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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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während er von ihnen getrennt war. Der Gedanke war unerträglich, das Leid zu groß. Aber sahen sich denn nicht sehr viele Menschen genau
damit
konfrontiert? Warum sollte es da Ausnahmen geben? Als seine Frau aus dem Badezimmer zurückkam, setzte er ein falsches Lächeln auf.
    »Also gut. Du hast gewonnen. Ich lasse dich heute Abend mit einem Militärflugzeug rausfliegen. Aber setz dich kurz zu mir!«
    Nancy Jefferson erwiderte sein Lächeln. Endlich war er zur Vernunft gekommen. Sie konnten doch nicht ihre Kinder im Stich lassen! Welche Eltern würden das tun? Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. Er nahm die Hände seiner Frau und hielt sie in den seinen.
    »Nancy, vielleicht sehen wir uns nicht wieder.«
    »Ich weiß.« Sie brach in Tränen aus.
    Er gab ihr einen unbeholfenen Kuss. »Ich möchte dir sagen …«
    »Halt«, sagte sie schluchzend.
    Schweigend saßen sie da und hielten Händchen. Sie erlebten eine Tragödie – sie, das goldene Paar. Ohne seine Frau und seine Kinder – was war denn da das Weiße Haus noch? Ein leerer Ort. Eine bloße Hülle.
    »Keine Nachricht, dass es ein Heilmittel gibt?«
    Jefferson schüttelte den Kopf. »Den Satellitenbildern nach zu urteilen, geht die Welt ihrem Ende entgegen. Das Virus breitet sich immer weiter aus.« Er stand auf. »Dein Flug ist der letzte, der das Festland verlässt.«
    Seine Frau hielt weiter seine Hand. »Und was passiert mit dir, wenn ich nicht zurückkehre?«
    »Es gibt einen Notstandsplan. Wenn die Bevölkerung unter achtzig Prozent fällt, ziehe ich in den Atombunker unter dem Weißen Haus um.«
    »Ich wusste nicht, dass es einen gibt.«
    »Es gibt einen. Es ist schon alles vorbereitet. Und wenn die Regierung mich verliert, übernimmt der Vizepräsident. Und wenn der stirbt, der Sprecher des Senats. Jemand muss ja überleben«, sagte Jefferson heftig. »Irgendjemand. Versprich mir, wenn Sam irgendetwas zustößt …«
    »Wenn ihr etwas zustößt?«
    »Wenn sie stirbt.« Es bereitete ihm größte Mühe, die Worte auszusprechen.
    »Ich kann das nicht versprechen.« Seiner Frau rannen Tränen übers Gesicht. »Selbst wenn sie stirbt, muss ich nach Hawaii, um Ariel nach Hause zu holen.«
    »Natürlich«, erwiderte er automatisch. »Aber das heißt, dass du mich verlässt.«
    »Was soll ich denn machen?«
    Er ließ ihre Hand los. Die Würfel waren gefallen. Er war sich sicher, dass sie sich nicht mehr wiedersehen würden.
    »Du solltest jetzt lieber packen«, sagte er und unterdrückte seine Tränen.
    Jefferson ging hinunter ins Oval Office, langsam und nachdenklich, innerlich zutiefst beunruhigt. Er hatte sich oft als jemanden gesehen, der zu Großem bestimmt war, doch nun wendete sich das Schicksal gegen ihn. Ohne seine Frau und seine Kinder – was war er da noch? Noch immer Präsident der Vereinigten Staaten, aber ein einsamer Mann, einer, für den die Freude, ein so hohes Amt zu bekleiden, schal geworden war. Er setzte sich an den Schreibtisch. Wurde er bestraft, weil er verhindert hatte, dass Martinelli seinen Sohn in die USA brachte? Nein. Dennoch: Ihn könnte das gleiche furchtbare Schicksal ereilen. Jeffersons Gedanken schweiften zu seiner Tochter. Eine Sechsjährige, die allein im Bett lag, sterbend, ohne Vater oder Mutter, der oder die sich um sie kümmerte. Er musste zu ihr. Er
musste
. Aber zugleich wusste er, dass er das nicht konnte. Man – der Beamtenapparat und die Ärzte – würde das nicht zulassen. Ihre größte Loyalität galt dem Präsidenten und dem demokratischen Regierungssystem, das dieses Amt repräsentierte. Doch sein Land war doch schon längst nicht mehr demokratisch, oder? Wurde er bestraft, weil er sich auf dieses verborgene Übel eingelassen hatte?
    Er drehte seinen Stuhl, schaute aus dem Fenster. Wem konnte er vertrauen?

42
    Zwölf sollen es sein in Siegelstecherarbeit nach den Namen der Söhne Israels, dass auf jedem ein Name stehe nach den zwölf Stämmen.
    2. Buch Mose 28,21
     
    J osua lag auf dem Boden der Höhle, im Koma. Er nahm wahr, dass Theodore und Jussef sich um ihn kümmerten. Doch sein Geist fühlte sich tot an, wie betäubt. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte die Augen einfach nicht offen halten. Er schlief, aber es war ein Schlaf im Wachen. Er träumte nicht. Stattdessen ging er vom Tod in eine andere Welt über. Zudem war ihm klar, dass es sich um die Welt der Geister, der Engel, handelte.
    Jedes Mal, wenn er einschlief, bemerkte Josua, dass er in ein Tal hinabstieg, in dem ein Wäldchen

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