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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Gefangene aber die zur Begrüßung entgegengestreckte Hand geflissentlich übersah, zögerte Sheth, und sein Blick glitt nach Essians Gesicht suchend umher; Essian dachte an die Löcher in den doppelläufigen Gewehren, die ihm den Tod genauso schnell und sicher bringen würden, wie sie ihn jetzt einschüchterten.
    »Ich werde Ihre Intelligenz nicht dadurch beleidigen, daß ich versuche, bei Ihnen für das, was wir getan haben, Verständnis zu erwecken«, sagte Sheth. »Von Ihrer Sicht aus ist es unentschuldbar, zumindest im Augenblick.«
    »Ich brauche Ihre Erlaubnis nicht, um verärgert zu sein«, erwiderte Essian. Die spärlichen Bewegungen der Männer um Sheth herum gefroren zu völliger Unbeweglichkeit.
    Nur Sheth lächelte. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Essian gab keine Antwort.
     »Nun gut, denn. Kommen wir zum Geschäft. Mein Partner und dienstältester Vize-Präsident, Mr. Slayter, hat Ihnen ja bereits fünf Millionen und weitere fünf Prozent aller zukünftigen Einnahmen durch die Zeitmaschine angeboten.« Essian folgte dem kurzen Blick des Mannes auf dessen rechte Seite; versuchte herauszufinden, ob das runzlige Gesicht wohl der Schatten aus dem Keller war. »Ich biete Ihnen jetzt – auf der Stelle – zehn Millionen an«, fuhr Sheth fort, »plus zehn Prozent sowie eine Vize-Präsidentschaft bei Ameritec.«
    Sheths Worte waren so verblüffend, so unglaublich, daß sie in seinem Bewußtsein widerhallten, es betäubten und verzerrten. Essian wollte fragen: Was? Was haben Sie gesagt? Aber er wußte, daß er Sheth richtig verstanden hatte. Leute in den Spitzenrängen der Konzerne würden jedes Opfer bringen, um das Angebot zu erhalten, daß ihm der Präsident von Ameritec soeben unterbreitet hatte. Essian blickte an der Armlehne seines Sessels vorbei auf die tief unter ihm liegende Erde, in deren Oberfläche silberne Flüsse hineingeätzt waren, die in Grün und Blau gebettet dalag. Eine. Wolke trieb an seinem Stuhl vorbei. Der Teufel aber nahm ihn mit sich auf einen unendlich hohen Berg und zeigte ihm alle Königreiche dieser Erde und deren Ruhm; und er sprach zu ihm: alles dies soll dir gehören, wenn du zu Boden fällst und mich anbetest. Das Zitat war ungebeten aus den Schaltungen seines eidetischen Gedächtnisses aufgetaucht. Ein altes Buch; eine frühe Version des Handbuchs der Wahren Kirche. Sheth bot ihm die absolute Macht über den Planeten an, die er lediglich noch mit vielleicht dreißig anderen Menschen würde teilen müssen. Das war eine Ehre, die in der ganzen Geschichte der Konzerne noch niemals einem Mann oder einer Frau unter sechzig Jahren angeboten worden war. Das bedeutete, den umwandelbaren Karrierewegen der Konzerne gemäß, daß er eines Tages die Präsidentschaft von Ameritec erklommen haben würde und von dort aus zu guter Letzt den Vorsitz der Vereinten Versammlung übernehmen würde, allein dadurch, daß er die anderen überlebte. Der durchschnittliche Erdenmensch würde in einer Art Ehrfurcht vor ihm erstarren, die all die anderen Eroberer in der Geschichte zur Mittelmäßigkeit degradieren würde, wenn man sie mit ihm verglich. Aber all das hatte keinerlei Bedeutung, denn es lag ihm nichts daran. Essian dachte an Eric Winters und an Jill Selby und wußte, daß der alte Mann vor ihm einen oder vielleicht sogar die beiden Menschen, die ihm am allermeisten bedeuteten, als Waffe gegen ihm eingesetzt hatte. Und das wiederum war nun ganz und gar nicht bedeutungslos.
    Essian überließ sich seinen Gefühlen, und er gewahrte Angst, aber keine Panik, Zweifel, aber nicht Unvermögen, Zorn, aber auch Selbstbeherrschung. Er würde diese Männer zu Fall bringen und tun, was er tun mußte. Irgendwie würde er sie schlagen. Er löste seinen Blick von der verwirrenden Aussicht und sah Sheth an.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte er.
    »Streiten Sie doch nicht ab, daß Sie uns eine Gleichung liefern können, die die Reise in der Zeit ermöglicht. Wir wissen über jede Ihrer Tätigkeiten in den letzten Monaten Bescheid.«
    Essian sagte: »Wenn Ihre Quellen auch nur das Geringste taugen würden, dann wüßten Sie, daß ich gescheitert bin.«
    »Bis vor kurzem«, verbesserte ihn Sheth. »Bitte denken Sie daran, daß wir jedes Wort Ihrer Unterhaltung mit Dr. Winters mitgehört haben – aber auch jedes Wort, das Sie mit Ihrem Chef des Stabes gewechselt haben, und zwar schon kurz nachdem Sie mit dem Projekt begonnen hatten.«
    Der Ärger zerrte an den kleinen Sehnen, die den beabsichtigten

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