Die Joghurt-Luege
Die zugehörigen Flavonole und Anthocyane sind natürliche Farbstoffe. Sie färben Auberginen violett, Kirschen und Preiselbeeren rot, Sellerie und Paprika gelb. Ungefähr 5 000 Flavonoide erschweren die Überschaubarkeit; andererseits sind die meisten von ihnen in bestimmten Kombinationen in den verschiedenen Obst- und Gemüsearten immer wieder anzutreffen. Als Radikalfänger sind Anthocyane sogar den Vitaminen C, E und Beta-Carotin überlegen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, Entzündungen einzudämmen. Eine Hand voll dunkelroter Kirschen, Heidelbeeren oder Preiselbeeren muss deshalb den Vergleich mit einem hoch dosierten Vitamin-E-Präparat nicht scheuen. Preiselbeeren helfen auch bei Harnwegsinfekten, weil sie neben den entzündungshemmenden Anthocyanen antibakteriell wirkende Proanthocyanidine enthalten; Heidelbeeren verhindern Proteinveränderungen in der Linsenflüssigkeit des Auges, die durch den eiweißschädigenden Einfluss freier Radikale hervorgerufen werden und gehäuft im Alter auftreten. 27 Tierexperimente bestätigen die These, dass Flavonoide, zum Beispiel Quercetin, antimutagen und antikarzinogen wirken. Epidemiologische Untersuchungen am Menschen bestätigten diesen Befund: Wer mehr polyphenolreiches Obst und Gemüse konsumiert, ist besser gegen bösartige Tumoren und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschützt. 28
Tabelle 7: Vorkommen von Flavonoiden ( Beispiele)
Quelle: Ernährungs-Umschau 48 (2001), Heft 12
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Tabelle 8: Vorkommen und Wirkung sekundärer Pflanzenstoffe
Eindrucksvoll ist auch das Beispiel der Glucosinolate, bestimmter Geschmacksstoffe, wie sie in Kohlarten vorkommen. Schon beim Kauen oder Zerkleinern der Pflanzenteile werden Glucosinolate in kleinere Einheiten, so genannte Derivate gespalten, die als die stärksten antikarzinogen wirkenden sekundären Pflanzenstoffe gelten: Isothiocyanate. Tierexperimente aus den 1960er Jahren und spätere Verzehrstudien untermauerten diese Annahme. Demnach genügen zwei Portionen Kohlgemüse täglich, um das Krebsrisiko für bestimmte Tumore um die Hälfte zu verringern. Glucosinolatderivate hemmen |67| die Krebsentstehung vor allem in der Brust, in der Speiseröhre, der Leber, der Lunge und im Magen.
Auch die positiven Eigenschaften der anderen sekundären Pflanzenstoffe, wie sie in der Tabelle zusammengefasst sind, wurden in vielen Tests bestätigt – für Gemüse und Obst. Ob diese Aussage für zugesetzte sekundäre Pflanzenstoffe gleichermaßen gilt, ist fraglich, weil es an Wissen über Einzelheiten wie Verstoffwechselung, optimale Zusammensetzung, Wechselwirkung mit anderen Substanzen und vielen anderen Parametern mangelt.
Die Super-Margarine
Fleischlastige Ernährung, körperliche Inaktivität, hoher Blutdruck, überbordende Cholesterinwerte – solcher Faktoren bedarf es in der Regel, um als Herzinfarktpatient auf der Intensivstation zu landen. Weil der durchschnittliche deutsche Esser konservativ tafelt, hat er ein Problem: Das Zuviel an tierischen Fetten trägt dazu bei, dass seine Blutgefäße verstopfen und sein Herz außer Takt kommt. Kampagnen wie die der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) »Fünf am Tag« können ihn dennoch nicht überzeugen, mehr Obst und Gemüse auf seinem Teller zu dulden, wohl aber die Verheißungen des Food-Giganten Unilever. Mit seiner Margarine »Becel pro-activ« verspricht er Genuss ohne Reue mit gesundheitlichem Nebeneffekt. Die enthaltenen Phytosterine sind so potent, dass sie den Anteil an schädlichem Cholesterin im Blut, dem LDL, um 10 bis 15 Prozent senken können; um das zu erreichen, müsse man täglich zwischen 20 und 25 Gramm davon verzehren – das sind vier mit Becel pro-activ bestrichene Scheiben Brot. Über die normale Ernährung ist das nicht zu schaffen. Ein durchschnittlicher Esser nimmt pro Tag lediglich 360 Milligramm an Phytosterinen auf; Menschen, die häufiger Sesamsamen, Sonnenblumenkerne und Nüsse knabbern, etwas mehr.
Die Wirksamkeit von Phytosterinen ist unbestritten. Phytosterine werden so gut wie nicht verstoffwechselt, sie gelangen über die Blutbahn |68| in die Leber und von dort mit dem Gallensaft in den Dünndarm. Dort verdrängen sie das Cholesterin aus den Mizellen, kleinen zusammengeballten Teilchen aus Fettverbindungen. Auf diese Weise nimmt der Körper weniger Cholesterin auf und wird zur vermehrten Eigensynthese angeregt. Trotz erhöhter Cholesterinproduktion sinkt der Cholesterinspiegel im Blut ab. Dieser Effekt ist so eindrucksvoll, dass
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