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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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erster Klasse hin und her zu pendeln und Ausschau nach Lord Pembrokes Gruppe zu halten. Ob wohl es neben dem Shepheard’s und dem Savoy nur noch das Conti nental, das Hotel du Nil und das Hotel d’Angleterre gab, die als standes gemäßes Quartier infrage kamen, hatte ihn die Suche gehörig auf Trab gehalten. Sich jeweils am Empfang zu erkundigen, ob eine Reservierung unter den ihm bekannten Namen vorlag, hatte er verworfen. Er wollte nicht das Risiko eingehen, dass ein überfreundlicher Empfangschef sie darüber informierte, dass ein guter Bekannter nach ihnen gefragt habe. Die einzige Chance, die ihm noch geblieben war, wollte er durch nichts gefährden.
    Die Vorsicht und die Mühen hatten sich gelohnt. Denn nun hatte er sie endlich gefunden, als Gäste des Shepheard’s. Damit rückten die Ju das-Papyri, die er in Konstantinopel schon für verloren geglaubt hat te, wieder in greifbare Nähe. Doch diesmal durfte er sich nicht den kleinsten Schnitzer erlauben.
    Verstohlen beobachtete er, wie die vier aus der Bibliothek kamen und zum Tisch des Concierges traten. Sofort faltete er seine Zeitung zusammen, erhob sich aus dem Sessel und schlenderte in ihre Nähe. Zwei, drei Schritte von ihnen entfernt blieb er stehen und wandte ih nen den Rücken zu. Leider bekam er nicht genau mit, wonach sie sich beim Concierge erkundigten.
    Als die Frau und die drei Männer sich hinüber auf die andere Seite der Hotelhalle begaben, um dort etwas zu besprechen, trat nun er selbst zum Concierge.
    »Entschuldigen Sie, habe ich richtig verstanden, dass die drei engli schen Gentlemen sich bei Ihnen gerade nach einer empfehlenswer ten Nilkreuzfahrt erkundigt haben?«, fragte er beiläufig. »Würde mich meinen Landsleuten nämlich gern anschließen. In Gesellschaft dürfte eine solche Unternehmung unterhaltsamer sein.«
    »Ich bedaure, Sir. Die Herrschaften beabsichtigen, mit dem Nacht zug nach Assuan zu reisen«, teilte ihm der Concierge bereitwillig mit.
    »Oh, dann muss ich mich wohl verhört haben«, sagte Graham Bay nard. Er nickte dem Mann freundlich zu und schlenderte weiter.
    Als er kurz darauf sah, dass sich die vier trennten, beschloss er, zu mindest einen von ihnen im Auge zu behalten.
    Die Gestalt, der er schließlich aus dem Hotel folgte, hatte es sicht lich eilig. Schnellen Schrittes ging sie die Sharia Kamel in Richtung der El-Ezbekiye-Parkanlagen hinunter und stieg dann vor dem Hotel Continental in eine der dort wartenden Kutschen. Das kam ihm äu ßerst seltsam vor, denn vor dem Shepheard’s hatten genug freie Kut schen gestanden.
    Schnell sprang auch er in einen der offenen Pferdewagen und trug dem Kutscher auf, der Kutsche vor ihnen zu folgen und sich ja nicht abhängen zu lassen.
    Die Fahrt ging am Opernplatz vorbei. Kurz dahinter bog die Kut sche vor ihnen rechts in die Sharia el-Manahk ein und wandte sich an der nächsten Kreuzung nach links. Die Straße mündete in ein Ron dell, das von dem stattlichen Eckgebäude der Bank von Ägypten be herrscht wurde. Die Kutsche nahm die erste Ausfahrt aus dem Kreis verkehr und ratterte den breiten Boulevard Sharia Kasr en-Nil hinun ter. Wenige Straßen vom Fluss entfernt scherte die Kutsche aus dem Verkehr aus und hielt vor dem Eingang des Savoy Hotel.
    Hastig warf Graham Baynard seinem Fahrer eine Münze zu, die für die Fahrtstrecke viel zu großzügig bemessen war, sprang hinaus und folgte der Gestalt rasch ins Hotel. Dort sah er, wie sich die von ihm verfolgte Person am Empfang offenbar nach jemandem erkundigte. Denn der Empfangschef nickte und deutete zur Hotelbar hinüber.
    Verwundert, was das zu bedeuten hatte, aber auch mit dem In stinkt des Jägers, der eine vielversprechende Fährte witterte, begab auch er sich mit einigem Abstand hinüber in die Bar – und glaubte im ersten Moment, seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er sah, auf wen die Gestalt dort zielstrebig zuging.
    Es war Arthur Pembroke, der dort an einem Tisch saß! Und dass er nicht mit der Gruppe, die er mit der Suche nach dem Judas-Evangelium beauftragt hatte, im selben Hotel logierte, gab einem doch zu denken. Wie auch die Tatsache, dass er sich hier nur mit einer der vier Personen traf. Zumal dieses Treffen den Anschein von Heimlichkeit hatte!
    Graham Baynard stellte sich an die Ecke des langen Bartresens, an dem sich eine Gruppe von Offizieren ihrer königlichen Majestät drängte, und versuchte, etwas von dem sichtlich erregten Gespräch der beiden Personen aufzuschnappen. Das Gelächter und die

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