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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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diesen Worten hielt er nun beide Seiten gegen das helle Licht der Glaskuppel über ihnen, über der sich ein stahlklarer, aber eisig kalter Winterhimmel spannte. Das Hotelpersonal hatte davon gesprochen, dass nach Tagen beständigen Regens der plötzliche Wetterumschwung ins Frostige nichts Gutes verhieß und man bei diesen Kapriolen nun auch jederzeit mit Schneefall rechnen müsse.
    Harriet, Byron und Horatio beugten sich vor und verrenkten sich die Hälse, um selbst darauf zu kommen, wo des Rätsels Lösung steckte.
    »Also mir sagt das Bild nichts!«, gab Harriet unumwunden zu. »Wo steckt denn nun die Botschaft?«
    »Sie steckt in jedem rechtwinkligen Knick, den die rote Linie auf ih rem Weg durch den Irrgarten macht! Wenn man den Anfangspunkt und den Endpunkt mitzählt, stößt sie bei ihren 46 Richtungsände rungen auf exakt 46 Buchstaben, die fast immer rechts und links von Zahlen eingefasst sind, was vermutlich eine Verwechslung mit ande ren Buchstaben verhindern soll«, erklärte Alistair. »Die Botschaft be ginnt oben mit dem i zwischen den Zahlen 222 und 656, wo die rote Linie beginnt. Der nächste Buchstabe ist das n zwischen 343 und 434, wo die Linie ihren ersten rechtwinkligen Knick macht. Unten an der Kehre kommen das d zwischen 894 und 23 sowie das e gleich da hinter hinzu, bevor die Linie aufwärtsfährt und dort auf das s und das t vor dem Abstieg trifft. Und das geht dann immer so weiter.«
    Harriet schenkte ihm einen bewundernden Blick. »Dass du darauf gekommen bist, ist ja unglaublich!«
    Auch Byron zollte ihm gebührende Anerkennung, konnte aber nicht verhindern, dass er sich im Stillen wünschte, er hätte auch die ses Rätsel gelöst und könnte sich nun in ihrer Bewunderung sonnen.
    »Tolle Leistung«, sagte Horatio kurz und trocken. »Und was kommt heraus, wenn man alle Buchstaben aneinanderreiht?«
    »Wieder mal ein neues Rätsel«, sagte Alistair. »Denn die Buchsta benkette ergibt den Satz In des toten Templers Nacken auf Graf Kovats Burg Negoi. Ihr könnt mir glauben, ich bin alle anderen Kombinatio nen durchgegangen: Das und nichts anderes ist als einzig sinnvoller Satz möglich! Was jedoch nichts daran ändert, dass ich weder von einem Grafen Kovat noch von einer Burg Negoi gehört habe. Können Sie mit den Namen etwas anfangen, Byron?«
    »Nicht auf Anhieb. Zumindest nicht mit dem Namen dieses Adli gen. Aber Negoi ist mir nicht ganz unbekannt«, sagte Byron nach kur zem Nachdenken. »Ich bin mir sicher, vor gar nicht langer Zeit auf diesen Ortsnamen in einer geschichtlichen Abhandlung über den Balkan gestoßen zu sein. Aber wo genau dieses Negoi liegt, wird sich anhand meines Atlas leicht feststellen lassen. Ich gehe nur schnell hoch in mein Zimmer und hole ihn.«
    Als er wenig später zu ihnen zurückkehrte, hatte er einen Finger schon zwischen den Seiten der Karte, welche die Donauländer zeig te, das Reich der österreich-ungarischen Monarchie, das angrenzen de Königreich Rumänien sowie die anderen Balkanstaaten und einen Teil des Osmanischen Reiches.
    »Negoi ist der Name des höchsten Berges in den Karpaten«, teilte er ihnen mit, während er den Atlas aufgeschlagen vor ihnen auf den Tisch legte und mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Stelle deu tete. »Das ist diese winkelförmige Gebirgskette hier, die Siebenbür gen von der rumänischen Moldau und der Walachei trennt. Die Burg Negoi dieses Grafen Kovat muss dann wohl in der Nähe des gleichna migen Berges liegen. Die nächstgrößere Stadt ist Bukarest, sie liegt ungefähr 170 Kilometer von diesem Teil der Karpaten entfernt.«
    Alistair nickte. »Ja, zu den Karpaten passen auch Mortimers Zeich nungen von zähnefletschenden Wölfen und schroffen Bergschluchten.«
    Horatio verzog das Gesicht. »Wir müssen also nach Bukarest auf den Balkan und dann auch noch in dieses wild zerklüftete Bergland der Karpaten? Da werden wir um diese Jahreszeit mit Schnee zu rechnen haben!«, stöhnte er. »Das sind ja reizende Aussichten!«
    »Es kommt noch besser«, sagte Alistair und verkündete: »Wenn wir auf der Karpatenburg den toten Templer und in seinem Nacken den nächsten Hinweis gefunden haben, geht es als Nächstes in wärmere Gefilde. Das schon mal zum Trost für die Karpaten, Horatio.«
    »Hast du etwa auch noch den Code des dritten Teils geknackt?«, stieß Harriet ungläubig hervor.
    Alistair grinste in die Runde und genoss die Situation sichtlich. »Das lag doch auf der Hand, da Mortimer im dritten Teil fast drei Sei ten

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