Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
Vom Netzwerk:
Privatsekretärin ausgeliehen hatte. Boccaccios D
ecamerone
, ein Band mit Erzählungen aus der Zeit, als der Schwarze Tod im spätmittelalterlichen Italien wütete. Er las:
     
    Aber mit solchem Schrecken hatte dieses Elend die Brust der Männer wie der Frauen erfüllt, dass ein Bruder den andern im Stich ließ, der Oheim seinen Neffen, die Schwester den Bruder und oft die Frau den Mann, ja was das Schrecklichste ist und kaum glaublich scheint. Vater und Mutter weigerten sich, ihre Kinder zu besuchen und zu pflegen, als wären es nicht die ihrigen … Ach, wie viele große Paläste, wie viele schöne Häuser und vornehme Wohnungen, die einst voll glänzender Dienerschaft, voll edler Herren und Damen gewesen waren, standen jetzt bis auf den geringsten Stallknecht leer! Wie viel denkwürdige Geschlechter blieben ohne Stammhalter, wie viele umfassende Verlassenschaften und berühmte Reichtümer ohne Erben!
     
    Martinelli legte das Buch aus der Hand und schaltete das Licht aus. Das alles passierte nun ein zweites Mal. Wenn das in diesem Tempo weiterging, würde der Palast bald leer sein. Und er war ein Multimillionär ohne einen Erben. War es das wert gewesen? Angenommen, Gott existierte, was er immer geleugnet hatte, welche Rolle spielte dann er selbst bei dem Ganzen? Warum verhinderte Gott nicht, dass die Seuche die Menschheit vernichtete? Hasste er die Menschen?
    Um drei Uhr morgens schrak Martinelli aus dem Schlaf. Der Papst war überhaupt nicht verrückt: Er war dahintergekommen, was der Papst gemeint hatte. Der heilige Petrus stand für die katholische Kirche, der heilige Paulus für die orthodoxe. Die beiden würden sich vereinigen. In der letzten Minute der letzten Stunde würden die Kirchen zusammengehen!
    Doch gegen wen wollten sie kämpfen?

41
    Ich gebe ihnen Wermut zu essen und

Giftwasser zu trinken.
    Jeremia 9,14
     
    D u gehst nicht!«
    »Doch.«
    Der Präsident der Vereinigten Staaten atmete tief durch. »Du gehst nicht! Ich verbiete es dir.«
    Seine Frau drängelte sich an ihm vorbei, ihre Miene verriet unerbittliche Entschlossenheit. »Unsere Tochter liegt auf Hawaii im Sterben«, schrie sie ihn an. »Und du hast es mir nicht gesagt, du Mistkerl! Ich fliege hin!«
    Jefferson stand neben dem Ehebett, seine Stimme war überlaut und voller Emotion. »Ich habe es dir nicht gesagt, Nancy, weil der Arzt sich unsicher war. Er hat es einfach für einen Husten gehalten; er wusste es nicht genau.«
    »Lügner! Der Arzt hat es vermutet, und du auch.«
    Er versuchte einen anderen Dreh. »Es ist sinnlos, da hinzufliegen, weil es kein Heilmittel gibt. Wenn du da hinfliegst, kannst du dich anstecken. Wenn ja, lassen die Ärzte hier dich nicht ins Weiße Haus zurück. Und wenn du fliegst, erfährt ganz Amerika davon.«
    »Das ist mir egal. Sie ist meine Tochter, und wenn sie stirbt, will ich bei ihr sein. Und was ist mit Ariel? Sie muss verzweifelt sein. Ich bin ihre Mutter.«
    »Und ich bin ihr Vater.« Jefferson änderte seinen Ton – jetzt klang er flehentlich. »Bitte geh nicht! Du kannst nichts für sie tun. Ich lasse Sam herfliegen, sowie die Ärzte bestätigen, dass es ihr gutgeht.«
    »Mein Entschluss steht fest.«
    Die Frau des Präsidenten zog Schubladen auf und legte Kleidungsstücke aufs Bett. Ihr Mann – der mächtigste Mann der Welt – sah ihr hilflos dabei zu. Er hatte keine Kontrolle über sie. Sie würde gehen, da war er sich sicher. Und wenn sie ging, würde sie nicht mehr zurückkehren. Selbst wenn sie sich nicht bei Samantha mit dem Virus ansteckte, könnte sie sich den Erreger bei ihrer jüngeren Tochter Ariel einfangen. Außerdem hatte er seiner Frau verschwiegen, dass die Ärzte sich auch um diese Sorgen machten.
    »Nancy, ich bin Präsident der Vereinigten Staaten, und du bist meine Frau. Wir tragen Verantwortung für die Nation. Wir müssen sie über unsere Beziehung stellen. Wir …«
    »Nein. Wir tragen vor allem Verantwortung für unsere Kinder.«
    »Falsch!«
    Sie verschwand im Bad. Jefferson schlug sich an die Stirn. Gab es denn keinen Weg, die Sache aus der Welt zu schaffen? Aber er konnte nicht nach Hawaii fliegen, seine Aufpasser und Mitarbeiter würden das verhindern. Und wenn seine Frau hinflog, würde das so aussehen, als erhielte seine Familie eine Sonderbehandlung – was auch stimmte. Verloren wäre jede Chance, wiedergewählt zu werden, nachdem die Epidemie vorüber war. Und wenn sie sich fortsetzte, drohte die große Gefahr, dass seine Frau und seine Kinder sterben,

Weitere Kostenlose Bücher