Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Anstieg der Sterblichkeitsrate um das Fünffache registriert worden.«
»Um das Fünffache!«
»Das waren seine Worte«, sagte Woods und schneuzte sich. »In den Großstädten sind alle Leute ständig mit allen in Kontakt. Sie müssen aus dem Haus gehen, um Wasser und Lebensmittel zu besorgen. Sie besuchen Verwandte. Sie müssen einander treffen …«
»Hab schon verstanden«, unterbrach ihn Jefferson. »Wie sieht die Lage weltweit aus?«
»Die CIA hat eine Grafik vorbereitet, die sie täglich mit Informationen aus anderen Ländern aktualisiert. Dort, wo Regierungen zusammengebrochen sind, hat die CIA Agenten vor Ort oder schätzt die Lage mit elektronischen Mitteln ein. Außerdem werden Satelliten eingesetzt, die sämtliche Bewegungen der Bevölkerung verfolgen, wie auch Infrarotkameras. Die Grafik befindet sich hinten in der Akte. Ich habe denen gesagt, sie sollen die Daten auch auf Ihren Computer laden.«
Jefferson stand vom Sofa auf und drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Ein Bild an der Wand verwandelte sich in einen Computerbildschirm. Der Präsident tippte auf ein Icon, und eine Landkarte erschien, auf der die zweihundert Länder der Erde eingezeichnet waren. Eine Mischung aus Rot, Gelb und Weiß. Der Vizepräsident setzte seine Analyse fort.
»Die Farben entsprechen den Bevölkerungszahlen weltweit, Grundlage sind die Angaben für Juli. Blau zeigt einen Rückgang der Bevölkerung von zwanzig Prozent an. Wie Sie sehen, sind wir überall im roten Bereich. Dunkelrot zeigt einen Rückgang um achtzig Prozent an. Gelb bedeutet, es leben noch fünf Prozent der Bevölkerung oder weniger. Weiß ist nahe der Auslöschung – weniger als null Komma eins Prozent. Die Arktis, Antarktis, die Pazifischen Inseln, die meisten anderen kleinen Inseln und Nordrussland sind bereits gelb. Satellitenfotos bestätigen das. Asien und Afrika sind noch rot.« Woods ging hinüber zum Bildschirm und berührte ein anderes Icon. »Dies hier ist die Prognose für sieben Tage, vorausgesetzt, dass das Virus sich weiter ausbreitet. Hier für einen Monat. Und hier für drei Monate.«
Sie verfolgten, wie sich die farbliche Kennzeichnung der Länder von Rot und Gelb zu Weiß veränderten.
»Die Menschen mit der besten Überlebenschance wären wohl die, die auf Inseln leben, aber wegen des Meeressterbens und dem Mangel an Trinkwasser sind sie bereits gestorben. Die Bewohner entlegener Bergregionen dürften die letzten Überlebenden sein. Das alles ist natürlich nur Spekulation.«
Jefferson dachte eine Minute über die Lage nach. Dann ging er zum Sofa zurück und nahm wieder Platz.
»Was haben die Menschen während der Zeit des Schwarzen Todes unternommen?«
»In Europa flüchteten sie in kleine Dörfer oder versuchten, in entlegene Landesteile zu gelangen. Wenn man das auf die heutigen Verhältnisse übertrüge, würde sich der Erreger nur schneller ausbreiten, und alles würde nur schlimmer. Es scheint, als habe diese Epidemie vom Schwarzen Tod gelernt. Je mehr die Leute in Panik geraten, desto erfolgreicher ist das Virus.«
Der Vizepräsident reichte dem Präsidenten die Mappe in der Farbe Blau. »Diese Darstellungen zeigen die mutmaßliche geographische Ausbreitung der Seuche in den Vereinigten Staaten und die geschätzten Sterberaten.«
Jefferson spürte den kalten Kunststoff in seinen Händen, unternahm aber keinen Versuch, die Mappe aufzuschlagen. »Lassen Sie die CIA einen weiteren Bericht anfertigen! Wie die Welt aussehen würde, wenn neunzig, achtzig oder siebzig Prozent der Menschheit vernichtet wären, und wie lange es dauern würde, die Erde neu zu bevölkern. Ich möchte eine Analyse der Überlebenschancen, wenn wir die Leute in Atombunker unterbringen oder in entlegene Regionen umsiedeln.« Er hielt inne. »Warum schütteln Sie den Kopf?«
»Mr. President, ich glaube, wir müssen uns auf ein apokalyptischeres Szenario einstellen, eines, bei dem mindestens neunundneunzig Prozent der Weltbevölkerung stirbt. Oder noch mehr. Wenn der italienische Ministerpräsident recht hat und sich das Virus tatsächlich derart rasant ausbreitet, müssen wir das in Betracht ziehen.« Woods beugte sich vor; sein teigiges, hellhäutiges Gesicht wirkte ernst. »Sir, darf ich empfehlen, dass Sie die Mitarbeiterzahl im Weißen Haus um neunzig Prozent reduzieren und in den Atombunker unter uns umziehen.« Er zeigte mit dem Finger auf den Fußboden. »Wir sollten den Zugang zu Ihnen stark begrenzen. Sie müssen zu denjenigen
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