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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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absonderlich! Als er die Taschenlampe anhob, erkannte er, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte; er stand jetzt am Sockel des Turms der Winde. Sein Verstand sagte ihm, dass er in einer anderen Nacht mit den anderen Kardinälen hierher zurückkehren sollte, was jedoch mit seinem Wunsch kollidierte, für sich die Antwort zu einem Geheimnis herauszufinden. Sollte er es wagen? Wo war die Tür, die unter den Turm führte?
    Auf der Karte war eingezeichnet, dass der Eingang hinter der Eichentür lag, vor der er stand. Aber das konnte doch nicht sein. Ein wenig verwirrt betrat Rienzi den Turm und schloss die Tür. Die Wand dahinter bestand aus dem gleichen Material wie der übrige Turm: dicke Steinquader. Ihm fielen die Sätze ein, die der Papst unter die Karte geschrieben hatte. Er öffnete die Tür erneut und drückte sie ganz auf bis an die Wand. Er kniete nieder und fand in der Seite der Tür, nur dreißig Zentimeter oberhalb des Bodens, ein Schlüsselloch. Er steckte einen der vier Schlüssel hinein und drückte die Tür fest gegen die Wand. Dann öffnete er die äußere Eichentür. Mit ihr verbunden war die Rückseite einer falschen Wand. Eine weitere, kleinere Tür tat sich auf. Einfallsreich und beinahe unmöglich zu entdecken, vor allem, weil niemand hier nachsehen würde. Hinter der kleineren Tür führte eine Treppe abwärts. Im Turm der Winde ging es also auch nach unten, nicht nur nach oben.
    Rienzi stieg hinunter, auf Sandsteinstufen, die weitaus weniger abgewetzt waren als die nach oben. Währenddessen hatte er das unabweisliche Gefühl, geführt zu werden. Bilder erschienen vor seinem inneren Auge, Bilder, die von einer spirituellen Ebene stammten – einer Ebene, die sich rasch mit seiner körperlichen verband. Physisch befand er sich im Turm der Winde. Spirituell in einem dunklen Wald.
    Es herrschte Düsternis, und die Jahreszeit war offenbar Winter, denn die Bäume waren kahl, die Sonne wurde ganz von Wolken verdeckt. Rienzi zertrat welke Blätter unter seinen Füßen. Während er durch den Wald ging, empfand er, wie die Zeit mit einer Geschwindigkeit an ihm vorbeisauste, die in der menschlichen Dimension nicht wahrgenommen werden konnte. Der Wald führte zu einem Hain. Dort lagen, im Kreis, große flache Steine, grau und moosbedeckt. Zwölf an der Zahl. Intuitiv begriff der Kardinal, dass es nicht klug wäre weiterzugehen, doch er war ganz gefangen genommen von den Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Diese Steine, das waren Sitze der Macht, nicht wahr? Ein Hain der Götter? Doch warum waren sie von Moos überzogen? Was wollte ihm dieser geheimnisvolle Führer mit diesen Symbolen übermitteln? Rienzi betrachtete die mystische Szenerie, die sich vor ihm auftat, und dachte, dass in der Bibel oft auf alltägliche Dinge angespielt wurde – Türen, Reisen, Wasser, Boote, Brot, Wein, Fische, Berge, Hügel, Gräber. Und diese Dinge waren fähig, sich zu verändern – denn Wasser war manchmal ruhig, dann wieder aufgewühlt; Gräber waren belegt oder leer, Brotlaibe waren ganz oder gebrochen. Verschiedene Zustände oder unterschiedliche Wahrnehmungen desselben Zustandes? Er nahm einen
Zustand
, nicht einen Ort wahr, oder?
    In seinem menschlichen Geist gelangte Rienzi unten an die Treppe des Turms der Winde und ging den unterirdischen Gang entlang. Auf der spirituellen Ebene lagen die Dinge anders. Er stand mitten im Hain. Von außerhalb des Steinkreises erschien ein Engel. Ehe dieser den Steinkreis betrat, war seine Erscheinung dergestalt, dass Rienzis Geist ihn nicht angemessen erfassen konnte. Der Engel sah aus wie ein wirbelnder Nebel. Doch als er den Steinkreis betrat – als er über die Schwelle des menschlichen Bewusstseins trat –, änderte sich sein Aussehen (zweifellos auf sein eigenes Geheiß hin). Rienzi nahm den Engel wahr, den er zuvor im Turm der Winde gesehen hatte. Der Engel verzog keine Miene. Hinter ihm näherten sich weitere Engel. Sie nahmen Platz auf den Steinen.
    Was sollte er von seiner Vision halten? Offensichtlich waren die Engel Herrscher – Archonten –, doch über was? Rienzi hatte eine Intuition. Der Steinkreis symbolisierte die Welt. Ah! Die Engel zeigten ihm, dass sie nicht von dieser Welt waren, doch Kontrolle über die Welt hatten. Einer der Engel verließ seinen Platz auf dem Stein und verließ den Ring. Er blieb im Wäldchen stehen, betrat den Steinkreis erneut und setzte sich wieder. Rienzi jubelte innerlich. Sie kommunizierten mit ihm! Der Engel zeigte

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