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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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anderen zu beichten!«
    Pembroke lächelte kühl. »Was gelten schon Versprechen gegen über einem Bastard!«, erwiderte er abfällig. »Und komm mir nicht da mit, dass du meine Nichte bist und mehr Rücksicht verdient hättest! Hätte meine Schwester nicht Schande über sich und unseren Fami liennamen gebracht, könntest du jetzt mit Fug und Recht an meine Onkelpflichten appellieren. Aber deine Mutter hat es ja vorgezogen, mit diesem Blender von Artisten durchzubrennen und sich von ihm schwängern zu lassen, bevor er ihr noch einen Ring an den Finger stecken konnte. Sei froh, dass ich dich bei mir großmütig aufgenom men habe, als deine Eltern damals bei dem Theaterbrand in Sheffield ums Leben gekommen sind und du heulend allein dastandest!«
    Fassungslos sahen Byron, Horatio und Alistair sie an.
    »Du bist seine Nichte? Und du hast uns die ganze Zeit hintergan gen und ihm heimlich Telegramme geschickt?«, rief Alistair.
    Byron sagte in seiner Erschütterung kein Wort. Er ahnte zwar, dass Pembroke sie genauso schändlich erpresst und als Werkzeug be nutzt hatte wie jeden anderen von ihnen. Aber der Schock darüber, dass sie alle wichtigen Informationen hinter ihrem Rücken an ihn ge kabelt hatte, war in diesem Moment größer als jedes Verständnis.
    Harriet sah ihn verzweifelt an. »Ich wollte es nicht, Byron! Aber er hat mir keine andere Wahl gelassen!«, stieß sie hervor. »Ich habe ihm damals, als ich Henry, der sein Bruder und mein Onkel war, auf der Pirsch erschossen habe und kurz danach aus Pembroke Manor weg gelaufen bin, einen Brief hinterlassen. Und darin habe ich ihm geschrieben, dass ich es mir nie verzeihen würde, Henry ermordet zu haben. Mit diesem Brief hat er mir gedroht! Er wollte ihn der Polizei übergeben! Was konnte ich denn da tun?« Tränen begannen, ihr über das Gesicht zu laufen.
    »Du ...du hättest mir alles erzählen können.« Nur mühsam brachte Byron die Worte über die Lippen.
    »Das wollte ich doch auch, noch heute Nacht!«, beteuerte sie.
    Horatio schüttelte den Kopf. »Dass du selbst eine Pembroke bist, ist ja wirklich starker Tobak!«, sagte er trocken. »Und das mit den Te legrammen . . .« Er zuckte mit den Achseln. »Wenn jemand einem die Daumenschrauben ansetzt, wer wird denn da standhaft bleiben? In dieser Runde sehe ich jedenfalls keinen, mich eingeschlossen. Und was macht es auch für einen Unterschied, ob er die Papyri schon jetzt oder erst nach unserer Rückkehr bekommt?« Und zu Harriet sagte er beruhigend: »Nimm es dir nicht so zu Herzen, wir kommen schon darüber hinweg.«
    »Das stimmt«, brummte Alistair widerstrebend. »Aber eine böse Überraschung ist das Ganze schon!«
    Trevor Seymour stand seitlich von Pembroke und folgte dem Ge schehen stumm und mit ausdrucksloser Miene. Ganz der dienstbe flissene Diener seines Herrn, machte er nur den Mund auf, wenn er von ihm angesprochen wurde.
    »Das ist ja alles recht rührend und ich sehe, man versteht sich mitt lerweile besser als bei unserem ersten Zusammensein«, ergriff Lord Pembroke nun wieder das Wort. »Aber genug der Plauderei! Kom men wir nun zum Geschäft, Gentlemen! Die Papyri, Mister Bourke!« Fordernd streckte er seine Hand aus.
    »So war es nicht ausgemacht!«, protestierte Byron.
    »Ach so, die beiden anderen Gentlemen möchten wohl erst ihr Geld und Harriet ihren kompromittierenden Brief? Gut, das lässt sich machen. Ich bin darauf vorbereitet!« Damit fuhr seine linke Hand in die Manteltasche und zog zwei Schecks und einen Briefumschlag hervor. Er warf sie verächtlich vor sich in den Sand.
    Schnell sprang Alistair vor und hob die Bankschecks und den Brief auf. Er warf einen raschen Blick auf die ausgestellte Summe. »4 000 Pfund!«, sagte er zufrieden. »Scheint alles seine Richtigkeit zu ha ben.« Und damit reichte er einen der Schecks an Horatio weiter und händigte Harriet ihren Brief aus.
    »Wenn ich nun bitten darf!« Erneut streckte Pembroke die Hand aus.
    Mit grimmiger Miene ging Byron zu ihm und gab ihm die Holzscha tulle mit der Judas-Schrift. »Ich verstehe nur nicht . . .«, begann er.
    »Sie verstehen vieles nicht! Aber das kommt noch!«, fiel Pembroke ihm ins Wort, klemmte sich die Schatulle unter den linken Arm und fuhr mit der rechten Hand unter seinen Umhang. Als sie im nächsten Moment wieder hervorkam, lag ein kurzläufiger Revolver in seiner Hand. »Und nun zurück zu den anderen!«
    Erschrocken wich Byron vor der auf ihn gerichteten Waffe zurück. »Was soll das? Sind Sie

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