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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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erblasste. Er zögerte einen winzigen Moment, dann drückte er ab. Doch zu seinem Entsetzen und dem der anderen löste sich kein Schuss aus seiner Waffe. Es gab nur ein metallisches Klicken, als der Zündhammer gegen den Boden der pulverlosen Patrone stieß.
    Augenblicklich wirbelte Pembroke zu ihm herum, riss in der Dre hung seinen Revolver hoch und schlug ihm die Waffe an den Kopf. Mit einem Aufschrei taumelte Trevor Seymour gegen die Gewölbe-wand und stürzte dann mit einer blutenden Platzwunde auf der Stirn zu Boden.
    »Sie haben sich wohl für besonders schlau gehalten, Trevor. Aber ich bin Ihnen und Ihrem Abbot, mit dem Sie nachts immer telefoniert ha ben, schon längst auf die Spur gekommen!«, höhnte Pembroke und richtete den Revolver sogleich wieder auf Byron und seine Gefährten. »Was immer das für eine obskure Bruderschaft der Wächter ist, der Sie beide angehören, Ihre Wache findet hier ihr verdientes Ende.«
    »Sie werden uns hier nicht elendig umkommen lassen!«, schrie Alis tair und stürzte in einem Akt tollkühner Verzweiflung auf ihn zu, um ihm in den Waffenarm zu fallen.
    Pembroke zielte sofort auf ihn und drückte ab.
    Die Kugel traf Alistair unterhalb des rechten Rippenbogens. Der Einschlag des Geschosses stoppte jäh seinen Lauf, riss ihn zur Seite und ließ ihn gegen eine der Säulen taumeln. Mit einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht stürzte er in den Sand und Ziegelschutt.
    Entsetzt schrien Harriet, Byron und Horatio auf.
    »So ein Einfaltspinsel!«, sagte Pembroke und zog sich zur Tür zurück. »Aber dafür hat er es nun schneller hinter sich. Und jetzt runter auf den Boden! Alle! Auf den Bauch, wenn ich bitten darf! Und stellen Sie mich nicht noch einmal auf die Probe! In der Trommel sind genug Patronen für Sie alle!«
    Mit einem lästerlichen Fluch kniete sich Horatio hin und streckte sich auf dem Boden aus. Harriet und Byron folgten seinem Beispiel mit ohnmächtigem Hass.
    »Ach, da ist noch etwas, das ich fast zu erwähnen vergaß, Harriet«, drang Pembrokes Stimme zu ihnen aus dem Gang vor der Tür. Zu gleich war ein schabendes Geräusch von Holz auf Sand zu vernehmen. »Deine Selbstvorwürfe waren unbegründet. Du hast Henry weder be wusst noch unbewusst erschossen. Ich muss es wissen, denn ich habe neben dir am Baumstamm gesessen. Als Henry sich zu dir hinunter beugen und dich wecken wollte, fand ich die Gelegenheit zum Abdrü cken deines Gewehrs einfach zu unwiderstehlich. Ich denke, damit ha be ich damals nicht nur mir, sondern auch dir einen Gefallen getan!« Und mit diesen Worten packte er den Eisengriff und zerrte die Tür zu.
    Byron und Horatio sprangen augenblicklich auf und stürzten zur Tür, um zu verhindern, dass Pembroke Zeit genug blieb, den Balken vorzulegen. Aber sie kamen zu spät. Denn da fiel der Balken auf der anderen Seite schon in die Halterungen und machte es unmöglich, die Tür auch nur einen Spalt weit aufzureißen.
    »Dieser elende Verbrecher, verflucht in alle Ewigkeit soll er sein!«, schrie Horatio und zerrte sinnlos am Türgriff.
    Byron eilte zu Alistair, der blutend und stöhnend im Dreck lag. Har riet kniete schon bei ihm.
    »Ist es schlimm?«, fragte er leise.
    »Schlimm genug«, murmelte Harriet und deutete auf die Hand, die Alistair auf die Wunde presste. Blut sickerte zwischen den Fingern hervor.
    »Mein Gott, warum hast du das getan?«, stieß Byron verzweifelt hervor.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte Alistair zu ihm auf. »Spie lernatur!«, keuchte er und versuchte ein Grinsen, das jedoch sehr ge quält ausfiel. »Aber manchmal hat . . . man eben Pech . . . und das, was man für einen . . . Bluff hält, ist doch kein Bluff.« Stockend kamen ihm die Worte über die Lippen. »Schätze mal . . . das war mein letztes Spiel . . . und der höchste Einsatz, den ich . . . je gesetzt habe!«
    »Rede keinen Unsinn!«, widersprach Harriet mit zitternder Stim me. »So ein zähes Unkraut wie du kommt nicht so schnell um!« Und zu Byron sagte sie: »Wir müssen die Wunde schnell verbinden, bevor er zu viel Blut verliert!«
    »Was bringt es, Harriet?«, sagte Alistair unter Stöhnen. »Wir kom men hier nicht mehr raus. Wird für mich ein . . . ein schneller Ab gang . . . Ich wette, ihr werdet mich . . . darum beneiden!«
    »Sei still und spar deine Kräfte!«, herrschte Byron ihn an. Ihm schnürte es die Brust zu, Alistair so vor sich liegen zu sehen und nichts tun zu können, um ihn zu retten. Jeder von ihnen wusste, dass es aus der

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