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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Temperaturanzeige stand bei 39,4.
    Sein Kopf schmerzte. Er nahm die Brille ab und rieb die Nasenwurzel zwischen den Augen. Dann setzte er sich auf den Feldhocker und nahm sich die Liste der Kontakte vor, die er bisher zusammengebracht hatte. Man konnte es kaum eine Übersicht nennen, so viele Lücken waren darin. Der Name des Pubs, die Badri nach dem Tanz aufgesucht hatte. Wo Badri am Montagabend gewesen war. Und am Montagnachmittag. Er war mittags aus London gekommen, und Dunworthy hatte ihn angerufen und gebeten, um halb drei im Laboratorium zu sein. Wo war er in diesen zweieinhalb Stunden gewesen?
    Und wohin war er am Dienstagnachmittag gegangen, als er das Balliol mit der Nachricht verlassen hatte, er habe eine Netzüberprüfung vorgenommen? Zurück zum Laboratorium? Oder in eine andere Kneipe? Vielleicht hatten auch andere im Balliol während Badris Aufenthalt dort mit ihm gesprochen. Wenn Finch wieder anrief, um ihn über die letzten Entwicklungen bei den amerikanischen Schellenläutern und dem Toilettenpapier zu unterrichten, würde er ihn beauftragen, alle zu fragen, die im College gewesen waren, ob sie Badri gesehen hatten.
    Die Tür ging auf, und die Praktikantin kam in frischer Schutzkleidung herein. Dunworthy schaute automatisch zu den Kontrollanzeigen, sah aber keine dramatischen Veränderungen. Badri schlief noch. Die Praktikantin gab einige Zahlen ein, überprüfte den Tropf und zupfte an einem Deckenzipfel. Sie öffnete den Vorhang, und dann stand sie da und wickelte die Kordel um ihre Hand.
    »Ich konnte nicht umhin, Ihr Telefongespräch mitzuhören«, sagte sie. »Sie erwähnten eine Mrs. Gaddson. Ich weiß, es ist schrecklich unhöflich von mir, danach zu fragen, aber könnte es William Gaddsons Mutter gewesen sein, mit der Sie sprachen?«
    »Ja«, sagte er etwas überrascht. »William ist Student am Balliol College. Kennen Sie ihn?«
    »Er ist ein Freund von mir«, sagte sie und errötete so rosig, daß er es trotz ihrer Schutzmarke sehen konnte.
    »Ach so«, sagte er. Er fragte sich, wann William Zeit finden mochte, Petrarca zu lesen. »Seine Mutter ist hier in der Klinik«, sagte er. Er hatte das Gefühl, sie warnen zu sollen, wußte aber nicht recht, vor wem. »Es scheint, daß sie gekommen ist, ihn über Weihnachten zu besuchen.«
    »Sie ist hier?« sagte die Praktikantin und errötete noch tiefer. »Ich dachte, wir befänden uns unter Quarantäne.«
    »Sie kam mit dem letzten Zug aus London«, seufzte Dunworthy.
    »Weiß William davon?«
    »Mein Sekretär versucht ihn zu benachrichtigen«, sagte er, ohne auf die junge Dame ins Shrewsbury einzugehen.
    »Er ist in der Bodleian-Bibliothek und liest Petrarca«, sagte sie. Sie ließ die Kordel los und ging hinaus, wahrscheinlich um in der Bibliothek anzurufen.
    Badri regte sich im Schlaf und murmelte Unverständliches. Er sah gerötet aus, sein Atem ging mühsam.
    »Badri?« sagte er.
    Badri schlug die Augen auf. »Wo bin ich?«
    Dunworthy blickte zu den Kontrollanzeigen. Das Fieber war ein wenig gesunken, und er schien wacher als zuvor.
    »In der Universitätsklinik«, sagte er. »Sie erlitten im Laboratorium vom Brasenose College einen Zusammenbruch, als Sie am Netz arbeiteten. Erinnern Sie sich?«
    »Ich erinnere mich, daß ich mich unwohl fühlte«, antwortete Badri. »Mich fror. Ich kam ins Pub, um Ihnen zu sagen, daß ich die Fixierung hätte…« Ein seltsamer, furchterfüllter Ausdruck kam in sein Gesicht.
    »Sie sagten mir, daß etwas nicht in Ordnung sei«, sagte Dunworthy. »Was war es? Die Verschiebung?«
    »Etwas nicht in Ordnung«, wiederholte Badri. Er versuchte sich auf einen Ellbogen zu stützen. »Was ist mit mir nicht in Ordnung?«
    »Sie sind krank. Sie haben die Grippe.«
    »Ich? Ich bin nie krank gewesen.« Er bemühte sich, aufrecht zu sitzen. »Sie starben, nicht wahr?«
    »Wer starb?«
    »Ich tötete sie alle.«
    »Haben Sie näheren Kontakt mit anderen gehabt, Badri? Das ist wichtig. Sie könnten diese Kontaktpersonen mit dem Virus infiziert haben.«
    »Virus?« Aus seiner Stimme war Erleichterung herauszuhören. »Habe ich ein Virus?«
    »Ja. Eine Art Influenza. Es ist nicht besonders schlimm. Sie haben alle möglichen Gegenmittel bekommen und werden sich im Nu erholt haben. Können Sie sich denken, wo Sie sich angesteckt haben? Hatte jemand anders in Ihrem Bekanntenkreis die Grippe?«
    »Nein.« Er ließ sich ins Kissen zurücksinken. »Ich dachte – oh!« Er blickte erschrocken zu Dunworthy auf. »Da ist was«, stieß

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