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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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für Pechfackeln gedacht waren. Sand und Bruchstücke von Ziegeln aus dem uralten Mauerwerk be deckten den Boden.
    Alistairs Blick ging zu einigen der schon bedenklich schadhaften Stützsäulen und dann hinauf zur Decke, wo nachdrückendes Gestein und Erdreich große Risse und Auswölbungen verursacht hatten.
    »Kein sehr vertrauenerweckender Ort! Hier ist schon lange nicht mehr renoviert worden«, murmelte er spöttisch. »Und dann überall die unerfreulichen Hinweise auf die Vergänglichkeit des Menschen! Wir sollten die Papyri holen und dann so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden! Wäre auch schade, wenn diese unterirdische Bruchbude auch für uns zum Grab würde!«
    »Da drüben!«, rief Horatio, als sie mit der Lampe die Wände aus leuchteten und der Lichtschein auf eine Nische fiel, in welcher erst zwei Reihen von Totenschädeln aufgeschichtet waren. »Unter den Totenköpfen steht in der Mitte ein Holzkasten!«
    Jetzt sahen es die anderen auch. Sofort liefen sie zu der Nische hi nüber und stellten die Petroleumlampe auf einen der steinernen Ker zenhalter.
    Byron zog die einfache Holzschatulle, die ungefähr die Größe von zwei Zigarrenkisten hatte, unter den Schädeln hervor. Er öffnete den Deckel. Und da lag sie, die Schrift des Judas! Ein Stoß brauner, rissi ger Blätter, die mit aramäischen Schriftzeichen in schwarzer Tinte bedeckt waren. Sie befanden sich in einem schlechten Zustand, wie die Löcher in den Papyri und die Stücke bewiesen, die an manchen Kanten herausgebröselt waren. Was bei dem Alter, sofern es sich tat sächlich auf das erste Jahrhundert datieren ließ, nicht verwunderlich war.
    »Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir diese Judas-Papyri wirklich gefunden haben!«, sagte Byron fast feierlich. »Und dass ich diese Schriftstücke, die womöglich aus der Zeit kurz nach Jesu Kreu zigung stammen, hier in meinen Händen halte! Unglaublich! Das kommt mir wie ein Traum vor!«
    »Sei unbesorgt, du träumst nicht, alter Knabe!« Freundschaftlich schlug Alistair ihm auf die Schulter. »Ich denke, das haben wir vier sauber hingekriegt. Jetzt muss der Gichtknochen Pembroke mit dem Rest der Kohle herausrücken!«
    »Wird mir ein Vergnügen sein!«, sagte da die Stimme von Arthur Pembroke in ihrem Rücken.

4
    E in unverhoffter Peitschenhieb hätte sie nicht stärker zusammenzu cken lassen können als die Stimme von Lord Pembroke hier unten in der Mönchsgruft. Ungläubig fuhren sie herum. Und da stand er in ei nem weiten Staubmantel zwischen den ersten beiden Säulen vor der Tür. Und hinter ihm tauchte die lange, asketische Gestalt von Trevor Seymour auf.
    »Respekt und Kompliment, Gentlemen«, sagte Pembroke in trügeri schem Plauderton. »Und dir natürlich auch, meine liebe Harriet. Da ha ben Sie wirklich hervorragende Arbeit geleistet! Und leicht scheint es Ihnen Mortimer wahrlich nicht gemacht zu haben. Das Abenteuer in den Karpaten bei diesem Grafen muss ja arg brenzlig gewesen sein!«
    »Was machen Sie hier?«, fragte Byron verstört. »Und woher wissen Sie das mit den Karpaten?«
    Scheinbar überrascht zog Pembroke die Augenbrauen hoch. »Ha ben Sie wirklich gedacht, ich lasse Sie einfach unbeaufsichtigt nach dem Judas-Evangelium suchen? Ich mag ja einiges gegen den einen und anderen von Ihnen in der Hand haben. Aber das wiegt leider nicht schwer, wenn einer von Ihnen es vorgezogen hätte, diese kost baren Papyri auf eigene Faust für ein Vermögen zu verkaufen und englischen Boden in Zukunft zu meiden. Nein, dieses Risiko erschien mir in Anbetracht der enormen Bedeutung, die das Judas-Evangeli um für mich hat, doch etwas zu groß.«
    »Was heißt hier unterrichtet?«, stieß Alistair verständnislos hervor. »Wer soll Sie denn unterrichtet haben und wie?«
    »Janus, meine Augen und Ohren in Ihrer netten Gruppe, hat mich regelmäßig per Kabel über Ihre Fortschritte informiert«, teilte Pem broke ihnen genüsslich mit. »Das war doch ein wirklich passender Deckname, der mir da für dich eingefallen ist, nicht wahr, Harriet?«
    Harriet war so bleich geworden wie das Gebein um sie herum. »Du hast mich dazu gezwungen, du Scheusal!«, stieß sie erstickt hervor, als würgte sie an ihrer Scham, die sie zu überwältigen drohte. »Ich habe es nicht getan, weil es mir Spaß gemacht hat, sondern weil du mich dazu erpresst hast! Und du hast mir versprochen, dich heute nur im Hintergrund zu halten und dich erst morgen im Hotel zu zei gen, damit ich Zeit habe, es Byron und den

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