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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sänfte steht
bereit, Commando. Brauchst du Hilfe, um dich draufzulegen?«
»Ich schaffe das schon«, sagte Jensen. »Sollten wir aber nicht lieber bis zum Einbruch der
Dunkelheit warten?«
»Es wird schon schwierig genug, wenn wir sehen, wohin wir gehen«, sagte Adamson. »Aber macht euch
keine Sorgen, wir werden jede Annäherung rechtzeitig hören, bevor man uns sieht oder hört.«
Jensen schaute ihn mit einem matten Lächeln an. »Weil ihr hier zu Hause seid und das Gebiet wie
eure Westentasche kennt?«
»So in der Art«, sagte Adamson und erwiderte das Lächeln. »Keine Sorge, niemand in Shelter Valley
spricht so. Das ist nur Folklore für die Touristen.«
»Vor denen ihr euch wahrscheinlich auch kaum retten könnt«, sagte Jensen. »Flynn, würdest du
bitte die Rucksäcke holen?«
Als Flynn wieder erschien, hatte Jensen sich auf den Mantel gelegt. »Ich habe leider nicht mehr
so viel Kraft und Ausdauer wie früher«, gestand Adamson und bedeutete Flynn, die Gewehrläufe zu
ergreifen, die zu Jensens Füßen aus dem Mantel ragten.
»Aber ich kann die Rucksäcke nehmen.«
»Wir nehmen sie schon«, sagte Trapper, nahm Flynn einen Rucksack ab und setzte ihn auf, während
er zur Vorderseite der provisorischen Tragbahre ging. »Dad, kannst du Jensen mit den Beinen
helfen?«
»Sicher«, sagte Adamson, trat über die Bahre hinweg und fasste Jensen an den Knöcheln.
»Sollten wir die Gewehre nicht entladen?«, fragte Flynn aufgrund einer plötzlichen
Eingebung.
»Sie sind überhaupt nicht geladen«, versicherte Anderson ihm. »Wir wollten nämlich niemanden
durch einen Fehlschuss oder eine verirrte Kugel verletzen.«
»Wir haben noch etwas Munition in den Taschen, falls wir welche brauchen«, sagte Trapper. Dann
ging er in die Hocke und packte die Gewehrläufe, die aus den Mantelärmeln herausragten. »Sag
Bescheid, wenn du so weit bist.«
Dann hoben er und Flynn die provisorische Bahre an; Jensens Kopf und Rücken lagen auf dem Mantel,
und die Beine waren angewinkelt und ruhten auf Trappers Schultern. »Ich weiß, das klingt albern«,
sagte Adamson und stellte sich vor seinen Sohn, »aber versucht, ihn möglichst ohne
Erschütterungen zu transportieren.«
»Keine Sorge«, sagte Flynn und schaute aus dem Augenwinkel auf Jensen hinab. »Er wird so sanft
dahingleiten wie eine Abwurfkapsel beim Eintritt in die Atmosphäre.«
»Na toll«, sagte Jensen und schloss melodramatisch die Augen. »Ich bin schon tot.«
»Aber nicht in meiner Dienstzeit«, sagte Adamson mit Nachdruck. Er stieß einen kurzen Pfiff aus,
und der große Labrador sprang hinter einer Baumgruppe hervor; er freute sich offensichtlich, dass
es weiterging. »Abmarsch.«

10
    Sie setzten Poirot in einer ruhigen Gegend der Stadt, fünf Straßenzüge vom Haupteingang von
Athena entfernt, ab, und als er sich die Augenbinde abgenommen hatte, war ihr Auto schon um die
nächste Ecke verschwunden. Er spielte für eine Weile mit dem Gedanken, ein Automat-Taxi zu rufen
und sich den Rest der Strecke chauffieren zu lassen. Aber es war eine laue Nacht, und es gingen
ihm viele Gedanken im Kopf herum. Also straffte er sich, schnappte seine Sachen und marschierte
zügig los.
Doch bald bereute er diesen Entschluss. Obwohl die Gegend einen ruhigen Eindruck gemacht hatte,
waren noch immer viele Leute unterwegs, von denen anscheinend noch niemand einen General der
Sicherheit gesehen hatte. Jedermann schien es für erforderlich zu halten, stehen zu bleiben und
ihn anzustarren, und viele Leute drehten sich nach ihm um und setzten die Musterung noch fort,
nachdem er schon an ihnen vorbeigegangen war. Und einige dieser Blicke waren unverhohlen
feindselig, wie er unbehaglich feststellte.
Jedoch wurde er nicht aufgehalten und schon gar nicht angesprochen, und eine Viertelstunde,
nachdem er das Auto verlassen hatte, bog er schließlich in die breite, gut erleuchtete
Durchgangsstraße ein, die zum hohen Zaun und massiven Tor des Regierungszentrums Athena
führte.
Die Wachen im Wachhäuschen sahen ihn natürlich kommen, und sie erkannten ihn ganz bestimmt
auch.
Doch zu seiner Verärgerung traf niemand von ihnen Anstalten, den Bunker zu verlassen und ihn zu
grüßen. Als er schließlich vorm Panzerglasfenster des Wachlokals anhielt, beschloss er, alle vier
Wachen zu Gefreiten zu degradieren.
»General Poirot«, identifizierte er sich schroff, als ob daran noch irgendwelche Zweifel
bestünden. »Aufmachen.«
Doch niemand ging zum Tor. »Willkommen,

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