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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich in die Nacht überging,
hatte er immer noch keine Antwort.
Dafür hatte er schon andere Antworten gefunden, zumindest vorläufige. Der Stromgenerator des
Gebäudes schien sich auf dieser Ebene zu befinden, irgendwo am anderen Ende des Korridors - vom
Aufzug aus gesehen, mit dem sie ihn hierhergebracht hatten. Es standen immer zwei Wachen vor
seiner Zelle, wobei diese Anzahl jedes Mal verdoppelt wurde, wenn die Tür zwecks Lieferung einer
Mahlzeit geöffnet wurde. Außerdem waren noch mindestens sechs weitere Wachen in anderen Räumen
auf dieser Ebene einquartiert, die im Dreischichtdienst tätig waren. Seine Uhr und die Kleidung
hatte er zwar an Galways importierten Ersatzmann verloren, aber Caine hatte ein gutes Zeitgefühl
und war sich deshalb ziemlich sicher, dass die Schichten jeweils von acht bis sechzehn Uhr, von
sechzehn Uhr bis Mitternacht und von Mitternacht bis acht Uhr morgens dauerten.
Gelegentlich änderte sich die Tonhöhe des Generator-Summens, und kurz darauf hörte er, wie ein
oder zwei Männer eintrafen und in einem zivileren Gang als dem militärischen Tritt der Wachen den
Gang entlanggingen. Entweder erforderte der Generator eine regelmäßige Wartung und Versorgung mit
Betriebsstoffen, oder er war schon so alt und marode, dass er gelegentlich dazu überredet werden
musste, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Das waren zumindest die grundlegenden Parameter, auf die er aufbauen musste. Er würde die
Beobachtung noch für ein paar Tage fortsetzen müssen, bis er mit der Gefängnisroutine so vertraut
war, dass er einen offenen Zug zu wagen vermochte. Hoffentlich hatte er überhaupt noch die Zeit
dazu.
In der Ferne hörte er die Aufzugtüren aufgehen und die Schritte von drei Sicherheitsleuten, die
in seine Richtung kamen.
Schnell versteckte er das Papierwerkzeug im Kragen des Overalls und erhob sich aus dem bequemen
Sessel.
Er packte ihn an den Armlehnen, schleifte ihn zu der Stelle etwa in der Mitte des Raums, wo er
normalerweise stand, und hob die obersten Blätter von der Loseblattsammlung ab, die ihm als
Lektüre diente.
Er hatte es sich schon wieder im Sessel bequem gemacht und tat so, als ob er in das Buch vertieft
sei, als das Schloss klickte und die Tür aufschwang.
Aber es wurde nicht das erwartete Abendessen serviert. Stattdessen betrat ein großer Mann, den er
noch nie zuvor gesehen hatte, den Raum und fixierte Caine mit einem harten Blick. »Dann sind Sie
also Caine«, sagte er ohne eine Begrüßung.
»Sofern Galway uns beide nicht verwechselt hat«, sagte Caine. »Sind Sie mein neuer
Zellengenosse?«
Der Blick des anderen wurde noch härter. »Sie sind ein richtiger Witzbold, nicht wahr?«, sagte er
leise. »Sie und alle anderen Blackcollars halten sich wohl für die Herren der Welt und glauben,
sie könnten alles zu Klump hauen.«
»Leute im orangefarbenen Dress sind zu solchen Aktivitäten normalerweise nicht in der Lage«,
erinnerte Caine ihn. »Sir - äh...?«
»Präfekt«, berichtigte der andere ihn düster. »Präfekt Daov Haberdae, Oberbefehlshaber der
Sicherheitskräfte auf Khala.«
»Aha«, sagte Caine und nickte. »Außer denjenigen, die Präfekt Galway zwangsrekrutiert hat, wie
ich annehme.«
Haberdae stieß zischend den Atem aus. »Ich weiß nicht, was mit euch hinterwäldlerischen Ratten
von Plinry überhaupt los ist«, stieß er hervor und machte einen Schritt nach vorn. In diesem
Moment betraten hastig zwei Wachen hinter ihm den Raum und richteten ihre Paralyt-Pfeilwaffen zur
Abschreckung auf Caines Brust. »Wie kommt ihr überhaupt auf das hohe Ross, dass ihr etwas
Besseres seid als wir anderen?«
»Sie haben mich durchschaut«, sagte Caine und fragte sich, ob er noch erwähnen sollte, dass er
eigentlich von der Erde stammte und nicht von Plinry. »Was für ein Furz sitzt Ihnen denn quer?
Grüßt Galway Sie etwa nicht, oder redet er Sie nicht mit Sir an?«
Ohne Vorwarnung griff der große Mann ihn an.
Mit drei schnellen Schritten war er beim Sessel, schlug Caine die Seiten aus der Hand, packte ihn
an der Vorderseite des orangefarbenen Overalls und riss ihn aus dem Sessel. »Ich habe heute acht
Männer verloren, du Sohn einer Schlange«, knurrte er, wobei seine Nase nur ein paar Zentimeter
von Caines entfernt war. »Acht Männer.«
Caine zwang sich mit einer Willensanstrengung zur Ruhe. Er wusste, dass er den Mann mit einem
Schlag umzuhauen vermocht hätte. Ein einziger, gut platzierter Hieb hätte ihn gelähmt,
ausgeknockt

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