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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Amerikaner haben versucht, in Ely anzurufen und ihr Konzert abzusagen, aber alle Leitungen sind blockiert.«
    Oxford und Umgebung. Das bedeutete, daß sie auch die U-Bahn stillgelegt hatten, und den Schnellzug nach London, und alle übrigen Straßen sowieso. Kein Wunder, daß die Telefonleitungen überlastet waren. »Wann geschah das? Als Sie nach Iffley hinausfuhren?«
    »Es war kurz nach drei, Sir. Seitdem telefoniere ich herum und versuche Sie zu finden, und dann dachte ich, daß Sie vielleicht schon davon wüßten.«
    Ich wußte noch nicht davon, dachte Dunworthy. Er versuchte sich auf die Bedingungen zu besinnen, die erfüllt sein mußten, um eine Quarantäne zu verhängen. Ursprünglich waren unmittelbare Seuchengefahr oder das endemische Auftreten einer unbekannten Krankheit Voraussetzung für eine so einschneidende Maßnahme gewesen, aber diese Bestimmungen waren in der ersten Aufregung nach der Pandemie erlassen worden und seither alle paar Jahre ergänzt und verwässert worden, so daß Dunworthy keine Ahnung hatte, wie sie jetzt waren.
    Er wußte aber, daß man vor ein paar Jahren die Verhängung einer Quarantäne von der »zweifelsfreien Bestimmung einer gefährlichen Infektionskrankheit« abhängig gemacht hatte, nachdem das Lassafieber drei Wochen lang ungehemmt in einer spanischen Stadt gewütet hatte. Die einheimischen Ärzte hatten das aus Schwarzafrika eingeschleppte Virus nicht rechtzeitig identifiziert, und die allgemeine Aufregung hatte zu verstärktem Druck der Öffentlichkeit geführt, die Bestimmungen zu verschärfen, aber er hatte keine Ahnung, ob daraus etwas geworden war.
    »Sollte ich ihnen dann Räume im Wohnheim zuweisen, Sir?« fragte Finch wieder.
    »Ja. Nein. Sie sollen einstweilen im Schlafsaal untergebracht werden. Dort können sie dann mit ihrem Glockenspiel üben oder was immer sie tun. Besorgen Sie Badris Personalakte und rufen Sie Dr. Ahrens an. Wenn die Leitungen alle besetzt sind, wählen Sie am besten diese Nummer. Ich werde hier sein, selbst wenn Dr. Ahrens nicht erreichbar sein sollte. Und dann bringen Sie heraus, wo Basingame ist. Es ist wichtiger denn je, daß wir ihn ausfindig machen. Um die Amerikaner können Sie sich später kümmern.«
    »Sie sind sehr aufgeregt.«
    Das bin ich auch, dachte Dunworthy. »Sagen Sie ihnen, daß ich bemüht bin, Näheres über die Situation in Erfahrung zu bringen, und zurückrufen werde.« Er sah den kleinen Bildschirm erlöschen.
    »Sie können es nicht erwarten, Basingame darüber zu informieren, was Sie für einen Fehler meines Fachbereichs halten, nicht wahr«, sagte Gilchrist. »Und das ungeachtet der Tatsache, daß es Ihr Techniker war, der dieses Absetzen durch den Konsum von Drogen oder Endorphinen gefährdet hat – einer Tatsache allerdings, von der ich Mr. Basingame bei seiner Rückkehr informieren werde. Dessen können Sie versichert sein.«
    Dunworthy sah auf seine Digitaluhr. Es war halb fünf. Finch hatte gesagt, sie seien kurz nach drei aufgehalten worden. Anderthalb Stunden. Oxford hatte in den vergangenen Jahren nur zwei kurzzeitige Quarantänefälle erlebt. Beim ersten hatte der Anlaß sich als eine allergische Reaktion erwiesen, und der zweite war auch ein blinder Alarm gewesen. Beide waren aufgehoben worden, sobald die Resultate der Blutuntersuchungen vorgelegen hatten. Mary hatte schon im Krankenwagen Blut entnommen, und Dunworthy hatte gesehen, wie der Arzt die Probe noch in der Notaufnahme einem Laboranten übergeben hatte. Sie hatten reichlich Zeit gehabt, die Ergebnisse zu bekommen.
    »Ich bin sicher, Mr. Basingame wird es auch interessieren, daß die unterlassene Überprüfung Ihres Technikers durch Sie zur Gefährdung dieses Projekts geführt hat«, sagte Gilchrist.
    Dunworthy grübelte weiter und ließ ihn reden. Im Krankenwagen hatte Mary gesagt, daß Badris hohe Temperatur auf eine Infektion hindeute, aber er hatte angenommen, daß sie eine lokale Infektion gemeint hatte, vielleicht einen entzündeten Blinddarm. Aber welche Krankheit konnte es sein? Pocken und Typhus waren schon im 20. Jahrhundert ausgelöscht worden, und Tuberkulose in diesem. Bakterielle Infektionen hatten keine Chance gegen neuzeitliche Medikamente, und die antiviralen Mittel wirkten so sicher, daß niemand mehr Erkältungskrankheiten hatte.
    »Es scheint entschieden seltsam, daß Sie nicht die offensichtliche Sicherheitsvorkehrung trafen, Ihren Techniker auf Drogenkonsum zu überprüfen, sich andererseits aber so besorgt um die

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