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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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betrifft ja auch nicht ganze Wörter oder gar Zei len, die sofort ins Auge fallen würden, sondern nur hier und da ein zelne Buchstaben«, erwiderte Byron. »Sie heben sich aus dem Text, obwohl sie nicht in Schreibschrift, sondern fast schnörkellos wie Druckbuchstaben eingefügt sind, nicht so leicht hervor. Denn das Auge ist darauf trainiert, ganze Wörter zu erfassen und muss sie bei gewöhnlichen Texten nicht erst Buchstabe für Buchstabe zusam mensetzen. Deshalb liest das Auge über solche winzigen Abwei chungen schnell hinweg.«
    »Meine Augen sehen immer noch nichts!«, brummte Alistair.
    Byron griff zu einem Bleistift. »Passt auf, ich werde die betreffen den Buchstaben nur ganz fein unterstreichen, damit ich die Bleistift-striche hinterher leicht wegradieren kann.« Er machte sich an die Ar beit und sie ging ihm schnell von der Hand, nachdem er nun wusste, wonach er Ausschau halten musste.
    »So, hier haben wir Mortimers Botschaft, die er in Eichendorffs Ge dicht versteckt hat!« Byron drehte das Buch zu ihnen herum, damit sie die unterstrichenen Buchstaben besser sehen konnten.

    »Jetzt sehe ich es auch!«, stieß Harriet verblüfft hervor. »Da ist tat sächlich eine andere Schriftart eingearbeitet! Also mir wäre das nie aufgefallen!«
    Horatio nahm sich den Bleistift und schrieb die unterstrichenen Buchstaben auf die Rückseite des Hotelfaltblatts. Die entschlüsselte Botschaft lautete:

    »Es ist mit Mortimers Sprüchen wie mit der russischen Puppe in der Puppe in der Puppe!«, stöhnte Harriet. »Hat man ein Rätsel gelöst, er weist sich die Lösung wieder als Rätsel. Oder hat jemand eine Ah nung, wer oder was Jebu ist?«
    Alistair und Horatio schüttelten den Kopf.
    Und Byron sagte: »Auf Anhieb kann ich damit auch nichts anfangen. Aber ich glaube, mich entsinnen zu können, bei einer Lektüre über ägyptische Mythologie irgendwo schon mal auf diesen Namen gesto ßen zu sein. Und wenn man sich jetzt alle fünf Hinweise vor Augen hält, dann kann Jebu eigentlich nur eine Ortsbestimmung sein.«
    Zur besseren Vergegenwärtigung schrieb Horatio die fünf Hinwei se untereinander auf. »Das also ist der Text, den wir bisher an jenen fünf Orten zusammengetragen haben, auf die sich fünf der sechs hebräischen Begriffe des Hexagons beziehen!«

    »Für mich klingt das so, als wäre der Text abgeschlossen«, fügte Ho ratio dann noch hinzu. »Es ist doch an Informationen alles da. Wir müssten jetzt nur noch herausfinden, wo Jebu ist. Dann werden wir dort unter den Ruinen eines einstigen Klosters namens St. Simeon das Judas-Evangelium finden. Es fehlt eigentlich nur noch der Punkt am Ende dieser fünf Hinweise.«
    »Vielleicht fehlt er, weil die Botschaft eben doch noch nicht voll ständig ist«, sagte Alistair. »Ein Hexagon hat nun mal sechs Seiten und auf der sechsten hat Mortimer bestimmt nicht ohne Grund auf Hebräisch und mit Milchtinte ›Die dunkle Kammer‹ hingepinselt. Ein Puzzleteil fehlt uns demnach noch!«
    »Und ich glaube auch zu wissen, welches das fehlende Teil ist«, sag te Byron.
    »Du meinst, diese nichtssagende Zeichnung von dem Flussufer mit ein paar Palmen und einer Fellachenhütte auf der letzten Seite, die Alistair herausgeschnitten hat?«, fragte Harriet.

    Byron nickte. »Sie muss es sein, weil Mortimer auf dieser Seite den sechsten Begriff ›Die dunkle Kammer‹ an den Rand geschrieben und damit wiederholt hat. Aber wie du schon gesagt hast, die Zeichnung ist wirklich nichtssagend und alles andere als ortsspezifisch.« Er zog die Seite aus seiner Tasche und warf einen langen Blick auf die Zeich nung.
    Byron schüttelte den Kopf. »Nein, sie verrät mir auch jetzt nicht ihr Geheimnis! Und dabei habe ich sie mir schon so oft vorgenommen und nach einem Code gesucht. Aber da ist einfach keiner.«
    »Kümmern wir uns darum später und finden wir jetzt erst mal he raus, wo oder was Jebu ist«, schlug Horatio vor, während Byron die Zeichnung wieder wegsteckte. »Am besten wäre uns jetzt mit einer vielbändigen Enzyklopädie gedient.«
    »Das Shepheard’s verfügt über eine eigene Bibliothek für seine Gäs te«, sagte Alistair. »Steht alles in dem Faltblatt.«
    Harriet sprang auf. »Dann nichts wie hin!«

3
    D ie Hotelbibliothek des Shepheard’s konnte sich wirklich sehen las sen. In den gut sortierten Bücherwänden stand auch die neueste Ausgabe der Encyclopaedia Britannica. Schnell war der Band, der alle Einträge beginnend mit J enthielt, aus dem Regal gezogen und die

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