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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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letzten Satzes gäbe schon eine recht nette Summe!« 1
    »O, dieses Sätzchen hat seinen Werth! Es umfaßt den Gesammtinhalt dieses Documents und nennt die betreffenden Personen beim richtigen Namen! Freilich, um jenen Satz richtig zu verstehen, muß man zuerst die Anzahl Worte, die er enthält, zählen, und wenn das Einer gethan hätte, blieb ihm dessen wirklicher Sinn doch noch verborgen!«
    Mit diesen Worten begann Torres heimlich zu zählen.
    »Achtundfünfzig Worte, sagte er, das macht achtundfünfzig Contos! Hm, ein Sümmchen, mit dem man in Brasilien, in Amerika, überhaupt überall auskommen könnte, selbst ohne etwas dabei zu thun! Aber wenn mir alle Worte dieses Blattes zu demselben Preise bezahlt würden! Ei, das ergäbe Hunderte von Contos! Alle Teufel, hier ist ein hübsches Vermögen einzuheimsen oder ich bin der Dümmste der Dummen!«
    Es sah aus, als ob Torres’ Hände schon die enorme Summe unter sich hätten und die Goldrollen krampfhaft umschlössen.
    Plötzlich nahmen seine Gedanken eine andere Richtung.
    »Endlich, sagte er, nähere ich mich dem Ziele und werde sicherlich die Strapazen dieser Reise nicht zu bereuen haben, die mich von der Küste des Atlantischen Oceans bis zum Oberlauf des Amazonenstromes führte. Dieser Mann konnte ja Amerika verlassen haben, sich jenseits der Meere aufhalten, wie hätte ich da seiner habhaft werden können? Doch nein, er ist noch da, wenn ich einen dieser Bäume erkletterte, könnte ich das Dach des Hauses sehen, das er mit seiner ganzen Familie bewohnt!«
    Darauf ergriff er wiederum das Papier und bewegte es mit fieberhafter Hast hin und her.
    »Noch heute, fuhr er fort, werde ich ihm gegenüber stehen! Noch heute soll er wissen, daß seine Ehre, sein Leben von diesen Zeilen abhängt! Und wenn er den Schlüssel zu haben verlangt, um diese zu entziffern – ei nun, so wird er ihn eben bezahlen – wenn ich will, mit seinem ganzen Vermögen, ja, mit seinem Blute! Alle Wetter! Das ehrenwerthe Mitglied der Miliz, das mir dieses kostbare Document auslieferte, mir dessen Geheimnisse enthüllte und mir sagte, wo ich seinen früheren Collegen finden würde, und unter welchem Namen er
    sich schon lange Jahre hindurch verborgen hielt, dieser brave Mann hat sich dabei gewiß nicht gedacht, daß er damit mein Glück begründete!«
    Noch ein letztes Mal warf Torres einen Blick auf das vergilbte Papier, dann faltete er es vorsichtig zusammen und steckte es in ein festes kupfernes Etui, das ihm auch als Geldtasche diente.
    Wenn Torres’ ganzes Vermögen sich in diesem, an Größe etwa einer Cigarrentasche ähnlichen Etui befand, würde er in keinem Lande der Welt für reich gegolten haben. Wohl besaß er eine Kleinigkeit von allen Goldmünzen der Nachbarstaaten, z. B. zwei Doppelcondors der Vereinigten Staaten von Columbia, jeder etwa hundert Francs an Werth, die gleiche Summe in venezuelischen Bolivars, ferner peruanische Sols, einige chilenische Escudos zu höchstens fünfzig Francs und andere kleine Münzen. Alles zusammen erreichte eine runde Summe von etwa fünfhundert Francs, doch wäre Torres gewiß in Verlegenheit gekommen, wenn er über deren Erwerb hätte Aufschluß geben sollen.
    Seit wenigen Monaten war er, nach plötzlicher Aufgabe des Amtes als Waldkapitän, dem er in der Provinz Para obgelegen hatte, dem Thale des Amazonenstromes folgend, über die Grenze gegangen und jetzt auf peruanisches Gebiet übergetreten.
    Der Abenteurer kannte übrigens nur sehr beschränkte Bedürfnisse und überhaupt kaum nothwendige Ausgaben. Für Wohnung und Kleidung brauchte er nichts. Der Wald lieferte ihm die Nahrung, die er nach Art der Waldläufer ohne Unkosten zurichtete. Im genügten einige Reis für Tabak, den er in den Missionen oder in einem Dorfe kaufte, und ebensoviel für Branntwein, seine Kürbisflasche zu füllen. Er konnte also mit Wenigem weit genug kommen.
    Als er das Papier in dem metallenen Etui, dessen Deckel hermetisch schloß, verwahrt hatte, steckte Torres dasselbe nicht in die Tasche des Kittels, den der Poncho bedeckte, sondern glaubte aus übergroßer Vorsicht besser zu thun, wenn er es neben sich in einer hohlen Wurzel des Baumes, an dem er lag, verbarg.
    Das war eine Unklugheit, die ihm theuer zu stehen kommen sollte.
    Es war sehr heiß, die Luft drückend und schwül. Hätte die Kirche des nächsten kleinen Fleckens eine Schlaguhr besessen, so würde diese jetzt zwei Uhr Nachmittags angezeigt haben, und Torres hätte das bei der eben herrschenden

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