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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist, die Jangada in dieser Minute verlassen.
    – Ja, augenblicklich, mischte sich Benito ein, oder ich werfe ihn über Bord!«
    Torres zuckte mit den Achseln.
    »Nur keine Drohungen, sagte er, das ist unnütz! Mir paßt es selbst, mich ohne Zögern auszuschiffen. Sie werden noch an mich denken, Joam Garral! Wir werden uns zeitig genug wiedersehen.
    – Wenn es nur von mir abhängt, erwiderte dieser, so möchten wir einander wohl eher gegenüberstehen, als Sie das wünschen dürften. Morgen begebe ich mich zu dem Criminalrichter Ribeiro, dem höchsten Beamten der Provinz, den ich von meinem Eintreffen in Manao schon benachrichtigt habe.
    – Zu dem Richter Ribeiro!… wiederholte Torres, offenbar betroffen.
    – Gewiß, zu diesem!« versicherte Joam Garral.
    Darauf wies er Torres mit verächtlicher Geberde nach der einen Pirogue und befahl vier Leuten, jenen am nächsten Punkte der Insel an’s Land zu setzen.
    Endlich verschwand der Bösewicht von der Bildfläche.
    Noch innerlich erregt über das Vorhergegangene verharrten Alle schweigend wie das Haupt der Familie. Nur Fragoso, der den Ernst der Lage kaum zur Hälfte begriff, trat leichtfüßig und leichtmüthig an Joam Garral heran.
    »Wenn Fräulein Minhas und Manoels Vermählung aber schon morgen auf der Jangada, stattfindet…
    – So wird Ihre Hochzeit, guter Freund, natürlich zu derselben Stunde gefeiert werden,« beruhigte ihn Joam Garral.
    Darauf winkte er Manoel und begab sich mit diesem in’s Haus.
    Joam Garral’s und Manoels Gespräch mochte wohl eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, welche den Anderen ein Jahrhundert dünkte, bis sich endlich die Thür des Wohnhauses öffnete.
    Manoel trat allein heraus.
    Seine Augen leuchteten wie von einem hochherzigen Entschlusse.
    Er trat zu Yaquita heran. »Meine Mutter!« begrüßte er diese; »Mein Weib!« sagte er zu Minha, und »Mein Bruder!« zu Benito, dann wandte er sich an Lina und Fragoso mit den Worten: »Also morgen!«
    Er wußte nun, was zwischen Joam Garral und Torres vorgegangen war und daß es Joam Garral durch einen wohl seit einem Jahre ohne Mitwissenschaft seiner Familie geführten Schriftwechsel gelungen sei, den Richter Ribeiro von seiner Unschuld zu überzeugen. Er hatte vernommen, daß der Fazender sich seiner Zeit zu der gegenwärtigen Reise nur durch die Aussicht bestimmen ließ, eine Revision des wahrhaft schmählichen Processes erlangen zu können, als dessen unschuldiges Opfer er vor langen Jahren fiel, um auf seinem Schwiegersohne und der lieblichen Tochter nicht auch die Bürde der schrecklichen Situation lasten zu lassen, die er so lange Zeit ertragen hatte und ertragen mußte.
    Ja, Manoel kannte jetzt Alles, er wußte aber auch, daß Joam Garral, oder vielmehr Joam Dacosta, unschuldig und ihm um seines Unglücks willen nur noch theurer war als je.
    Nur von dem einen Umstande hatte er noch keine Kenntniß, daß der handgreifliche Beweis von des Fazenders Unschuld sich in Torres’ Händen befand. Joam Garral wollte dem Richter die Geltendmachung dieses Beweises reserviren, der von ihm auch den letzten Verdacht abwenden mußte, wenn der Abenteurer überhaupt die Wahrheit gesprochen hatte.
    Manoel beschränkte sich zunächst auf die Mittheilung, daß er zu dem Padre Passanha mit der Bitte gehen wolle, alles zu der Celebrirung der Doppeltrauung Nöthige schleunigst vorzubereiten.
    Am Morgen des 24. August, eine Stunde, bevor die Feierlichkeit stattfinden sollte, legte sich eine große, vom linken Ufer hergekommene Pirogue an die Seite der Jangada. Ein Dutzend Ruderer hatten diese schnell von Manao hergeführt. Auf ihr befand sich außer einigen niedrigeren Beamten auch der Chef der Polizei, der sich zu erkennen gab und an Bord kam.
    In demselben Augenblicke traten Joam Garral und seine Angehörigen, schon festlich geschmückt, aus dem Wohnhause.
    »Joam Garral? fragte der Polizeichef.
    – Der bin ich! meldete sich der Fazender.
    – Joam Garral, fuhr der Polizeichef fort. Sie waren einstmals auch Joam Dacosta! Diese beiden Namen hat ein und derselbe Mann getragen. Ich verhafte Sie!«
    Vor Schreck erstarrt waren Yaquita und Minha bei diesen Worten unbeweglich stehen geblieben.
    »Mein Vater – ein Mörder?!« rief Benito, während er auf Joam Garral zueilte.
    Mit einer Handbewegung gebot ihm dieser Schweigen.
    »Ich erlaube mir nur eine Frage, wandte sich Joam Garral mit fester Stimme an den Polizeichef. Erhielten Sie das Mandat, auf dessen Inhalt hin Sie mich verhaften, von dem

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