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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Aber was das ausstehende Telegramm betraf, so würde er darauf zu gegebener Zeit mit der gebührenden Strafe antworten. Die passende Stunde und der richtige Ort würden sich schon noch ergeben.
    Wenn nur nicht die Ungewissheit wäre, wie es weiterging und wo hin es Mortimer auf seiner irrwitzigen Reise kreuz und quer durch den Okzident und Orient wohl noch getrieben hatte!
    Arthur Pembrokes Stimmung war so finster wie schon seit Langem nicht mehr, als er im Karajannis eintraf, wo er mit seinem Butler Quartier bezogen hatte. Es galt als das beste europäisch geführte Hotel von Rhodos und die Küche war durchaus annehmbar.
    Ohne den freundlichen Gruß des Hotelbesitzers hinter dem klei nen Empfang auch nur mit einem stummen Nicken zu erwidern, steuerte er auf die Treppe zu und stiefelte nach oben.
    Dort lief er Trevor Seymour in die Arme. »Gut, dass Sie kommen, My lord! Ich wollte mich schon auf die Suche nach Ihnen begeben, Sir.«
    »Gibt es Neuigkeiten von Janus?«, stieß Arthur Pembroke erregt hervor. Dabei gab sein Augenmuskel das Monokel frei, sodass es he rabfiel und an seiner Kordel vor der Weste baumelte.
    »Ja, Sir! Das Telegramm, auf das Sie gewartet haben, ist gegen Mit tag auf dem Amt eingetroffen. Ich bin gerade damit zurückgekom men.«
    »Wo wurde das Kabel aufgegeben?«, knurrte Arthur Pembroke.
    »In Saloniki, Mylord.«
    Kurz darauf saß Lord Pembroke auf der kleinen Sonnenterrasse, die zu seinen beiden geräumigen Zimmern gehörte, in einem gepolsterten Korbsessel und bedeutete seinem Butler, ihm das Telegramm vorzulesen. Zum Lesen bedurfte er eines anderen Monokels, das irgendwo bei seinen Büchern auf dem Sekretär lag. Und wozu hatte er einen Butler?
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Trevor Seymour, öffnete das Telegramm mit der ihm eigenen unbewegten Miene und las seiner Lordschaft die te legrafierte Nachricht vor.
    »mortimers dritter hinweis wie folgt + stop + wo die heiligen Männer + stop + hinweis vier wie folgt + stop + vom heissen wüs tenkamm + stop + auf dem weg nach kairo + stop + dort quartier im hotel shepheard’s + stop + letztes rätsel für fünften hinweis wie folgt + stop + im schatten des mokattam + stop + im nobelzelt der cooknomaden + stop + im goldenen buch der eitelkeiten + stop + des samuel + stop + janus + stop.«
    Arthur Pembroke lächelte. »Er ist also nach Ägypten zurückge kehrt, ganz wie ich es vermutet habe! Sehr gut. Das Land ist mir selbst nicht unbekannt. Und es ist gerade die beste Zeit für eine klei ne Stippvisite an den Nil.«
    »Darf ich Ihren Bemerkungen entnehmen, dass Sie mit dem nächs ten Schiff nach Alexandria wollen, Mylord?«, erkundigte sich der But ler.
    »Sie dürfen, Trevor. Kümmern Sie sich darum. Und schicken Sie gleich ein Kabel an das Savoy Hotel in Kairo, dass man uns Zimmer re serviert. Das Shepheard’s wäre mir zwar lieber gewesen, aber das dürfte wohl zu riskant sein«, überlegte er laut. »Werde wohl ein paar Tage damit leben müssen, dass sich im Savoy stets ein halbes Regi ment unserer Offiziere herumtreibt und die Bar belagert, als wäre das Hotel ihr Hauptquartier. Nun gut. Wenigstens steht es dem Shep heard’s in puncto Service in nichts nach.«
    »Ich werde mich sofort auf den Weg machen, Sir!«
    »Tun Sie das. Und schicken Sie auch gleich ein Telegramm an das Shepheard’s, zu Händen von Janus«, trug er dem Butler auf und dik tierte ihm den kurzen Text. »Aber bevor Sie sich auf den Weg ma chen, bringen Sie mir zuerst noch von unten ein Glas mit Honig!«
    »Honig, Sir?«, wiederholte der Butler verblüfft.
    Arthur Pembroke zog die Augenbrauen hoch. »Stimmt etwas nicht mit meiner Aussprache, Trevor?«, fragte er sarkastisch. »Ja, ich sagte Honig!«
    »Entschuldigen Sie, Sir! . . . Ein Glas Honig. Sehr wohl, Sir!«
    Als Trevor Seymour den Honig gebracht hatte und wieder gegan gen war, um die anderen Aufträge seiner Lordschaft auszuführen, begab sich Arthur Pembroke in den Raum mit der Sitzgruppe und dem Sekretär neben dem Fenster.
    Er zog die unterste Schublade des kleinen Schreibtisches auf, in die er das gute Dutzend Bücher seiner Reiselektüre eingeräumt hat te. Eines der Bücher war ein großer, dicker und abgegriffener Band, der eine ausführliche Weltgeschichte enthielt und von zwei starken Gummibändern zusammengehalten wurde. Ein etwas kleinerer, aber auch recht starker Band, um dessen Einband ebenfalls zwei Gummibänder gespannt waren, lag direkt daneben. Es war unnötig, sich noch einmal zu vergewissern, dass

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