhof des Balliol College gegangen und hatte sich zum 14. September 1956 um zwei Uhr früh schicken lassen. Die Verschiebung hatte nur drei Minuten betragen. Aber als sie ihn um zwei Uhr acht wieder durchschickten, hatte die Verschiebung annähernd zwei Stunden betragen, und er war beinahe vor einem Studenten durchgekommen, der nach auswärts verbrachter Nacht zum Schlafsaal geschlichen war.
    Kivrin mochte sechs Monate vom vorgesehenen Zeitpunkt entfernt sein, ohne eine Vorstellung, wann die Rückholung stattfinden sollte. Und Badri war zum Pub gelaufen, um ihm zu sagen, er müsse sie herausholen.
    Mary kam herein, noch im Mantel. Dunworthy stand auf. »Was ist mit Badri?« Er merkte, daß er die Antwort fürchtete.
    »Er ist vorerst in der Unfallmedizin«, sagte sie. »Wir brauchen seine Krankenversicherungsnummer und können seine Unterlagen in den Personalakten von Balliol nicht finden.«
    Ihr graues Haar war wieder in Unordnung, aber sonst schien sie so geschäftsmäßig wie sie es zu sein pflegte, wenn sie mit Dunworthy über seine Studenten diskutierte.
    »Er ist kein Mitglied des College«, sagte Dunworthy mit einiger Erleichterung. »Techniker werden den einzelnen Colleges zugeordnet, sind aber offiziell Angestellte der Universität.«
    »Dann müßten seine Unterlagen in der Registratur sein. Gut. Wissen Sie, ob er im vergangenen Monat England verlassen hat?«
    »Vor zwei Wochen war er in Ungarn, wo er eine Absetzoperation ins 19. Jahrhundert durchführte. Seither ist er in England gewesen.«
    »Hat er Besuche von Verwandten aus Pakistan bekommen?«
    »Er hat dort keine. Lebt schon in der dritten Generation in England. Haben Sie herausbekommen, was ihm fehlt?«
    Sie hörte nicht zu. »Wo sind Gilchrist und Montoya?« fragte sie.
    »Sie sagten Gilchrist, er solle uns hier treffen, aber er war nicht in der Notaufnahme, solange ich dort wartete.«
    »Und Montoya?«
    »Sie ging, sobald die Absetzoperation beendet war«, sagte Dunworthy.
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin sie gegangen sein könnte?«
    Nicht mehr Ahnung als du, dachte Dunworthy. Du sahst sie auch gehen.
    »Ich nehme an, sie fuhr wieder nach Witney zu ihrer Ausgrabung. Dort verbringt sie den größten Teil ihrer Zeit.«
    »Ihre Ausgrabung?« sagte Mary, als hätte sie nie davon gehört.
    Was ist los? dachte er. Wo fehlt es? »In Witney«, sagte er. »Sie gräbt ein mittelalterliches Dorf aus. Ein vom National Trust finanziertes Unternehmen.«
    »Witney?« sagte sie und machte ein unglückliches Gesicht. »Sie wird sofort herkommen müssen.«
    »Soll ich versuchen, sie telefonisch zu erreichen?« sagte Dunworthy, aber Mary war bereits zu dem Arzt hinübergegangen, der beim Teewagen stand.
    »Ich brauche Sie, daß Sie mir jemanden aus Witney holen«, sagte sie zu ihm. Er stellte Tasse und Untertasse ab und fuhr in seine Jacke. »Von der National Trust-Ausgrabung. Lupe Montoya.« Sie ging mit ihm zur Tür hinaus.
    Er hatte erwartet, daß sie gleich darauf zurückkommen würde, und als sie ausblieb, ging er ihr nach. Sie war nicht im Korridor. Auch der Arzt war nirgendwo zu sehen, aber er stieß auf die Schwester der Unfallstation.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte sie und vertrat ihm den Weg, wie ihre Kollegin in der Notaufnahme es getan hatte. »Dr. Ahrens sagte, Sie möchten hier auf sie warten.«
    »Ich will nicht fort, aber ich muß meine Sekretärin anrufen.«
    »Ich hole Ihnen gern ein Telefon, Sir«, sagte sie. Sie wandte sich um und blickte durch den Korridor.
    Gilchrist und Latimer kamen. »… hoffe, Miss Engle hat die Gelegenheit, einen Todesfall zu beobachten«, sagte Gilchrist. »Die Einstellung zum Tod war im Mittelalter eine ganz andere als heute. Der Tod war ein gewohnter und akzeptierter Teil des Lebens, und die Menschen empfanden Verlust und Kummer bei weitem nicht so tief.«
    Die Krankenschwester zupfte an seinem Ärmel. »Mr. Dunworthy, wenn Sie drinnen warten wollen, bringe ich Ihnen ein Telefon.«
    Sie ging Gilchrist und Latimer entgegen. »Bitte kommen Sie mit mir«, sagte sie und führte sie in den Warteraum.
    »Ich bin stellvertretender Dekan der Historischen

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