Die Joghurt-Luege
Reich der Mitte ausführte, sank dieser Wert 2004 auf 10 000 Euro. Immerhin ist China der größte Fleischmarkt Ostasiens. Die Bundesregierung sei mit Nachdruck darum bemüht, in bi und multilateralen Verhandlungen Einfuhrhemmnisse für deutsches Fleisch in die wichtigsten Märkte Ostasiens zu beseitigen und damit die Rahmenbedingungen für den Export zu verbessern, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundestages 2005 10 . Ein Teststopp würde nicht nur die Skepsis deutscher Konsumenten schüren, sondern auch potenzieller Außenhandelspartner.
Dass die Tests nach wie vor BSE-infizierte Rinder ausfindig machen, mag beunruhigen, weil die Seuche nicht aus der Welt geschafft ist. Andererseits sollte es keinen Anlass zur Panik geben: In den 1990er Jahren landete dieses Fleisch noch im Supermarkt und damit auf den Tellern der Konsumenten. Seit im Jahr 2000 die Verwendung von Separatorenfleisch vom Rind verboten ist, sind auch Hamburger und Salami sicherer geworden. Separatorenfleisch ist Restfleisch, das keine typischen Fleischstrukturen mehr aufweist und in Wurstfabriken mittels aufwändiger und sehr teurer Maschinen von den Knochen entfernt wird. Es ist prädestiniert für eine Kontamination mit Risikomaterial: Würden die grob ausgelösten Knochen eines BSE-Rindes in die Verarbeitung gelangen, könnte niemand ausschließen, dass das Mark über Schmierinfektion auf anderes Fleisch gelangt und BSE-Erreger überträgt. Separatorenfleisch vom Rind fand sich vor allem in Fast-Food-Produkten und Wurst.
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Tabelle 22: BSE-Fälle in Deutschland nach Jahr und Bundesland (Stand: November 2005)
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
Einen Test, der eine BSE-Diagnostik am lebenden Rind ermöglicht, stellten Forscher vom Tierärztlichen Institut der Universität Göttingen im Jahr 2005 vor. Die Ergebnisse des Bluttests zur Früherkennung des Rinderwahnsinns legen den Schluss nahe, dass die Anzahl gefährdeter Tiere höher sein könnte als bisher angenommen. 11 Der Test erkennt bestimmte DNA-Fragmente, die nach einer Infektion befallener Zellen freigesetzt werden und im Blut zirkulieren. Diese gelten als Hinweis auf eine mögliche spätere BSE-Erkrankung. Mit der neuen Methode könnten frühzeitig BSE-Risikorinder in der Herde identifiziert werden, ohne die zu untersuchenden Rinder töten zu müssen.
|196| Die Wissenschaftler hatten rund 1 000 Tiere ihrem Test unterzogen. 135 Rinder stammten aus Risikoherden, in denen bereits BSE aufgetreten war. Das bedrückende Ergebnis: Bei vier bereits an BSE erkrankten Rindern konnten die DNA-Fragmente zuverlässig nachgewiesen werden – aber auch bei 65 Prozent der gesamten Herde. Von diesen Tieren litt noch keines an BSE-Symptomen. In der gesunden Kontrollgruppe trat die Veränderung im Blut nur bei rund 0,5 Prozent der Rinder auf. Die meisten Rinder waren unter zwei Jahren alt. Kollegen betrachten die Ergebnisse allerdings mit Skepsis, zumal die Studienresultate zuerst in Publikumsmedien und nicht in Fachblättern, wo sie sich der Beurteilung durch andere Experten hätten stellen müssen, veröffentlicht wurden – ein eher unübliches Verfahren. Das Friedrich-Loeffler-Institut mit Hauptsitz auf der Insel Riems warnte in seiner Stellungnahme 12 »vor übertriebenen Erwartungen« an die neue Methode:
»Selbst wenn angenommen wird, dass die derzeit eingesetzten BSE-Schnelltests infizierte Tiere zu Beginn der Inkubationszeit nicht erkennen können, geben epidemiologische Beobachtungen beispielsweise von Milchviehherden, in denen die Tiere teilweise deutlich länger als zwei Jahre gehalten werden, keinerlei Hinweise darauf, dass der Anteil der infizierten Tiere einer Kohorte einen Wert von 65 Prozent erreichen würde. Von den 379 bisher in Deutschland festgestellten BSE-Fällen wurde die Krankheit bis jetzt immer nur bei höchstens einem weiteren Tier der gleichen Kohorte nachgewiesen, und auch das war bislang lediglich in 10 Kohorten der Fall. Eine dritte BSE-Erkrankung in einer Kohorte wurde in Deutschland bisher nicht nachgewiesen.«
In der Debatte um flächendeckende Tests wird oft übersehen, dass das Labor zwar hilfreiche technische Methoden liefern kann, im Grunde aber meist bestätigt, was Tierhalter schon ahnen. Im Idealfall füttern, putzen und melken sie die Tiere, können Vergleiche zwischen ihnen anstellen, kennen Reaktionen und körperliche Fitness und begleiten sie oft von der Geburt bis zum Abtransport in den
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