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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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negative Tests auch bei jüngeren Tieren nicht für BSE-Freiheit. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die meisten positiv getesteten Rinder ausgediente Milchkühe und damit erheblich älter waren. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum Bayern die innerdeutsche BSE-Liste als Spitzenreiter anführt: Mehr Milchkühe stehen nirgends sonst in der Republik. Daher ist auch das Argument, 20 Prozent aller in Deutschland durchgeführten BSE-Tests seien sinnlos, im Grunde richtig. Und: Schließlich ist jedes fünfte Tier, das in Deutschland auf BSE getestet wird, jünger als 24 Monate. 7
    |192| BSE-Tests
    1. Prionics Check
    Dieser Test ist ein Produkt der Schweizer Firma Prionics und spürt die Erreger innerhalb von sieben Stunden im Hirn- und Rückenmark infizierter Tiere auf. Grundlage ist der »Western Blot«, ein Verfahren, bei dem die Proteine unter Einfluss eines elektrischen Feldes aufgetrennt und auf eine Membran übertragen werden, wo sie ein typisches Muster bilden. Dort erfolgt dann über eine so genannte Immunodetektion der Nachweis. Der Prionics Check ist für ein Massen-Screening ausgelegt und ist der weltweit am meisten verwendete Test.

    2. Platelia BSE von Bio-Rad
    Platelia BSE wurde von der französischen Firma Bio-Rad entwickelt. Das Testergebnis liegt nach 24 Stunden vor. Der Test läuft mithilfe synthetisch hergestellter Antikörper ab. Diese monoklonalen Antikörper sind spezielle Eiweiße, die bestimmte Strukturen erkennen und sich daran festheften, im Falle von BSE »erkennen« sie ein spezielles Fragment des pathogenen Prions. Um die Reaktion zwischen Antikörper und BSE-Fragment nachzuweisen, wird ein ELISA-Reader angewendet (ELISA = enzyme linked immuno sorbent assay), ähnlich wie er auch in der AIDS-Diagnostik zum Einsatz kommt.

    3. Enfer Test System
    Das Produkt der irischen Firma Enfer Scientific, Newbridge/Kildare, ist der schnellste der vorgestellten Tests. Er zeigt das Ergebnis bereits nach zwei Stunden an. Er ist wie der Platelia ein ELISA-Test, mit dem Unterschied, dass er statt monoklonaler Antikörper ein spezielles Antiserum nutzt, ein Blutserum also, das Antikörper enthält.
    |193| BSE-Tests haben vor allem einen epidemiologischen Nutzen. Indem sie helfen, infizierte Tiere zu erkennen, lassen sich Erkenntnisse über die Verbreitung von BSE und Veränderungen in der Entwicklung der Krankheit über einen längeren Zeitraum gewinnen. Obwohl die Tests bei jüngeren Rindern gar nicht funktionieren, dringt der Handel darauf, sie durchzuführen, um den Absatz von Rindfleisch zu forcieren – der Verbraucher wird wissentlich getäuscht. Politikern dürfte das Problem bekannt sein, doch auch sie fürchten, dass ein Teststopp den Rindfleischmarkt erneut erschüttern würde. Die wirtschaftlichen Einbußen würden die Ausgaben für die Tests um ein Vielfaches übersteigen. Beispielsweise hat das Land Baden-Württemberg im Jahr 2001 umgerechnet 19,7 Millionen Euro für BSE-Tests ausgegeben. In der gesamten Bundesrepublik wurden damals rund 427 000 unter 24 Monate alte Rinder und 740 000 unter 30 Monate alte Rinder getestet; der Preis pro Test belief sich je nach Bundesland zwischen 12 Euro (Schleswig-Holstein) und 76 Euro (Berlin), durchschnittlich kostete ein Test 35 Euro – ohne die Kosten für Probenahme und den Transport. 8 Demgegenüber nimmt sich die Dimension des Wirtschaftsfaktors Rindfleisch ganz anders aus. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern werden in Deutschland 50 Prozent der betrieblichen Erträge in der Landwirtschaft aus der Tierproduktion und nur 30 Prozent aus der Pflanzenproduktion erwirtschaftet; der Rest sind Direktzahlungen, Beihilfen, Flächen-, |194| Stilllegungs- und Tierprämien. Der Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Rind- und Kalbfleisch liegt derzeit bei etwa 130 Prozent. Deutschland nimmt eine Spitzenstellung in der Ausfuhr von Lebensmitteln ein – für Italien steht es als Rindfleischexporteur sogar an erster Stelle. 85 000 Tonnen deutsches Rindfleisch, frisch oder tiefgefroren, im Warenwert von umgerechnet knapp 310 Millionen Euro führen die Italiener Jahr für Jahr ein. Vorbehalte gegen Rindfleisch wollen sich Politik und Wirtschaft schon aus diesem Grund nicht leisten. Dass die »gleich bleibend hohe Anzahl von BSE-Fällen« 9 (siehe Tabelle 22) vielversprechende Außenhandelspartner wie die Volksrepublik China abschreckt, ist schon hart genug: Während Deutschland im Jahr 2002 noch Rindfleisch in einem Wert von 124 000 Euro ins

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