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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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dich nicht«, sagte er. »Der allmächtige Gott erbarme sich deiner; Er lasse dir die Sünden nach und führe dich zum ewigen Leben. Amen«, sagte er und löschte das Feuer, das ihr die Fußsohlen verbrannte.
    »Warum erhalte ich das Sterbesakrament?« fragte Kivrin, und dann fiel ihr ein, daß sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Ich werde hier sterben, dachte sie, und Mr. Dunworthy wird nie erfahren, was mit mir geschehen ist.
    »Mein Name ist Kivrin«, sagte sie. »Sagt Mr. Dunworthy…«
    »Mögest du deinen Erlöser von Angesicht zu Angesicht erblicken«, sagte der Priester, bloß war es der Halsabschneider, der sprach. »Und mögest du vor Ihm stehen und mit gesegneten Augen die geoffenbarte Wahrheit schauen.«
    »Ich sterbe, nicht wahr?« fragte sie den Priester.
    »Es ist nichts zu fürchten«, sagte er und nahm ihre Hand.
    »Verlaß mich nicht«, sagte sie und umklammerte seine Finger.
    »Das werde ich nicht tun«, sagte er, aber sie konnte ihn vor lauter Rauch nicht sehen. »Möge der allmächtige Gott dir gnädig sein und deine Sünden vergeben und dir das immerwährende Leben bringen«, sagte er.
    »Bitte kommen Sie und holen Sie mich, Mr. Dunworthy«, sagte sie, und die Flammen loderten zwischen ihnen auf.

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(000806-000882)
     
    Domine, mittere digneris sanctum Anaelum tuum de caelis, qui custodiat, foveat, protegat, visitet, atque defendat omnes habitantes in hoc habitaculo
     
    (Unterbrechung)
     
    Exaudi orationem meam et clamor meus ad te veniat.

    ( Herr, lasse Dich herab, Deinen heiligen Engel vom Himmel zu senden, daß er alle, die in diesem Hause versammelt sind, behüte, hege, beschütze, besuche und verteidige. 
    – Erhöre mein Gebet und laß mein Rufen zu Dir kommen. )

 
9
     
     
    »Was ist es, Badri? Was ist schiefgegangen?« fragte Dunworthy.
    »Kalt«, flüsterte Badri. Dunworthy beugte sich über ihn, zog Laken und Decke unter den Armen heraus und deckte ihn dann bis zum Kinn zu. Die Decke schien jämmerlich unzureichend, nicht viel dicker als das Nachthemd aus Papier, das Badri bekommen hatte. Kein Wunder, daß ihn fror.
    »Danke«, murmelte Badri. Er schloß die Augen.
    Dunworthy sah sich besorgt nach den Kontrollanzeigen um, aber sie waren inzwischen nicht verständlicher geworden. Die Temperaturanzeige blieb bei 39,7. Badris Hände hatten sich sogar durch die Gummihandschuhe sehr heiß angefühlt, und die Fingernägel eigenartig ausgesehen, beinahe dunkelblau. Auch Badris Hautfarbe schien dunkler als sonst, das Gesicht beinahe ausgemergelt.
    Die Stationsschwester, deren Umrisse unter dem Kittel unangenehme Assoziationen mit Mrs. Gaddson wachriefen, kam herein und sagte barsch: »Die Liste der Primärkontakte ist eingespeichert.« Kein Wunder, daß Badri sich vor ihr fürchtete. »CH1«, sagte sie und zeigte zur Tastatur unter dem Datenanschluß.
    Dunworthy gab die Kombination ein, und eine in Stundenblöcke unterteilte Tabelle erschien auf dem Bildschirm. Sein eigener Name, Marys und die der Krankenschwestern standen obenan, dahinter in Klammern ein Kürzel SK, vermutlich, um darauf hinzuweisen, daß sie Schutzkleidung trugen, wenn sie mit ihm in Berührung kamen.
    Dunworthy ließ die Tabelle mit rückwärts laufender Zeiteinteilung über den Bildschirm wandern. Die Einlieferung, die Ambulanzärzte, das Netz, die letzten zwei Tage. Badri war am Montagvormittag in London gewesen und hatte im Jesus College eine Absetzoperation vorbereitet. Mittags war er mit der U-Bahn nach Oxford zurückgekehrt.
    Um halb drei war er zu Dunworthy gekommen und bis vier geblieben. Dunworthy gab die Uhrzeiten ein. Badri hatte ihm bei der Gelegenheit erzählt, daß er in London gewesen sei, aber Dunworthy konnte sich nicht an Angaben über die Uhrzeit erinnern. Er ergänzte: »London – Jesus College wegen Ankunftszeit anrufen.«
    »Bald ist er weg, bald ist er wieder da«, sagte die Krankenschwester mißbilligend. »Das ist das Fieber. Haben Sie ihm die Decke übergezogen?« Sie überprüfte die Schläuche und ihre Befestigungen, zog die Bettdecke mit einem Ruck glatt und marschierte hinaus.
    Das Schließen der Tür schien Badri zu ermuntern. Seine Lider öffneten sich blinzelnd.
    »Ich muß Ihnen einige Fragen stellen, Badri«, sagte Dunworthy. »Wir müssen herausbringen, mit wem Sie zusammen waren und gesprochen haben. Wir möchten Ansteckungsgefahr meiden, und dazu müssen Sie uns sagen, wer in Frage kommt.«
    »Kivrin«, sagte er. Seine Stimme war nicht

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