Die Judas Variante
Sie sich vorher einen Überblick darüber
verschafft haben, wie viele Späher sie ausgeschickt hatten.«
»'tschuldigung«, sagte Lathe. »Wir müssen das taktische Zeichen übersehen haben, mit dem das
Führungsfahrzeug markiert war.«
Shaw grunzte. »Egal, solange sie außerhalb meiner Reichweite bleiben, sind sie auch zu weit
entfernt, um uns zu verfolgen, wenn wir das Fahrzeug abstellen. Biegen sie bei der nächsten Ampel
links ab.«
»Wohin fahren wir überhaupt?«, fragte Mordecai.
»Ins Ring Village-Viertel«, erklärte Shaw. »Es wird weitgehend von einem ziemlich unkultivierten
Gangsterboss namens Bilnius kontrolliert. Ein gestohlenes Fahrzeug mehr oder weniger fällt dort
überhaupt nicht auf.«
»Ganz zu schweigen von dem, das wir dann stehlen wollen, um damit zu verschwinden?«, sagte
Lathe.
»Ausleihen, nicht stehlen«, berichtigte Shaw ihn. »Apropos Pläne, ich glaube mich auch zu
erinnern, dass Sie einen Plan haben, wie man nach Khorstron hineingelangt.«
»Ja, ich habe die Grundzüge eines Plans«, sagte Lathe. »Er bedarf nur noch einer detaillierten
Ausarbeitung.«
»Und wohl auch noch zusätzlicher Leute«, knurrte Shaw. »Na schön. Ich werde meine Leute heute
Abend zusammenrufen.« Er zog den Kopf wieder ein und schaute vielsagend auf Lathes Profil. »Ich werde aber derjenige sein, der das Kommando über sie hat.«
Lathe neigte den Kopf. »Wie Sie wünschen.«
»Gut«, sagte Shaw und streckte den Kopf wieder zum Fenster hinaus. »Dann hätten wir wenigstens
das geklärt. Nachdem wir uns morgen ausgeruht haben, werden wir uns näher mit diesem Ihrem Plan
befassen.«
Die Leichen waren abtransportiert, die Verletzten waren ins Krankenhaus eingeliefert, und die
Trümmer und Waffen waren aufgesammelt und weggeschafft worden. Allem Anschein nach kehrte die
Parkfläche hinter Sheffer's Hardware wieder zur Normalität zurück.
Doch das war ein Trugschluss, sagte Galway sich, als er den Blick über die Blutlachen auf dem
Pflaster schweifen ließ. Es würde nie wieder eine Normalität geben. Menschen waren hier
gestorben, und mit ihrem Tod war dieser Ort für immer verändert worden.
So etwas hatte er auch schon auf Plinry gesehen.
Viel zu oft.
Er hörte Schritte, drehte sich um und sah Haberdae von hinten auf sich zukommen. »Sie haben die
Späher ausgetrickst«, sagte er mit düsterer und kalter Stimme. »Sie haben das Auto stehen lassen
und sind untergetaucht, während der Verfolger einem Laser-Sperrfeuer von Shaw auswich.«
Galway nickte. Er hatte natürlich gewusst, dass dieser Fall eintreten würde. Er hatte das schon
im Führungsfahrzeug prognostiziert, als Blackcollars das Fahrzeug in ihren Besitz gebracht und
mit Vollgas aus Haberdaes Falle entkommen waren.
Aber solche Überlegungen waren nun müßig. Zum ersten Mal seit dem halben Jahr, seit Galway und
Judas erstmals auf Khala eingetroffen waren, hatte Haberdae seine herablassende und
selbstgefällige Attitüde vollständig abgelegt. Nun hatte er endlich begriffen, wofür die
Blackcollars standen.
Und er war zornig. Er verspürte einen tiefen und bitteren Zorn.
»Wenigstens befinden sie sich nicht mehr in Besitz des Fahrzeugs«, konstatierte Galway im
Bemühen, der ganzen Sache doch noch etwas Gutes abzugewinnen. »Mit den integrierten Transpondern,
die den Fahrzeugen Zugang zum Regierungszentrum gewähren...«
»In die inneren Parkzonen«, unterbrach Haberdae ihn schroff. »Und Sie wissen ganz genau, dass sie
so sicher sind wie die Mauer selbst.«
»Natürlich«, beeilte sich Galway zu sagen, obwohl er das mitnichten glaubte. Im Gegensatz zu den
Sicherheitskräften an der Mauer und den äußeren Toren würden die Wachen in der Garage nicht damit
rechnen, dass jemand anders außer hohen Regierungsbeamten in ihrem Bereich vorfuhr. Das war genau
die Art von mentalem blindem Fleck, mit dem die Blackcollars so gern spielten.
»Das Fahrzeug ist sowieso uninteressant«, fuhr Haberdae grimmig fort. »Sie kennen Taakh besser
als ich. Wann wird er sich ein paar meiner Männer greifen, um sie wegen dieser Sache mit dem Tod
zu bestrafen?«
»Ich glaube eigentlich nicht, dass er das tun wird«, sagte Galway. »Vergessen Sie nicht, er
persönlich hat...« Deinen Plan. »... den Plan des heutigen Abends abgesegnet. Er kann
unmöglich anderen eine Verantwortung für das Scheitern auferlegen, ohne nicht auch selbst einen
Teil der Verantwortung zu übernehmen; und dafür ist er viel zu stolz. Ich glaube, er wird sich
bedeckt
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