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Die Judas Variante

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General«, sagte der wachhabende Leutnant; seine Stimme,
die aus dem Lautsprechergitter unterhalb des Fensters drang, klang seltsam monoton. »Oberst
Bailey hat sich schon die größten Sorgen Ihretwegen gemacht.«
»Dann wird Oberst Bailey sich ohne Zweifel freuen, mich zu sehen, nicht wahr?«, knurrte
Poirot.
»Jawohl, Sir«, sagte der Leutnant. Er rührte sich trotzdem nicht. »Ihre Eskorte ist schon
unterwegs.«
Seine Eskorte ? »Ich brauche keine Eskorte, Leutnant«, sagte er in einem Ton, den er sonst
nur bei einem Anschiss anschlug. »Öffnen Sie einfach das verdammte Tor.«
Der andere schaute auf eine Reihe von Bildschirmen unterhalb des Fensters und nickte. »Wie Sie
wünschen, Sir«, sagte er. Er betätigte den Öffnungsmechanismus, und das Tor schwang auf. Nachdem
er ihm noch einen letzten grimmigen Blick zugeworfen hatte, wandte Poirot sich vom Fenster ab und
ging durchs Tor.
Und blieb wie angewurzelt stehen. Er stand vor einer Front aus drei Fahrzeugen und einer Gruppe
von acht Sicherheitsleuten, von denen ein paar gerade erst aus den Fahrzeugen ausstiegen. »Was
hat das alles zu bedeuten?«, fragte er ungehalten.
»Wir haben den Befehl, Sie ins Hauptquartier zu bringen, General«, sagte der Sergeant, der die
Gruppe anführte. Seine Stimme klang genauso steif wie die des Leutnants der Wache. »Wenn Sie uns
bitte folgen wollen?«
»Natürlich«, sagte Poirot mit zusammengebissenen Zähnen. Er schwor sich, Bailey dafür auf den
Senkel zu stellen.
Er stapfte zu der Eskorte hinüber und setzte sich auf den Rücksitz des nächsten Fahrzeugs. Gleich
darauf musste er in die Mitte rutschen, als zwei weitere Personen bei ihm einstiegen - einer auf
jeder Seite. Zwei weitere stiegen vorne ein, der Rest verteilte sich auf die übrigen zwei
Fahrzeuge, und eine Minute später fuhren alle drei Fahrzeuge durch Athenas Straßen zum
Hauptquartier. Poirot stellte fest, dass die zwei anderen Fahrzeuge ihn in die Mitte genommen
hatten; die Standardkonfiguration für die Beförderung von VIPs. Immerhin hatte Bailey - oder der
Sergeant - wenigstens das richtig gemacht.
Nach ein paar Minuten erreichten sie das Sicherheitsgebäude. Zu Poirots anhaltendem Verdruss
umgingen sie jedoch den Haupteingang und brachten ihn stattdessen in den Tunnel. Dort durchlief
er - trotz aller Proteste - eine vollständige Sicherheitsüberprüfung, wobei die Techniker ihn auf
Waffen, Sprengstoff und Giftstoffe abcheckten.
Er rechnete schon damit, dass sie es auf die Spitze treiben und eine Leibesvisitation durchführen
würden. Zu Baileys Glück hatte der Oberst aber nicht den Mut besessen, so etwas zu
veranlassen.
Bailey erwartete ihn mitten im Lagebesprechungsraum. Neben ihm stand ein junger Leutnant, den
Poirot nicht kannte. »Willkommen, General«, sagte Bailey und nickte Poirot zu, als er auf sie
zuging. Die Worte waren höflich wie immer, aber sein Ton und Gesichtsausdruck wirkten irgendwie
reserviert. »Ich bin froh, dass Sie noch am Leben und bei guter Gesundheit sind.«
»Ich selbst bin auch ziemlich froh darüber«, knurrte Poirot. »Sie sollten einen verdammt guten
Grund dafür haben, was Sie mir gerade zugemutet haben.« Er richtete seinen grimmigen Blick auf
den Leutnant. »Und wer sind Sie?«
»Leutnant Ramirez, Sicherheitsbüro Boulder«, identifizierte der andere sich. »Ich habe Oberst
Bailey bei seinen Bemühungen unterstützt, Sie ausfindig zu machen.«
»Und jetzt haben Sie mich gefunden«, sagte Poirot. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Sie
dürfen wegtreten.«
»Ich würde es begrüßen, wenn der Leutnant noch etwas bleiben würde, falls Sie nichts dagegen
haben«, sagte Bailey. »Es gäbe da noch ein paar Punkte, die wir gemeinsam erörtern müssen.« Er
wies auf die Reihe von Büro- und Konferenzraum-Türen an der Rückseite des Lagebesprechungsraums.
»Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
»Nein, Sie erledigen das gleich hier, Oberst«, sagte Poirot gepresst und bewegte sich keinen
Millimeter von der Stelle. Es war noch ein Dutzend anderer Sicherheitsleute anwesend, die an
diversen Status- und Befehlskonsolen saßen. Es könnte nicht schaden, wenn sie sich anhörten, wie
ein Untergebener runtergeputzt wurde, der sich erdreistet hatte, einen vorgesetzten Offizier
derart respektlos zu behandeln.
»Fangen wir damit an, weshalb ich nach Waffen durchsucht wurde, noch bevor man mir eine
medizinische Versorgung anbot.«
»Brauchen Sie denn eine medizinische Versorgung,

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