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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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nicht hören konnte.
    »Ich bin krank«, murmelte sie, als er sie auf den Schimmel setzte. Sie sank vornüber und klammerte sich an der Pferdemähne fest, um nicht hinunterzufallen. Er hob die Hand an ihre Seite und stützte sie. »Ich weiß nicht, wie dies geschehen konnte«, sagte sie. »Ich habe keine Schutzimpfung versäumt.«
    Er führte den Esel langsam zum Weg hinaus. Die kleinen Schellen an seinem Zaumzeug klingelten blechern.

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(000740-000751)
     
    Mr. Dunworthy, ich glaube, Sie sollten lieber kommen und mich holen.

 
7
     
     
    »Ich wußte es«, sagte Mrs. Gaddson, noch ehe sie bei ihnen anlangte. »Er hat sich irgendeine gräßliche Krankheit zugezogen, nicht wahr? Das kommt von all diesem Rudern.«
    Mary vertrat ihr den Weg. »Sie dürfen hier nicht hinein«, sagte sie. »Das ist eine Isolierstation.«
    Mrs. Gaddson blieb unbeeindruckt. Der transparente Regenumhang, den sie über ihrem Mantel trug, verspritzte Regentropfen, als sie auf sie zumarschierte und den Koffer wie eine Waffe schwang. »Sie können mich nicht so abwimmeln. Ich bin seine Mutter. Ich verlange ihn zu sehen.«
    Mary hob die Hand wie ein Polizist. »Halt!« sagte sie mit der Entschiedenheit einer ergrauten Stationsschwester.
    Mrs. Gaddson blieb tatsächlich stehen. »Eine Mutter hat das Recht, ihren Sohn zu sehen«, sagte sie etwas weniger kriegerisch. »Ist er sehr krank?«
    »Wenn Sie Ihren Sohn William meinen, der ist überhaupt nicht krank«, sagte Mary, »wenigstens, soweit es mir bekannt ist.« Wieder hob sie die Hand. »Bitte kommen Sie nicht näher. Warum glauben Sie, William sei krank?«
    »Ich wußte es in dem Augenblick, als ich von der Quarantäne hörte. Es ging mir wie ein Stich durch und durch, als der Bahnhofsvorsteher die Bekanntmachung durchgab.« Sie stellte den Koffer ab, um zu zeigen, wo der stechende Schmerz durchgegangen war. »Es ist, weil er seine Vitamine nicht nimmt. Ich bat das College, dafür zu sorgen«, sagte sie und warf Dunworthy einen Blick zu, der jenen Gilchrists in nichts nachstand, »und Sie sagten, er sei in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Nun, offensichtlich befanden Sie sich im Irrtum.«
    »Ihr Sohn William ist nicht die Ursache der Quarantäne«, erwiderte Mary. »Ein Techniker der Universität ist an einer Virusinfektion erkrankt.«
    Dunworthy vermerkte dankbar, daß sie nicht gesagt hatte: »Ein Techniker vom Balliol College.«
    »Der Techniker ist der einzige Fall, und es gibt vorläufig keinen Hinweis, daß es weitere geben wird. Die Quarantäne ist eine reine Sicherheitsvorkehrung.«
    Mrs. Gaddson schien nicht überzeugt. »Mein Willy ist immer kränklich gewesen, und er achtet einfach nicht auf seine Gesundheit. Er arbeitet viel zu angestrengt in diesem zugigen Zimmer, das er zugewiesen bekam«, sagte sie mit einem weiteren unheilvollen Blick zu Dunworthy. »Ich wundere mich nur, daß er nicht schon vorher an einer Virusinfektion erkrankt ist.«
    Mary steckte die Hand in die Tasche ihres Kittels, wo sie ihr kombiniertes Funksprech- und Aufnahmegerät hatte. Dunworthy hoffte, daß sie Mrs. Gaddson von ein paar stämmigen Pflegern würde hinauskomplimentieren lassen.
    »Am Ende eines einzigen Semesters am Balliol College war Willys Gesundheit völlig zugrunde gerichtet, und dann zwang sein Tutor ihn, über Weihnachten dazubleiben und Petrarca zu lesen«, fuhr Mrs. Gaddson fort. »Darum bin ich gekommen. Der Gedanke, daß er über Weihnachten ganz allein in diesem gräßlichen Ort sein muß, nicht ordentlich ißt und alles mögliche tut, was seine Gesundheit gefährdet, konnte ich als seine Mutter einfach nicht ertragen.«
    Sie zeigte wieder auf die Stelle, wo ihr der Schmerz durch und durch gegangen war. »Und es ist ein Zeichen der Vorsehung, daß ich rechtzeitig kam. Beinahe hätte ich den Zug verpaßt, weil mein Koffer so hinderlich war, und beinahe dachte ich: Laß gut sein, du kannst den nächsten Zug nehmen, aber ich wollte zu meinem Willy und rief ihnen zu, die Türen offen zu halten, und kaum war ich in Cornmarket ausgestiegen, als der Stationsvorsteher die Durchsage machte, daß eine Quarantäne verhängt und der Zugverkehr vorübergehend eingestellt sei. Stellen Sie sich vor, ich hätte diesen Zug verpaßt und den nächsten genommen! Ich wäre durch die Quarantäne aufgehalten worden.«
    »William wird sicherlich überrascht sein, Sie zu sehen«, sagte Dunworthy. Er hoffte, sie würde ihn suchen gehen.
    »Ja«, sagte sie grimmig.

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