Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
gab sicherlich keinen Anlaß, sich wegen eines Details wie Schnee zu sorgen.
    Aber er konnte nicht anders. Wenn er nur mit Badri sprechen und ihn fragen könnte, was er auf dem Herzen gehabt hatte, sich vergewissern, daß die Absetzoperation planmäßig verlaufen war und daß es nicht allzuviel Verschiebung gegeben hatte, würde er eher in der Lage sein, seine Sorgen zu vergessen. Aber Mary hatte Badris Krankenversicherungsnummer erst jetzt erfahren, und über Badris gegenwärtigen Zustand war ihm nichts bekannt. Vielleicht war er noch bewußtlos.
    Er stand auf, ging zum Teewagen und bereitete sich eine Tasse Tee. Gilchrist war wieder am Telefon und sprach anscheinend mit dem Pförtner. Die Pförtner wußten auch nicht, wo Basingame war. Als Dunworthy mit ihm gesprochen hatte, hatte der Mann ihm gesagt, Basingame habe Loch Balkillan erwähnt, einen See, der, wie sich herausgestellt hatte, nicht existierte.
    Dunworthy trank seinen Tee. Der Quästor rief Gilchrist an, dieser darauf den stellvertretenden Rektor, aber keiner von ihnen wußte, wohin Basingame gefahren war. Die Schwester, die zuvor die Tür bewacht hatte, kam herein und beendete die Blutuntersuchungen. Der Arzt mit den roten Händen nahm eine der Broschüren vom Tisch und begann darin zu lesen.
    Montoya füllte ihr Anmeldeformular und die Listen der Kontaktpersonen aus. »Soll ich die Namen der Leute aufschreiben, mit denen ich heute zusammengekommen bin?« fragte sie Dunworthy.
    »In den drei letzten Tagen«, sagte er.
    Sie warteten. Dunworthy trank noch eine Tasse Tee. Montoya rief die Gesundheitsbehörde an und versuchte eine Sondererlaubnis zu erhalten, um zu ihrer Ausgrabung zurückzukehren.
    Eine Krankenschwester schob einen Rollwagen mit dem Mittagessen herein. Während sie aßen, besprach Gilchrist mit Latimer seinen Plan, Kivrin als nächstes in die Zeit nach dem Schwarzen Tod zu senden. »Die historische Forschung geht allgemein davon aus, daß er die mittelalterliche Gesellschaft vollständig zerstörte«, erläuterte er beim Schneiden seines Roastbeefs, »aber meine Untersuchungen deuten darauf hin, daß er sich insgesamt eher reinigend als katastrophal auswirkte.«
    Dunworthy überlegte, warum es so lang dauerte. Untersuchten sie wirklich die Blutproben, oder warteten sie einfach, daß einer von ihnen über dem Teewagen zusammenbrach, damit sie die Inkubationszeit bestimmen konnten?
    Als er gegessen hatte, rief Gilchrist wieder im New College an und fragte nach Basingames Sekretärin.
    »Sie ist nicht da«, sagte Dunworthy. »Sie ist über Weihnachten nach Devonshire zu ihrer Tochter gefahren.«
    Gilchrist ignorierte ihn. »Ja. Ich muß ihr eine Nachricht übermitteln. Ich versuche Mr. Basingame zu erreichen. Es ist ein Notfall. Wir haben gerade eine Historikerin ins 14. Jahrhundert geschickt, und Balliol unterließ es, den Netztechniker ordnungsgemäß zu überprüfen. Nun hat der Mann eine ansteckende Virusinfektion und ist bewußtlos. Rufen Sie bitte zurück.« Er legte auf. »Wenn Mr. Chaudhuri sich den notwendigen Vorsorgemaßnahmen entzogen hat, mache ich Sie persönlich verantwortlich, Mr. Dunworthy.«
    »Er hat im September das ganze Programm absolviert«, sagte Dunworthy.
    »Können Sie das beweisen?« fragte Gilchrist.
    »Ist er durchgekommen?« meldete sich die Ärztin zu Wort.
    Alle anderen, sogar Latimer, sahen sie erstaunt an. Bis zu diesem Augenblick hatte sie mit geschlossenen Augen, das Kinn auf der Brust und verschränkten Armen im Sessel gelegen und den Eindruck erweckt, daß sie fest eingeschlafen sei.
    »Sie sagten, Sie hätten jemanden ins Mittelalter geschickt«, sagte sie in kriegerischem Ton. »Ist er durchgekommen?«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht…«, sagte Gilchrist.
    »Dieses Virus«, sagte sie. »Konnte es durch die Zeitmaschine gekommen sein?«
    Gilchrist blickte nervös zu Dunworthy. »Das ist nicht möglich, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Dunworthy. Es war offensichtlich, daß Gilchrist von den theoretischen Grundlagen nicht viel verstand. Der Mann war als stellvertretender Dekan ungeeignet. Er wußte nicht einmal, wie das Netz funktionierte, durch das er Kivrin so vergnügt geschickt hatte. »Das Virus kann nicht durch das Netz gekommen sein.«
    »Dr. Ahrens sagte, der Inder sei der einzige Fall«, sagte die Ärztin. »Und Sie sagen…« – sie zeigte auf Dunworthy –, »daß er alle Schutzimpfungen und Vorsorgemaßnahmen erhalten habe. Wenn das zutrifft, kann er nicht von einem Virus angesteckt worden

Weitere Kostenlose Bücher