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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Ausdruck auf Essians Gesicht festhielten. Sie hatten gehört, wie er es abgelehnt hatte, Winter’s Geliebter zu werden. Irgendwelche Männer, die in einem Raum von der Größe eines Schrankes hockten, hatten das gehört und verächtlich darüber gegrinst. Sie hatten schamlos seine Qualen beobachtete, sie hatten… Essian zwang sich, damit aufzuhören, zwang sich dazu, die mehr unmittelbaren Verwicklungen ins Auge zu fassen. Wenn Winters selber die Wanzen installiert hatte, wenn er gewußt hatte, daß jedes Wort in Ameritec mitgehört wurde, weshalb hatte er dann seine Kritik an dem ganzen Projekt so offen geäußert? Was immer Winters auch sonst noch sein mochte, seine ablehnende Haltung Janus gegenüber war jedenfalls echt gewesen; und trotzdem hatte ihn der Mann an einen konkurrierenden Konzern verkauft.
    »Ich mußte einen bestimmten Eindruck aufrechthalten«, sagte Essian.
    »Erklären Sie das näher.«
    »Ich weiß bereits seit ein paar Wochen, daß es nicht möglich ist, eine funktionierende Zeitmaschine zu bauen, und daß das Top-Management bei Meridian Schwierigkeiten haben würde, das zu akzeptieren. Ich habe versucht, Zeit zu gewinnen, bis ich einen Weg gefunden hätte, aus der Sache heil herauszukommen.«
    »Wenn Sie wissen, daß Meridian es abgelehnt hätte, diese angebliche Tatsache zu akzeptieren, können Sie sich sicherlich denken, daß wir es auch nicht tun werden«, sagte Slayter, der so das Schweigen der Untergebenen brach und damit die Aussage von Sheth noch unterstrich.
    Sheth deutete auf ihre Füße, und durch ein Loch, in der Illusion eines leeren Himmels, erschien ein Bildschirm. »Sehen Sie genau her«, sagte er. Auf dem Schirm leuchtete der Reihe nach eine Kette mathematischer Formeln auf, wobei jeder Schritt der Janus-Gleichung so lange verbessert wurde, bis er sich auf dem neuesten Stand befand. Essian zerbiß sich die Innenseiten seiner Wangen und Lippen und übertrug einen kleinen Teil des Zorns, den er auf Winters verspürte, auch auf sich selbst. Wie konnte ihn Winters nur hintergehen? Winters, sein bester Freund, sein Vertrauter, sein… Essian unterbrach den Gedanken, bevor er ihn zu Ende denken konnte. Er hatte sich sexuell nie von ihm angezogen gefühlt. Niemals. Nie!
    »Unsere Mathematiker haben uns versichert, daß die Gleichung in sich stimmig ist, und daß nur noch ein letztes Teilstückchen – eine Art Schlußstein, wenn Sie so wollen – fehlt«, sagte Seth. »Tja, und es ist Ihnen bislang nicht gelungen, auf diesen Schlußstein zu stoßen, und es ist auch unwahrscheinlich, daß Sie geistig dazu in der Lage sein werden. Das ist der Grund, weshalb Sie sich hier befinden.«
    »Sie können nicht darauf stoßen, weil er nicht existiert«, entgegnete Essian. Und für euch wird er auch nie existieren. Sheth bewegte sich erneut, und als der Bildschirm verschwand, beugte sich der Mann zu seiner Linken nach vorne.
    »Darf ich mich vorstellen. Ich bin Dr. Wittum.« Der warme, harmonische Ton seiner Stimme wurde durch die harten Augen aufgehoben. Essian vermochte keinen klaren Gedanken fassen, bis er den Augen auswich. Dann bedeutete ihm der Name wieder etwas: Justin Wittum, der Erfinder der Meningigram-Methode. Die Wahl von Wittum war Teil eines größeren Konzeptes, dem Ameritec bei der Aufstellung seiner Vize-Präsidenten folgte. Wittum hatte es geschafft, weil er eine Maschine erfunden hatte, die den Menschen ins Gehirn schauen konnte, aber die Erfindung der Zeitmaschine würde auch diese Errungenschaft zu einem winzigen Zwerg schrumpfen lassen. Also baten sie Paul Essian, mit ihnen zusammen, auf dem vierten Stuhl, in einem Zimmer hoch über der Welt, zu sitzen.
    »Es wäre besser, wenn Sie es uns jetzt sagen würden«, erklärte Sheth.
    Als Essian nicht antwortete, sagte der Präsident von Ameritec: »Ich werde diese Gleichung bekommen, Doktor, ganz gleich, wie störrisch Sie sind. Ich verspüre allerdings nicht den Wunsch, einen Mann Ihres Kalibers leiden zu sehen.«
    »Ich bin froh, das zu hören«, erwiderte Essian, »denn es gibt keine Zeitmaschine.«
    »Und wenn es sie gäbe, würden Sie uns das Geheimnis nicht verraten«, fügte Slayter hinzu. »Es hat schon vor Ihnen Leute gegeben, die für sehr viel weniger, als wir Ihnen angeboten haben, vertragsbrüchig geworden sind. Was ist also los mit Ihnen?«
    »Ich habe einen empfindlichen Magen«, entgegnete Essian. »Adamly war zwar kein überwältigender Gesprächspartner, aber er war immerhin der einzige Leibwächter, den ich

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