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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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während sie immer wieder versuchte, sich ihm zu nähern, Magen, Herz und Lunge drückten gegen die Wirbelsäule, die Fesseln waren plötzlich von seinen Armen gefallen, und aus Jills Mund kam ein knatternder Laut, als sie die Hand ausstreckte, um sein Gesicht zu berühren. Er versuchte ihr auszuweichen, aber die Hand legte sich an seine Wange, drang in sein Fleisch ein und löste sich auf, als das Knattern lauter wurde und zum Geräusch eines fliegenden Hubschraubers wurde.
    Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er mit einem Stunner niedergeschossen worden war, und so hob Essian den Kopf nur in winzigen Schritten über die Schwelle der Übelkeit hinweg an. Hinter der Kuppel des Raumes zeichnete sich undeutlich die erleuchtete Wabe eines Städteturms ab, bis nichts anderes mehr zu sehen war. Als es so aussah, als ob der Hubschrauber mit dieser Wand aus Licht zusammenstoßen wollte, stieg er plötzlich bis über die Spitze des Turmes empor und landete auf einem Vorsprung im Dach. Durch den alles überdeckenden Nebel in seinem Gehirn, der durch die Betäubung ausgelöst war, bemerkte Essian, daß der Hubschrauber in sehr geringer Höhe geflogen war, um der Radaraufzeichnung von Meridian Alpha zu entgehen.
    Der Hubschrauber setzte sich auf. Die fünf Männer schauten Essian erwartungsvoll an, aber er entschied sich dafür, den Bogen nicht zu überspannen. Er stöhnte, setzte sich auf, schwankte etwas im Stehen und versuchte die hilfreich ausgestreckten Hände, die ihn stützen wollten, abzuschütteln. Die Männer halfen ihm auszusteigen. Ein kräftiger Wind blies kühl und anregend über das Dach. Als sie den Schacht erreicht hatten, der sie nach unten führen sollte, hatte er wieder einen fast klaren Kopf und konnte ohne Hilfe stehen. Der Fahrstuhl glitt ein Stockwerk tiefer und hielt auf der Höhe der Chefetage. Drei der Männer hielten sich hinter Essian, während die anderen beiden ihn durch eine Halle zu einer Wand mit unzähligen Doppeltüren führten; Platin, mit Intarsien aus gehämmertem Gold, die Ränder mit Einhörnern und anderen Fabelwesen verziert.
    Licht lief an den geschwungenen Türen hinunter als sie sich nach innen öffneten und den Blick auf eine Szenerie freigaben, die Essian den Atem stocken ließ, ihm seinen Herzschlag und die sich dehnenden Lungen zu Bewußtsein brachten. Es war völlig unmöglich, und doch stand er schwankend am Rande eines Abgrundes. Instinktiv suchte Essian bei den unnachgiebigen Wachen Schutz. Er blickte über Hügel, die so tief unter ihm lagen, daß die Atmosphäre ihr Grün verschluckt hatten und flimmernd über den Klecksen der Wälder lag, die an Achate erinnerten. Zwanzig Meter weiter schwebte eine Gruppe von vier verchromten Stühlen mit drei alten Männern, die ein junges Mädchen mit langem Haar und knabenhaft schlanken Beinen beobachteten, das in einer rieseigen halbrunden Blase smaragdgrünen Wassers schwamm, die ohne jede Halterung aufgehängt zu sein schien. Als sich die Türen öffneten, tauchte das Mädchen, das nur wenig älter als ein Kind war, aus dem Wasser auf, schüttelte es sich aus den Haaren, schritt über das Nichts davon, um durch eine Regenbogenhaut hindurch zu entschwinden, die sich offen im Himmel drehte.
    Es war natürlich ein Trugbild, sagte sich Essian. Es war zwar bekannt, daß Ameritec jegliche Möglichkeit einer Verzerrung seiner drei-dimensionalen Produkte ausgeschaltet hatte, aber die empfundene Wirkung wurde durch die Tatsache der logischen Unwirklichkeit nicht verringert.
    Einer der alten Männer erhob sich und winkte Essian heran. Ein Wächter stieß ihn auffordernd in den Rücken, er trat über den Rand des Vorsprungs hinaus und ging mir lächerlich geknickten Beinen zu der Sesselgruppe hinüber. Er blickte nicht hinunter. Als sich der eine Mann wieder gesetzt hatte, ließ sich Essian in den vierten Sessel fallen und blickte aufmerksam von einem zum andern. Trotz ihrer offensichtlichen äußeren Unterschiede machten die Männer einen merkwürdig gleichförmigen Eindruck. Sie waren alle alt und blickten ernst und gesetzt drein. Den Mann in der Mitte erkannte Essian als Abner Sheth, den Präsidenten von Ameritec. Die letzten Pressephotos hatten ihn aber nicht auf die enormen Ausmaße seines Kopfes vorbereitet, auf dem sich silberweiße Haare kringelten, die wie bei einem alternden Cäsar nach vorn und über die Schläfen gekämmt waren.
    Sheth lächelte ihn entwaffnend an und streckte ihm seine beringte Hand entgegen. Als der

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