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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gerichtspräsidenten in Manao, von dem Richter Ribeiro?
    – Nein, antwortete der Beamte, es ist mir, mit dem Befehle sofortiger Ausführung von dessen Stellvertreter ausgehändigt worden. Der Richter Ribeiro bekam gestern Abends einen Schlaganfall und ist diese Nacht um zwei Uhr, ohne wieder zum Bewußtsein zu gelangen, gestorben.
    – Gestorben? rief Joam Garral, kurze Zeit vor Schreck versteinert, todt!… todt!…«
    Bald erhob er aber wieder das Haupt und wendete sich an seine Gattin und die Kinder.
    »Der Criminalrichter Ribeiro, erklärte er, wußte allein, daß ich unschuldig war.
     

    »Nehmen Sie sich in Acht!« warnte Torres. (S. 188.)
     
    Sein Tod trifft mich zwar sehr hart, aber es ist kein Grund deshalb zu verzweifeln, und auch Ihr Alle, die meinem Herzen so nahe stehen, Ihr könnt ruhig in die Zukunft blicken.«
    Dann wandte er sich an Manoel.
    »Ich vertraue der Barmherzigkeit Gottes, sagte er zu ihm. Jetzt wird sich’s zeigen, ob die Gerechtigkeit des Himmels auch auf Erden eine Stätte findet.«
     

    Laßt der menschlichen Gerechtigkeit ihren Lauf. (S. 104)
     
    Der Polizeichef gab seinen Leuten ein Zeichen, welche darauf näher traten, um sich Joam Garral’s zu bemächtigen.
    »Aber, Vater, so sprechen Sie doch ein Wort! rief Benito, vor Verzweiflung halb von Sinnen. Sagen Sie ein Wort und wir werden, wenn nicht anders, durch Gewaltmaßregeln das unselige Mißverständniß aufklären, dem Sie zum Opfer fallen.
    – Hier waltet kein Mißverständniß, mein Sohn, antwortete der Fazender. Joam Dacosta und Joam Garral sind wirklich ein und dieselbe Person. Ich, ich bin Joam Dacosta – aber ein ehrlicher Mann, der nur durch richterlichen Irrthum einst zum Tode verurtheilt wurde – dreiundzwanzig Jahre sind darüber hingegangen und der wirkliche Schuldige blieb unentdeckt. Meine vollkommene Unschuld, Ihr geliebten Kinder, beschwöre ich hiermit ein für alle Mal beim allwissenden Gotte, bei meiner Liebe zu Euch und Eurer Mutter!«
    – Von jetzt an hat jede weitere Communication zwischen Ihnen und Ihren Angehörigen zu unterbleiben. Sie sind mein Gefangener, Joam Garral, und ich werde meinem Mandate gemäß mit aller Strenge verfahren.«
    Joam Garral beruhigte seine Kinder und die betroffenen Diener durch eine Handbewegung.
    »Laßt der menschlichen Gerechtigkeit Ihren Lauf, sagte er, die göttliche muß doch noch siegen!«
    Mit ungebeugtem Muthe und stolzer Haltung bestieg er die Pirogue.
    Es hatte wirklich den Anschein, als ob von allen bei dieser unerwarteten Katastrophe Betheiligten Joam Garral, auf dessen Haupt sich diese doch entlud, am wenigsten getroffen worden sei.
     
    Ende des ersten Bandes.

Zweiter Band.
Erstes Capitel.
Manao.
    Die Stadt Manao liegt genau unter 3° 8’ 4” südlicher Breite und 67° 27’ westlicher Länge von Paris. Vierhundertzwanzig kilometrische Meilen (à 10 Kilometer), dem Stromlaufe nach gemessen, trennen sie von Belem, aber nur zehn Kilometer von der Mündung des Rio Negro.
    Manao ist nicht am Ufer des Amazonenstromes erbaut; am linken Ufer des Rio Negro vielmehr, jenes größten und wichtigsten Nebenflusses der gewaltigen brasilianischen Wasserader, erhebt sich die Hauptstadt der Provinz und beherrscht die benachbarten Campinen mit dem pittoresken Bilde ihrer Privathäuser und öffentlichen Gebäude.
    Der im Jahre 1645 von dem Spanier Favella entdeckte Rio Negro entspringt am Abhange der im Nordwesten zwischen Brasilien und Neu-Granada gelegenen Gebirge, tief in der Provinz Popayan, und steht mit dem Orinoco durch zwei Seitenarme, den Pimichim und den Cassiquiare, in unmittelbarer Verbindung.
    Nach tausendsiebenhundert Kilometer langem Laufe durch wunderschöne Gegenden ergießt der Rio Negro seine schwarzen Wassermassen durch eine elfhundert Toisen breite Mündung in den Amazonenstrom, mit dessen Fluthen sie sich jedoch, in Folge ihrer rascheren Bewegung, noch auf mehrere Meilen hin nicht vermischen. Diese Verschmelzung findet erst an einem Punkte statt, wo die Ufer zurücktreten und eine Art geräumiger Bucht bilden, welche etwa fünfzehn Meilen lang ist und bis nach den Anavilhanas-Inseln hinreicht.
    In einer scharfen Einbiegung des Flusses nun befindet sich der Hafen von Manao. Hier treffen immer viele Fahrzeuge zusammen, die einen verankert in der Strömung selbst, die anderen in der Reparatur begriffen in den zahlreichen Iguarapes oder Kanälen, welche die Stadt in jeder Richtung durchziehen und ihr fast einen holländischen Typus verleihen.
    Laufen

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