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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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einer Hand bequem hindurchfassen und die Platte packen konnten.
    »Nicht zu glauben!«, stieß Alistair hervor, während Byron schon das Taschenmesser an den Riegel auf der gegenüberliegenden Seite an setzte und diesen ebenfalls heraushebelte. »Das sind Grifföffnungen! Die Eckplatte lässt sich herausheben!«
    »So ist es!«, sagte Byron und lachte. »Das hier ist der Zugang zum Judas-Versteck, Freunde!«
    Byron und Alistair hoben die Platte gemeinsam an und setzten sie an der Seite in den Sand. Das quadratische Loch war breit genug, damit ein normal gebauter Mann problemlos nach unten steigen konnte.
    Alistair hielt die Lampe in die Öffnung. Ihr Licht fiel auf eine Wand, aus der eingesetzte Steine im Abstand von einer halben Armlänge hervorragten.
    »Da sind Trittstufen!«, rief er aufgeregt. »Das Seil brauchen wir nicht. Aber bringt für alle Fälle unsere Ausrüstung mit. Da unten scheint es viel Sand zu geben. Vielleicht müssen wir uns den Weg freibuddeln.«
    »Und wie tief geht es hinunter?«, wollte Harriet wissen und zog den Sack zu sich heran.
    »Höchstens drei, vier Ellen! Wir werden da unten vermutlich gera de mal aufrecht stehen können!«, antwortete Alistair und kletterte auch schon hinunter.
    Byron, Horatio und Harriet folgten ihm. Dabei ließ Harriet den Sack einfach zu ihnen hinunterplumpsen.
    Der Raum unter dem Boden der falschen Zisterne war noch etwas größer als die quadratische Fläche über ihnen. Wände aus Schlammziegeln umgaben sie. An vielen Stellen waren schon Steine herausgebrochen oder befanden sich in einem brüchigen Zustand.
    Ein rund gewölbter, gemauerter Gang führte von dem Vorraum ab. Sie mussten die Köpfe einziehen, um nicht an der Decke anzu stoßen. Nach vier, fünf Schritten bog er mit einem rechtwinkligen Knick nach links ab und endete nach zwei weiteren Schritten vor ei ner Tür.
    Ihr Holz war so dunkel, dass die dicken Bohlen, aus denen sie einst gezimmert worden waren, wie Eisen aussahen. Sie mussten aus Ei che oder Ebenholz bestehen und waren mit dicken, breitköpfigen Ei sennägeln beschlagen, die in der trockenen Wüstenluft dem Rost-fraß bestens widerstanden hatten. Ein Vierkantholz von doppelter Fauststärke lag quer vor der Tür, seine Enden ruhten rechts und links in passgenauen, handlangen Vertiefungen des Mauerwerks.
    »Ich denke, den Sack mit Alistairs ehrgeiziger Grabungsausrüstung können wir hier getrost zurücklassen«, sagte Harriet und lehnte den Sack gegen die Wand.
    »Auch hier unten sieht es weniger nach frommem Kloster als nach Festung aus«, murmelte Horatio beim Anblick der Tür. »Möchte bloß wissen, welchem Zweck das alles gedient hat!«
    »Vielleicht werden wir das wissen, wenn wir sehen, was hinter der Tür liegt«, sagte Byron, hob den Balken aus seinen Halterungen und lehnte ihn gegen die Wand. Dann packte er die Tür am Eisengriff. Sie ließ sich schwer bewegen und er musste schon kräftig drücken, um sie endlich aufzustoßen.
    Alistair drängte sofort mit der Petroleumlampe nach und stieß ei nen Laut der Überraschung aus, als ihr Licht das Gewölbe vor ihnen aus tiefster Finsternis riss.
    »Das ist ja tatsächlich eine Gruft!«
    »Heilige Muttergottes!«, kam es auch sogleich von Harriet. »Das muss die Gebeinekammer der Mönche gewesen sein!«
    »Kammer ist ja wohl reichlich untertrieben«, sagte Horatio. »Das ist ein Gewölbe von anständigen Ausmaßen! Hier hätten noch die Ge beine von Hunderten weiterer Mönche Platz gehabt!«
    Der Raum hinter der Tür öffnete sich wie ein Flaschenhals zu ei nem beeindruckenden Gewölbe. An seiner breitesten Stelle maß es gute fünfzehn Schritte von Wand zu Wand. Und seine Länge schätz ten sie auf das doppelte Maß. An seinem hinteren Ende verengte sich das Gewölbe und lief in einer schmalen Nische aus. Dort türmten sich Felsgestein und Sand auf. Rechteckige Säulen aus Schlammzie geln stützten die Decke, unter der an mehreren Stellen aus stati schen Gründen Granitstreben eingezogen waren.
    In jedem Halbrund der Gruft befanden sich tiefe Nischen. Die unte ren waren von länglicher, rechteckiger Form, die darüberliegenden als Rundbogen gemauert. Nur etwa die Hälfte war mit bleichem To tengebein gefüllt. Dabei lagen die Schädel in den oberen Nischen mit den Rundbögen, während alle anderen Knochen unten in den rechteckigen Kammern aufeinandergeschichtet waren. An den Sei ten ragten auf jeder Seite zwei steinerne Kerzenhalter aus der Wand und zwei Steinringe, die vermutlich

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