Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
Vom Netzwerk:
je hatte.«
    »Glauben Sie, daß sich Meridian anders verhalten würde?«
    »Sie haben mir zumindest noch nicht das Gegenteil bewiesen.«
    »Das mußten sie ja auch nicht. Sie hatten alle Trümpfe in der Hand; nebenbei haben wir auch versucht, Sie zu überzeugen.«
    »Irgendwie muß ich gespürt haben, daß das eine reine Formalität war. Vielleicht war es der Blaster in meinem Rücken.«
    »Genug«, schnappte Sheth. »Dr. Essian, wenn Sie bitte Dr. Wittum begleiten würden, dann könnten wir herausfinden, ob es tatsächlich eine Gleichung gibt oder nicht.« Die drei älteren Männer erhoben sich, und Essian zögerte, folgte ihnen dann aber, als die beiden Wachen, die während der Unterhaltung zur Seite getreten waren, einen Schritt vortraten. Sie gingen unter den riesigen Flügeltüren durch, die scheinbar allein am Rand eines überwältigend hohen Tafelberges standen. Angewidert von der Großartigkeit dieser Männer, trat Essian gespannt durch die Türen in die vertraute Normalität des mit Teppichboden ausgelegten Foyers.
    Der Kellerraum, in dem die Meningigram-Untersuchungen stattfanden, war der übliche abgedunkelte zylindrische Raum, gleich dem, in dem Essian vor nur wenigen Wochen bei Meridian gesessen hatte. Als Wittum ihm die Binde über die Augen streifte, schien sich der Schmerz, der während des langen Tauchvorgangs durch das Innere von Ameritec III in seinem Magen entstanden war, über den ganzen Körper auszubreiten und dann zu verschwinden, so als habe sich ein Teil von ihm vom Körper gelöst. Was zurückblieb, war von Furcht unberührt: ein reiner, eisiger Haß, der alle widerstreitenden Gefühle eingefroren hatte, bevor sie Zeit hatten, sich zu entwickeln.
    Essian spürte kaum die spinnenhafte Berührung der Drähte auf den Augenlidern; hörte kaum Wittums Stimme, die im Hintergrund dröhnte, während die Ranken der Maschine sich ihren Weg durch die Nervenbahnen zu tasten suchten. Nach nicht allzu langer Zeit wurden ihm die Augenklappen entfernt, und Essian blinzelte in dem halbdunklen Raum die drei alten Männer an, die ihn anstarrten, als sähen sie ihn das erste Mal.
    »Erstaunlich«, murmelte Wittum. »Einfach erstaunlich. Bei dieser Intensität hätten wir ihm bis ins Innerste sehen müssen, aber nichts, überhaupt nichts!«
    Eine Welle der Kraft floß durch Essians Körper; er mußte sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und ihnen mitten ins Gesicht zu lachen. Vor Wochen hatte Golding niedrig dosierte Untersuchung ihn entblößt, aber heute nacht hatte er dem vollen Ansturm von Wittums Maschine getrotzt. Sie hatten versucht, ihn zu zerbrechen, aber er war zu stark. Stärker als sie. Stärker als irgend jemand!
    Sheth sah ernst und sorgenvoll aus, fast väterlich. »Dr. Essian, ich hatte gehofft, daß dies hier nicht nötig sein würde, aber Sie lassen uns keine andere Wahl. Es scheint, daß Sie Ihr Gehirn abblocken können, aber wir haben immer noch Ihren Körper.« Als Essian nicht antwortete, winkte er den beiden Wachen. Von den drei älteren Männern gefolgt, führten die Wachen Essian durch einen kurvenreichen Kellerflur bis zu einer einzelnen Tür. Sheth trat davor, öffnete die Tür durch seinen Handabdruck, und Essian blieb am Rahmen Halt suchend wie angewurzelt stehen. In der Mitte des Zimmers saß Jill Selby auf einem mit elektrischen Drähten versehenen Stuhl, dessen Kraftfeld sie in einer starren Position fesselte.

XII
     
     
     
    Jill kämpfte gegen den Kraftschirm an, bewegte den Kopf wenige Zentimeter in Essians Richtung und lächelte schwach. Sie trug einen schwarzen Jumpsuit, den man ihr in der Mitte der Oberschenkel aufgeschlitzt hatte, so daß ihre bloße Haut gegen das Metallgitter des Sitzes gepreßt wurde. Die zerfetzte Kleidung an ihrer Seite wies darauf hin, daß sie auch den Rücken aufgeschlitzt hatten. Bevor Essian überhaupt Jills Lage vollkommen verstanden hatte, spürte er bereits die Erleichterung. Wenn man sie hier gefangen hielt, dann konnte sie unmöglich eine Spionin sein, so wie Winters es vermutet hatte. Seine gehobene Stimmung gerann, als ihm das Aufgebot der elektrischen Kabel über die bloße visuelle Wahrnehmung hinweg bewußt wurde. Sie wollten ihr wehtun – schrecklich wehtun. Dann kam ihm der Gedanke, daß Jill Selby noch immer eine bestimmte Rolle spielen konnte – daß sie an einem sorgfältig ausgearbeiteten Schlachtplan mitarbeiten konnte.
    Essian trat in den Raum und konnte den Blick nicht von ihr wenden, selbst als der Verdacht, den er

Weitere Kostenlose Bücher