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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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mehr als ein Flüstern, aber seine Hand tastete nach Dunworthys und hielt sie mit erstaunlicher Kraft fest. »Im Laboratorium.«
    »Heute vormittag? Und haben Sie Kivrin gestern gesehen?«
    »Nein.«
    »Was haben Sie gestern gemacht?«
    »Ich überprüfte das Netz.«
    »Waren Sie den ganzen Tag damit beschäftigt?«
    Er schüttelte den Kopf. Die Anstrengung erzeugte eine ganze Serie von Pieptönen und Ausschlägen auf den Kontrollschirmen. »Ich war bei Ihnen.«
    Dunworthy nickte. »Sie hinterließen mir eine Nachricht. Was machten Sie danach? Haben Sie Kivrin gesehen?«
    »Kivrin?« sagte er. »Ich überprüfte Puhalskis Koordinaten.«
    »Waren Sie richtig?«
    Er runzelte die Stirn. »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ich überprüfte sie zweimal.« Er machte eine Pause, um Luft zu schöpfen. »Ich nahm eine interne Überprüfung vor, und eine am Komparator.«
    Dunworthy war erleichtert. Also hatte es keinen Fehler in den Koordinaten gegeben. »Wie war es mit der Verschiebung? Wieviel Verschiebung gab es?«
    »Kopfschmerzen«, murmelte Badri. »Heute früh. Muß bei der Tanzveranstaltung zuviel getrunken haben.«
    »Welcher Tanzveranstaltung?«
    Badri schloß die Augen und seufzte.
    »Auf welcher Tanzveranstaltung waren Sie?« drängte Dunworthy. Er kam sich vor wie ein Inquisitor. »Wann war es? Montag?«
    »Dienstag«, sagte Badri. »Trank zuviel.« Er drehte den Kopf auf die andere Seite.
    »Ruhen Sie jetzt aus«, sagte Dunworthy. Er löste seine Hand behutsam aus Badris Fingern. »Versuchen Sie ein wenig zu schlafen.«
    »Freut mich, daß Sie gekommen sind«, sagte Badri und wollte wieder seine Hand ergreifen.
    Dunworthy gab sie ihm und beobachtete abwechselnd den Schlafenden und die Kontrollanzeigen. Draußen regnete es. Hinter dem Vorhang zerplatzten die Tropfen mit leisem, unregelmäßigem Geräusch an der Fensterscheibe.
    Er hatte nicht verstanden, wie krank Badri tatsächlich war, war zu sehr um Kivrin besorgt gewesen, um auch nur an ihn zu denken. Vielleicht sollte er nicht so kritisch gegen Montoya und die anderen sein; auch sie hatten ihre Voreingenommenheiten, und keiner von ihnen hatte darüber nachgedacht, was Badris Krankheit bedeutete, es sei denn im Hinblick auf die Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten, die sie ihnen bereitete. Selbst Mary, die davon redete, daß sie das Bulkeley-Johnson- Studentenwohnheim als Notkrankenhaus benötigten, falls es zum Ausbruch einer Epidemie kommen sollte, hatte sich gegen die Realität von Badris Krankheit und ihre Bedeutung verschlossen. Er hatte seine antiviralen Schutzimpfungen bekommen, an den Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen, und doch lag er hier mit 39,7 Fieber.
    Der Abend verging. Dunworthy lauschte dem Regen und dem Viertelstundenschlag von St. Hilda und, weiter entfernt, Christ Church. Die Stationsschwester teilte ihm in grimmigem Ton mit, daß sie Feierabend habe, und eine viel kleinere und freundlichere blonde Schwester, nach ihrem Abzeichen eine Studentin, die ihr Praktikum absolvierte, überprüfte den Tropf und die Kontrollanzeigen.
    Badri rang sich mit beängstigender Anstrengung immer wieder zum Bewußtsein durch, und jedesmal schien er erschöpfter und weniger fähig, Dunworthys Fragen zu beantworten.
    Aber Dunworthy ließ nicht locker. Die Tanzveranstaltung war in Headington gewesen. Anschließend war Badri in ein Pub gegangen, an deren Namen er sich nicht erinnerte. Am Montagabend hatte er allein im Laboratorium gearbeitet und Puhalskis Koordinaten überprüft. Er war mittags aus London zurückgekommen. Mit der U-Bahn. Es war unmöglich, den Kreis seiner Kontaktpersonen einzugrenzen. Fahrgäste, Pubbesucher und Tanzlustige, und alle, mit denen er in London zusammengekommen war. Es würde niemals möglich sein, ihnen allen auf die Spur zu kommen und sie zu überprüfen, selbst wenn Badri gewußt hätte, wer sie waren.
    »Wie sind Sie heute morgen zum College gekommen?« fragte Dunworthy, als Badri wieder aus bewußtlosem Schlaf erwacht war.
    »Morgen?« murmelte Badri. Er blickte zum verhängten Fenster, als erwarte er, daß es bereits Morgen sei. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    Dunworthy wußte nicht, wie er das beantworten sollte. Den ganzen Abend hatte er mit wachen Intervallen geschlafen. »Es ist jetzt zehn«, sagte er nach einem Blick auf seine Uhr. »Wir brachten Sie um halb zwei in die Klinik. Heute vormittag schickten Sie Kivrin durch das Netz. Erinnern Sie sich, wann Sie anfingen, sich krank zu fühlen?«
    »Was für ein Datum

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