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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder sogar verkrüppelt - wie es Caine gerade in den Sinn gekommen wäre.
Nun war aber nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Die Zellentür stand zwar offen, aber die Wachen waren aufmarschiert, auf der Hut, die Waffen im
Anschlag. Ein Angriff auf Haberdae hätte ihm lediglich eine weitere Phase der Lähmung
eingebracht.
Außerdem - wenn er es wirklich clever anstellte...
»Acht Männer, wie?«, bemerkte er und schaute Haberdae frech ins Gesicht. »Da muss Lathe sich aber
noch ziemlich zurückgehalten haben.«
Und im nächsten Moment schleuderte Haberdae Caine seitlich in Richtung der Wand, sodass er quer
durch den Raum flog.
Reflexartig zog Caine Arme und Beine an und versuchte die Füße nach unten zu drehen. Er schaffte
es gerade noch rechtzeitig und kam einen Meter vom Fußende des Betts entfernt auf dem Boden
auf.
Er hätte auch eine Landung wie ein Kunstturner hinzulegen vermocht - eine Leistung, die die
anwesenden Wachen zweifellos beeindruckt hätte. Stattdessen taumelte er weiter in die Richtung,
in die er geschleudert worden war, ruderte mit den Armen, als ob er das Gleichgewicht zu halten
versuchte, und visierte dabei aus dem Augenwinkel die richtige Stelle an. Mit eindrucksvollem
Getöse knallte er gegen das Fußende des Etagenbetts, wobei er durch den Aufprall eine halbe
Umdrehung beschrieb und wieder mit den Händen ruderte, als ob er die Balance halten wollte.
Und dann schnippte er noch schnell das Spezialpapier weg, das seine mitternächtlichen Besucher
auf die versteckten Kameralinsen gepappt hatten - wobei er diese Manipulation übergangslos in den
gesamten Bewegungsablauf einfließen ließ.
Als er sich umdrehte, sah er, dass Haberdae ihm durch den Raum gefolgt war. Wieder packte der
große Mann ihn am Overall und hob ihn in die Höhe.
»Du bist schon tot, Caine«, sagte Haberdae so leise, dass niemand außer Caine selbst ihn hörte.
»Hörst du mich? Was auch immer Galway dir gesagt oder versprochen hat, du wirst tot sein,
bevor das vorbei ist. Und Lathe und deine anderen Freunde werden auch sterben.«
»Es wird Ihnen nicht schwerfallen, mich zu töten«, versicherte Caine ihm. »Bei den anderen
wünsche ich Ihnen viel Glück.«
»Ach, dazu braucht es überhaupt kein Glück«, sagte Haberdae überzeugt. »Ich weiß schon, wie ich
es anstellen muss. Das Taktische Zentrum Khorstron, von dem Galway glaubt, dass Lathe dort
eindringen kann - direkt außerhalb des zentralen Kernbereichs sind automatische Laser
positioniert, die stark genug sind, um eure Superman-Flexarmor zu perforieren. Galway will sie
ausschalten, damit die Blackcollars unbeschadet ins Zentrum vordringen können.«
Er verstärkte seinen Griff. »Nur dass sie nicht ausgeschaltet werden«, sagte er. »Ich werde
nämlich dort sein, wenn sie angreifen... und ich werde auch dafür sorgen, dass sie aktiviert sind
und die Eindringlinge verfolgen. Ich wünschte nur, es gäbe eine Möglichkeit, sie wissen zu
lassen, wer sie besiegt hat.«
Dann ließ er den Overall los und stieß Caine gegen das Fußende des Betts. »Eine gute Nacht
wünsche ich«, sagte er. »Sie wird eine deiner letzten sein.«
Er drehte sich um und verließ den Raum. Die beiden Wachen warteten, bis er im Gang war, und zogen
sich dann hinter ihm zurück. »Vergesst nicht, dass ihr mir noch immer ein Abendessen schuldet«,
rief Caine ihm nach, als die Tür sich schloss.
Er blieb noch für eine halbe Minute an seinem Platz stehen und rechnete fast damit, dass Haberdae
beschloss, noch einmal zurückzukommen und etwas Dampf abzulassen. Doch die Tür blieb geschlossen,
und schließlich ging Caine durch den Raum und sammelte das Papier auf, das der Präfekt ihm aus
der Hand geschlagen hatte. Während er seine beschränkten Optionen für die abendlichen Aktivitäten
bedachte, erweckte er hin und wieder den Anschein, ihm sei aufgefallen, dass die Kamera neben dem
Bett wieder den Durchblick hatte und dass er sie erneut mit einem eingeseiften
Papierschnipsel abkleben wollte.
Und der Vollständigkeit halber ersetzte er auch noch das Papier an der anderen Kamera.
Und dann würde er schon sehen, ob sie heute Nacht die Traute für eine weitere heimliche Exkursion
in seinen Raum hätten, um den Sabotageakt rückgängig zu machen.
Er hoffte, dass sie kommen würden. Er hoffte es inständig.

Die Einsatz-Nachbesprechungen waren abgeschlossen. Galway war in seine Unterkunft zurückgekehrt
und wollte gerade zu Bett gehen, als Judas' Nachricht eintraf. Obwohl

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