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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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»Wahrscheinlich sitzt er da und hat nicht mal seinen Schal um. Er wird diese Virusinfektion bekommen, ich weiß es. Alles zieht er sich zu. Als er klein war, hatte er den fürchterlichsten Hautausschlag. Er wird sich auch diese Krankheit zuziehen. Wenigstens ist seine Mutter hier, um ihn zu pflegen.«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und zwei Gestalten in Atemmasken, weißen Kitteln, Gummihandschuhen und Papiergaloschen über den Schuhen kamen im Laufschritt heraus. Sie verlangsamten ihre Gangart, als sie sahen, daß niemand zusammengebrochen war.
    »Dieser Bereich muß abgesperrt und ein Schild aufgestellt werden, das ihn als Teil der Isolierstation kenntlich macht«, sagte Mary. Sie wandte sich zu Mrs. Gaddson. »Ich fürchte, es besteht eine Möglichkeit, daß Sie dem Virus ausgesetzt worden sind. Wir haben noch keine endgültige Klarheit über die Art und Weise der Übertragung und können nicht ausschließen, daß der Erreger mit der Atemluft übertragen wird«, sagte sie, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte Dunworthy, sie wollte Mrs. Gaddson zu ihnen in den Warteraum setzen.
    »Würden Sie Mrs. Gaddson zu einem Isolierabteil führen?« fragte sie einen der Pfleger. »Wir müssen eine Blutuntersuchung machen und eine Liste ihrer Kontaktpersonen erstellen. Mr. Dunworthy, wenn Sie mit mir kommen wollen«, sagte sie und führte ihn in den Warteraum und schloß die Tür, bevor Mrs. Gaddson protestieren konnte. »So, nun können sie die Frau eine Weile festhalten und dem armen Willy ein paar letzte Stunden in Freiheit verschaffen.«
    »Mit dieser Frau muß einer ja den Ausschlag kriegen«, sagte Dunworthy.
    Alle bis auf die Ärztin hatten bei ihrem Eintreten aufgeblickt. Latimer saß noch geduldig mit aufgekrempeltem Ärmel am Tisch. Montoya mühte sich mit dem Telefon ab.
    »Colins Zug wurde zurückgeschickt«, sagte Mary. »Er ist inzwischen sicher zu Hause.«
    »Oh, gut.« Montoya legte den Hörer auf. Sofort griff Gilchrist zum Telefon.
    »Mr. Latimer, es tut mir leid, daß ich Sie warten ließ«, sagte Mary. Sie zog ein frisches Paar Gummihandschuhe über und begann die Punktion vorzubereiten.
    »Gilchrist hier. Ich möchte den Quästor sprechen«, sagte Gilchrist in den Hörer. »Ja. Ich versuche Mr. Basingame zu erreichen. Ja, ich werde warten.«
    Der Quästor hatte keine Ahnung, wo Basingame war, und auch sonst niemand. Dunworthy hatte bereits mit allen in Frage kommenden Personen gesprochen, als er versucht hatte, die Absetzoperation aufzuhalten. Der Quästor hatte nicht einmal gewußt, daß Basingame sich in Schottland aufhielt.
    »Ich bin froh, daß sie den Jungen gefunden haben«, sagte Montoya. Sie sah auf ihre Digitaluhr. »Wie lange werden Sie uns noch hier festhalten? Ich muß zurück zu meiner Ausgrabung, bevor sie sich in einen Sumpf verwandelt. Wir graben gerade den Friedhof von Skendgate aus. Die meisten Gräber datieren aus dem 15. Jahrhundert, aber wir haben auch ein paar Pestopfer und sogar einzelne Gräber, die aus der Zeit vor Wilhelm dem Eroberer stammen. Letzte Woche fanden wir das Grab eines Ritters mit einer schön gearbeiteten Grabplatte. Hervorragend erhalten. Ich frage mich, ob Kivrin schon dort ist?«
    Dunworthy nahm an, daß sie das Dorf und nicht den Friedhof meinte. »Hoffen wir es«, sagte er.
    »Ich bat sie, sofort mit der Aufzeichnung ihrer Beobachtungen in Skendgate anzufangen, im Dorf und in der Kirche. Besonders die Kirchengruft. Dort stand ein Sarkophag, von dem leider nur Bruchstücke erhalten sind. Die Inschrift ist nicht mehr zu rekonstruieren, aber das Datum ist noch lesbar – 1318.«
    »Es ist ein Notfall«, sagte Gilchrist. Er hörte den anderen mit allen Zeichen von Ungeduld an, dann fuhr er dazwischen: »Ich weiß, daß er in Schottland angeln ist. Ich möchte wissen, wo.«
    Mary klebte Latimer ein Pflaster in die Armbeuge und gab Gilchrist ein Zeichen. Er schüttelte den Kopf. Sie stand auf, ging zu der Ärztin und schüttelte sie wach. Die Frau folgte ihr schläfrig blinzelnd an den Tisch.
    »Es gibt so vieles, was nur durch unmittelbare Beobachtung zu klären ist«, sagte Montoya. »Ich habe Kivrin eingeschärft, jedes Detail aufzuzeichnen. Hoffentlich reicht die Speicherkapazität des Aufnahmegeräts. Es ist so winzig.« Sie sah wieder auf ihre Uhr. »Natürlich mußte es klein sein. Haben Sie Gelegenheit gehabt, es zu sehen, bevor es implantiert wurde? Es sah wirklich wie ein Knochenstück aus.«
    »Knochenstück?« sagte Dunworthy. Das Blut der

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