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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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sie: »Gut, den Rest kann ich vom Computer abfragen. Ich rufe Sie wieder an, wenn ich zusätzliche Information brauche.« Sie gab den Hörer Dunworthy zurück. »Er möchte mit Ihnen sprechen«, sagte sie und ging mit dem Papier.
    »Sie sind sehr unglücklich, hier festzusitzen«, sagte Finch. »Mrs. Taylor droht mit einer Klage wegen Freiheitsberaubung und Behinderung ihrer vertraglichen Verpflichtungen.«
    »Wann hat Badri zuletzt antivirale Medikamente bekommen?«
    Finch brauchte längere Zeit, um das Bündel der Ausdrücke, Schriftstücke und Zeugnisse durchzusehen, die Badris Personalakte ausmachten. »Hier ist es, Sir. Am 14. September.«
    »Hat er die ganze Serie bekommen?«
    »Ja, Sir.«
    »Hatte er irgendwelche Reaktionen auf antivirale Impfungen oder Medikamente?«
    »Sieht nicht so aus. Bei den Impfbescheinigungen ist nichts vermerkt. Das habe ich bereits Dr. Ahrens gesagt.«
    Badri hatte an allen vorbeugenden Maßnahmen teilgenommen. Von allergischen Reaktionen war nichts bekannt.
    »Waren Sie schon in New College?« fragte Dunworthy.
    »Nein, Sir. Ich kann jetzt erst gehen. Wie soll ich es mit den Vorräten halten, Sir? Wir haben genug Seife auf Lager, aber Toilettenpapier ist nur sehr wenig da.«
    Die Tür wurde geöffnet, aber es war nicht Mary, sondern der Arzt, der Montoya vom Ausgrabungsort geholt hatte. Er ging zum Teewagen und schloß den Elektrotopf an.
    »Sollte ich das Toilettenpapier rationieren, Sir?« sagte Finch, »oder Zettel anbringen, auf denen alle um sparsamen Gebrauch gebeten werden?«
    »Was Sie für richtig halten«, sagte Dunworthy und legte auf.
    Es mußte noch immer regnen. Der Kittel des Arztes war naß, und als das Wasser zu sieden begann, hielt er seine roten Hände über den Dampf, um sie zu wärmen.
    »Sind Sie fertig mit dem Telefonieren?« fragte Gilchrist.
    Dunworthy gab ihm das Telefon. Wie mochte das Wetter sein, wo Kivrin war? Hatte Gilchrist auch die Wahrscheinlichkeit berechnen lassen, daß sie im Regen durchkommen würde? Ihr Umhang hatte nicht besonders wasserdicht ausgesehen, und der freundliche Reisende, der innerhalb von 1,6 Stunden des Weges kommen sollte, würde in einer Herberge oder Scheune Zuflucht gesucht haben, bis der Regen aufhörte.
    Er hatte Kivrin beigebracht, wie man ein Feuer machte, aber mit nassem Anbrennholz und kältesteifen Fingern konnte es ihr schwerlich gelingen. Im 14. Jahrhundert hatte es kalte Winter gegeben. Vielleicht schneite es sogar. Die sogenannte Kleine Eiszeit hatte um 1320 gerade begonnen, und schließlich war es so kalt geworden, daß die Themse regelmäßig eine Eisdecke bildete. Die niedrigen Temperaturen und das unberechenbare Wetter hatten die Ernteergebnisse so beeinträchtigt, daß manche Historiker die Schrecken des Schwarzen Todes dem unterernährten Zustand der Landbevölkerung zuschrieben. Das Wetter war zweifellos schlecht gewesen. Im Herbst 1348 hatte es in einem Teil von Oxfordshire vom Michaelistag bis Weihnachten jeden Tag geregnet. Wahrscheinlich lag Kivrin jetzt auf der nassen Straße, halb tot vor Unterkühlung und Nässe.
    Und Hautausschlag wird sie auch haben, dachte er, weil ihr übermäßig vernarrter Tutor sich zuviel um sie sorgte. Mary hatte recht. Er hörte sich wirklich wie Mrs. Gaddson an. Als nächstes würde er sich womöglich Hals über Kopf ins Jahr 1320 stürzen, wie Mrs. Gaddson sich in die U-Bahn gestürzt hatte, und Kivrin würde genauso froh sein, ihn zu sehen, wie William beim Anblick seiner Mutter. Und genau so hilfsbedürftig.
    Kivrin war die intelligenteste und findigste Studentin, die er je gekannt hatte. Sie wußte sicherlich genug, um sich vor dem Regen zu schützen. Sie war imstande, ihre Ferien bei den Eskimos zu verbringen, um zu lernen, wie man ein Iglu baute.
    Sie hatte sicherlich an alles gedacht, bis hin zu ihren Fingernägeln. Als sie gekommen war, ihm ihre Verkleidung zu zeigen, hatte sie ihm auch die Hände hingestreckt. Ihre Nägel waren abgebrochen und schmutzig gewesen. »Ich weiß, daß ich nach meiner angenommenen Identität zum niedrigen Landadel gehöre, aber auch dort mußten die Frauen viel Handarbeit im Hof und auf dem Feld verrichten, statt in der warmen Stube zu sitzen und Wandteppiche zu knüpfen, und bis um 1600 hatten die Damen keine Scheren. Darum verbrachte ich den Sonntagnachmittag in Montoyas Ausgrabung und scharrte zwischen den Grabsteinen und Gebeinen, um diesen Effekt zu bekommen.« Ihre Nägel hatten schrecklich ausgesehen, und völlig authentisch. Es

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