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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bäume, unter welchen der »Sumaumeira« am häufigsten vorkommt, jener Riese des Pflanzenreiches, dessen Rinde sich durch ihr blendendes Weiß und dessen Krone sich durch den weitverzweigten, schirmähnlichen Wipfel auszeichnet, den ein auffallend knorriges Astwerk stützt.
    Die verschiedenen Privathäuser muß man mühsam aus einigen Hundert halb verfallenen Gebäuden heraussuchen; einzelne derselben sind mit Ziegeln abgedeckt, andere tragen nur eine Bedachung aus nebeneinander gelegten Palmenblättern, alle aber haben sie weit vorspringende Sonnenschutzdächer und etwas herausgebaute Läden, welche meist von portugiesischen Händlern gehalten werden.
    Die Leute, die zur Promenadezeit aus den öffentlichen wie aus den Privathäusern herausströmen, sind theils Männer mit hochwichtiger Amtsmiene, schwarzem Rocke, Seidenhut, Lackstiefeln und hellfarbigen Handschuhen, mit Diamanten in der Cravattenschleife, theils Frauen in großer, aber schreiender Toilette mit falbelreichen Kleidern und möglichst modernen Hüten; endlich auch Indianer, die sich zu europäisiren streben und damit die letzte locale Färbung hier im mittleren Theile des Amazonenbeckens vernichten.
    Das ist Manao, welches der Leser zum weiteren Verständniß dieser Erzählung einigermaßen kennen lernen mußte. Hier also wurde die so tragisch unterbrochene Reise der Jangada mitten in der langen Strecke, die sie noch zurücklegen sollte, abgeschnitten; hier sollte das Geheimniß Joam Garral’s, das er so lange bewahrt, an den Tag kommen.
Zweites Capitel.
Die ersten Stunden.
    Kaum verschwand den Zurückbleibenden die Pirogue, welche Joam Garral oder vielmehr Joam Dacosta – denn diesen Namen müssen wir ihm wohl wieder beilegen – forttrug, aus den Blicken, als Benito auf Manoel zuging.
    »Was weißt Du? fragte er.
    – Ich weiß, daß Dein Vater unschuldig ist! Ja, unschuldig, wiederholte Manoel, und daß vor dreiundzwanzig Jahren über ihn ein Todesurtheil gefällt worden war wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte.
    – Er hat Dir das Alles mitgetheilt, Manoel?
    – Alles, lieber Benito, erwiderte der junge Mann. Der ehrenhafte Fazender wollte nicht, daß seine Vergangenheit für Den ein Räthsel sein sollte, der durch die Vermählung mit seiner Tochter als zweiter Sohn in seine Familie einzutreten wünschte.
    – Und die Beweise für seine Unschuld? Wird mein Vater im Stande sein, solche beizubringen?
    – Diesen Beweis, Benito, liefert schon genügend ein dreiundzwanzigjähriges ehrliches und geehrtes Leben, schon der Entschluß Joam Dacosta’s, selbst vor den Richter zu treten und zu sagen: »Hier bin ich! Ich ertrag’ es nicht mehr, solche falsche Rolle zu spielen, und mag mich nicht mehr unter einem Namen verbergen, der nicht der meinige ist. Ihr hattet einen Unschuldigen verurtheilt, jetzt gebt ihm seine Ehre wieder!«
    – Und Du hast, als mein Vater so zu Dir sprach, an der Wahrheit seiner Worte niemals gezweifelt?
    – Keinen Augenblick, mein Bruder!« antwortete Manoel.
    Die beiden jungen Männer reichten einander die Hände und besiegelten ihre Uebereinstimmung durch einen herzlichen Druck.
    Benito begab sich hierauf zu dem Padre Passanha.
    »Padre, begann er, geleiten Sie meine Mutter und Schwester nach ihren Zimmern – verlassen Sie dieselben heute nicht! Hier – das wissen Sie – zweifelt Niemand an der Unschuld meines Vaters, Niemand!… Morgen werden wir den Chef der Polizei aufsuchen. Er wird uns den Eintritt in das Gefängniß nicht verwehren. Nein, das wäre zu grausam! Dort sehen wir unseren Vater und werden mit ihm überlegen, welche Schritte zu thun seien, um seine Befreiung von so schwerer Anklage zu erwirken!«
    Yaquita war zuerst einer Ohnmacht nahe gewesen; wenn der unerwartete Schlag die muthige Frau aber auch fast niederschmetterte, so gewann sie doch bald wieder die Herrschaft über sich; als Yaquita Dacosta mußte sie ja dieselbe bleiben, wie früher als Yaquita Garral.
     

    Manao (S. 195.)
     
    Sie zweifelte nicht im Geringsten an der Schuldlosigkeit ihres Gatten, ja, es kam ihr nicht einmal der Gedanke, Joam Garral deshalb zu tadeln, weil er sie unter fremdem Namen geheiratet hatte. Vor ihrer Erinnerung stand nur das lange Leben voll reinen Glückes, das ihr dieser ehrenwerthe, unrechter Weise verdächtigte Mann bescheert hatte. Ja, am nächsten Tage wollte sie an die Thür seines Kerkers eilen und diese nicht eher verlassen, als bis sie sich vor ihr geöffnet hätte.
    Der Padre Passanha führte

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