Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
haben wir?« fragte Badri.
    »Den 22. Dezember. Sie sind noch nicht einmal einen Tag hier.«
    »Und das Jahr?« fragte Badri mit einem matten Versuch, im Bett aufzusitzen. »Was für ein Jahr?«
    Dunworthy blickte besorgt zu den Kontrollanzeigen. Die Temperatur betrug jetzt 39,9. »Das Jahr ist 2054«, sagte er und beugte sich näher, um ihn zu beruhigen. »Wir haben den 22. Dezember 2054.«
    »Treten Sie zurück«, sagte Badri.
    Dunworthy richtete sich auf und trat einen Schritt zurück.
    »Zurück!« sagte er wieder. Er stützte sich auf die Ellenbogen und blickte verwirrt umher. »Wo ist Mr. Dunworthy? Ich muß mit ihm sprechen.«
    »Ich bin hier bei Ihnen, Badri.« Dunworthy trat wieder einen Schritt näher und hielt inne, um ihn nicht zu erschrecken. »Was wollen sie mir sagen?«
    »Wissen Sie, wo er dann sein könnte?« sagte Badri. »Würden Sie ihm diese Nachricht geben?« Er reichte ihm ein imaginäres Blatt Papier, und Dunworthy begann zu verstehen, daß er im Fiebertraum noch einmal den Dienstagnachmittag erlebte, als er ins Balliol gekommen war.
    »Ich muß zurück zum Netz.« Er machte eine Bewegung, als wollte er auf die Armbanduhr sehen. »Ist das Laboratorium offen?«
    »Weswegen wollten Sie mit Mr. Dunworthy sprechen?« fragte Dunworthy. »War es die Verschiebung?«
    »Nein. Treten Sie zurück. Sie werden ihn fallen lassen. Den Deckel!« Er starrte Dunworthy aus fieberglänzenden Augen an. »Worauf warten Sie? Gehen Sie und holen Sie ihn!«
    Die junge Krankenschwester kam herein.
    »Er deliriert«, sagte Dunworthy.
    Sie musterte Badri mit einen flüchtigen Blick und blickte dann zu den Kontrollanzeigen. Sie kamen Dunworthy unheilverkündend vor: ständig liefen Ziffern über die Bildschirme, zickzackten in drei Dimensionen, und da und dort gab es kräftige Ausschläge grüner und roter Linien, aber die Praktikantin schien nicht sonderlich besorgt. Sie überprüfte alle Ablesungen nacheinander und begann ruhig den Durchfluß am Tropf zu regulieren.
    »Aber nun legen wir uns wieder hin, nicht wahr?« sagte sie, noch immer ohne Badri anzusehen, und erstaunlicherweise folgte er der Aufforderung sofort.
    »Ich dachte, Sie seien weggegangen«, sagte er zu ihr, den Kopf wieder im Kissen. »Gott sei Dank, daß Sie hier sind.« Er schien in sich zusammenzusinken. Die Praktikantin hatte es nicht bemerkt. Sie regulierte noch den Tropf.
    »Er ist ohnmächtig geworden«, sagte Dunworthy.
    Sie nickte und ging zum Datenanschluß, um die Ablesungen einzugeben. Badri, der unter seiner dunklen Haut totenbleich aussah, schenkte sie keinen Blick.
    »Meinen Sie nicht, daß Sie einen Arzt rufen sollten?« fragte Dunworthy, und als wäre es ein Signal gewesen, ging die Tür auf und eine große Frau in Schutzkleidung kam herein.
    Auch sie hatte für Badri keinen Blick übrig. Sie las die Kontrollanzeigen ab, dann fragte sie: »Anzeichen von Pleuritis?«
    »Zyanose und Fieberfrost«, sagte die Praktikantin.
    »Was bekommt er?«
    »Myxabravin«, sagte sie.
    Die Ärztin nahm ein Stethoskop von der Wand. »Hämoptoe?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kalt«, sagte Badri. Keine von beiden schenkte ihm die geringste Aufmerksamkeit. Er begann zu zittern. »Nicht fallen lassen. Es war Porzellan, nicht wahr?«
    »Fünfzig Kubikzentimeter in Wasser gelöstes Tetracyclin und Kreislaufstützung«, sagte die Ärztin. Sie richtete den am ganzen Leibe zitternden Badri im Bett auf und zog die Klettverschlüsse seines Papiernachthemdes auf. Dann preßte sie Badri das Stethoskop in einer Art und Weise, die Dunworthy grausam und rücksichtslos vorkam, gegen den Rücken. »Atmen Sie tief ein«, sagte sie, den Blick auf der Kontrollanzeige. Badri gehorchte. Seine Zähne schlugen aufeinander.
    »Kleinere pleurale Verdichtung unten links«, sagte die Ärztin und bewegte das Stethoskop einen Zentimeter weiter. »Noch eine.« Sie setzte das Stethoskop noch mehrmals an, dann sagte sie: »Anzeichen interstitieller Pneunomie. Haben wir schon eine Bestimmung?«
    »Myxovirus«, sagte die Praktikantin beim Aufziehen einer Spritze. »Typ A.«
    »Sequenzanalyse?«
    »Noch nicht.« Sie paßte die Spritze in die Kanüle ein und drückte den Kolben hinunter. Draußen läutete irgendwo ein Telefon.
    Die Ärztin heftete die Klettverschlüsse von Badris Nachthemd zusammen, legte ihn wieder zurück und warf die Decke achtlos über eine untere Hälfte.
    »Achten Sie auf Auswurf«, sagte sie und ging. Das Telefon läutete weiter.
    Dunworthy drängte es, Badri richtig

Weitere Kostenlose Bücher