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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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und sich eine alte Segeltuchplane über den Kopf zog, hockten sie sich in den kläglichen Windschutz einiger hoher Uferfelsen. Was hätten sie jetzt nicht für ein paar warme Decken gegeben!
    Damit ihnen die Zeit nicht gar so elend lang wurde, beschäftigten sie sich im Licht der Petroleumlampe mit der Entzifferung von Morti mers Zeichen auf dem Stück Kupferblech und der Suche nach ihrer nächsten Station, die sich hoffentlich aus Hinweisen auf den zehn von Alistair herausgeschnittenen Seiten ermitteln ließ.
    Byron griff zu Notizbuch und Stift und strengte sein Gedächtnis an, um sich an das Alphabet der freimaurerischen Geheimschrift zu erin nern. Es fiel ihm um einiges schwerer als bei dem noachitischen Code. Aber nach einigen Korrekturen hatte er es schließlich beisam men.
    »So, das muss es sein!«, sagte er und präsentierte ihnen seine Zu sammenstellung.

    »Dann wollen wir doch mal Mortimers Kupferstück darunterhalten und die Nachricht entziffern«, sagte Horatio, holte den kleinen Me tallstreifen hervor und legte ihn unter den Code, den er auf eine Sei te seines Notizbuches geschrieben hatte.

    Byron schrieb die entsprechenden lateinischen Buchstaben auf den Rand der Seite und sie ergaben den Text:
    »Na, diesmal will ich mich nicht beklagen!«, sagte Alistair. »Zum Glück liegen die Judas-Papyri also nicht im Zarenreich oder irgendei nem anderen Land, wo uns Schnee und Eis erwarten! Mir ist ja hier schon kalt genug! Etwas Wüstensonne käme mir um diese Jahreszeit sehr gelegen. Ich wünschte, wir wären schon da!«
    »Dann lasst uns doch mal sehen, ob wir auf diesen zehn Seiten aus Mortimers Journal herausfinden können, was das nächste Ziel unse rer Reise sein wird«, sagte Harriet. Vor ihr lagen die losen Blätter in der Reihenfolge, wie sie im Notizbuch aufeinandergefolgt waren, ausgebreitet und mit kleinen Kieseln beschwert. »Bin gespannt, ob jemand von uns in all diesen Zeichnungen, Buchstaben-und Zahlen reihen einen Sinn entdeckt.«
    Nach einer Weile angestrengten, aber ergebnislosen Grübelns deutete Horatio auf eine symmetrische Buchstabenanordnung, die von beiden Seiten von Zweigen eingefasst wurde.
    »Das erinnert mich irgendwie an stilisierte Lorbeerblätter, aus de nen man in früheren Zeiten Siegerkränze geflochten hat«, sagte er. »Ob das wohl was zu bedeuten hat?«

    »Natürlich! Das ist es, Horatio! Der Lorbeerkranz der römischen Imperatoren!«, stieß Byron hervor und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Mein Gott, da habe ich doch vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen. Das ist der Hinweis! Und ich weiß auch, wie er zu entschlüsseln ist. Angeblich soll Julius Cäsar diesen Code erfunden haben, was aber dummes Zeug ist, denn den gab es schon lange vor ihm. Aber er hat ihn häufig benutzt und deshalb ist der Code auch als die ›Cäsarscheibe‹ in die Kryptologie eingegan gen.«
    »Und wie sieht diese Cäsarscheibe aus?«, fragte Alistair.
    »Ich zeichne sie euch gleich auf. Aber lasst mich erst mal nachzäh len, welche Buchstaben am häufigsten auftreten, dann weiß ich gleich, um wie viele Stellen Mortimer die innere Scheibe verschoben hat«, sagte Byron und erstellte eine Liste nach der Häufigkeit der Buchstaben. Dann nickte er. »Ja, es sieht mir so aus, als hätte er sich für die fünfte Stelle entschieden! Das N wird bei ihm zum J und das E zum A!« Und dann malte er ihnen die Cäsarscheibe auf.

    »Eigentlich schneidet man die beiden Ringe aus, damit man sie bei Bedarf um die Stelle verschieben kann, die man vereinbart hat«, er klärte Byron. »Aber das brauchen wir nicht, da ja feststeht, dass Mor timer die fünfte Stelle im inneren Ring gewählt hat.«
    Wenig später lag ihnen der entschlüsselte Text vor, der ihnen den Ort angab, wo der fünfte Hinweis auf das Versteck des Judas-Evange liums zu finden war. Er lautete:

    Harriet stöhnte auf. »Um Himmels willen, das sind ja gleich vier Rät sel auf einmal! Weder habe ich eine blasse Ahnung, wer und was Mo kattam ist und was das Nobelzelt der Cooknomaden sein soll, noch kann ich mit dem goldenen Buch der Eitelkeiten und einem gewöhn lichen Namen wie Samuel etwas anfangen!«
    »Ich gebe zu, dass auch mir das goldene Buch der Eitelkeit nichts sagt«, räumte Byron ein. »Und wenn Mortimer mit ›Samuel‹ nicht die beiden gleichnamigen Bücher im Alten Testament gemeint hat, wo rin es ja nun wahrlich nicht um Eitelkeit geht, dann kann ich auch mit diesem Namen im Augenblick nichts anfangen. Anders

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