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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Satan stritt, verlor er ausnahmslos. Satan war ein großer Meister des Geistes; er wusste genau, wie er einen peinigen konnte. Er vermochte nicht im Geiste besiegt zu werden, denn er zog sich wie eine Schlange sogleich in das Herz eines Menschen zurück – während sich der Geist stets rastlos zwischen den beiden hin und her bewegte. Im Herzen des Einzelnen, dort musste er besiegt werden. Und was war mit der Bibel? Huas Auffassung nach sprach die Bibel von einer langen Reise – von der Vergangenheit und den verborgenen Dingen, die da kommen würden. Die gesamte Menschheit würde, durch den Tod, den menschlichen Lebensraum verlassen und in die spirituelle Welt eintreten. Diese Welt war leer und wüst wie eine Einöde; dort würde der Mensch den bösen Geistern begegnen, die dort in der Falle saßen. Das heißt, jeder Mensch würde die menschliche Welt verlassen und in die spirituelle Welt eintreten – eine Welt, die in ihm enthalten war. In dieser Welt musste er gegen das Böse im Inneren kämpfen. Bei der Durchquerung der Wüste würde er überfallen, zusammengeschlagen und beraubt werden. Er würde spirituellen Durst leiden, während er die Abwesenheit Gottes erlebte, und er würde nicht mehr von den Freuden Ägyptens kosten, das heißt, die Freuden der menschlichen Welt vermischt mit dem Bösen kennenlernen. Stattdessen würde das spirituelle Brot, das er essen würde, trocken sein und fade schmecken. Er würde sich von ganzem Herzen danach sehnen umzukehren, doch sein Schutzengel würde ihn weiterdrängen. Schließlich würde er einen großen Berg vor sich sehen.
    »Wer hält die Münze?«
    Der Engel entfernte sich von dem Altar. Das Licht, das er verströmte, wurde stärker, veränderte ständig Farbe und Form.
    Als Johannes  XXVI . sich in sein Herz zurückzog, hatte er gesehen, dass alle Völker der Erde – im Laufe der Zeit – eine Wüste durchquerten und einen spirituellen Berg hinaufstiegen: Horeb. Manche Menschen zogen noch immer durch die Wüste, andere befanden sich am Fuß des Berges, wieder andere stiegen hinauf. Hierin war Gott barmherzig; die Menschen waren durch ein Seil verbunden. Sie glaubten, dass ihre Begegnungen und Freundschaften auf der Erde zufällig seien; doch dem war nicht so. Schlechte Kletterer waren mit kräftigeren zusammengeseilt, doch die Seile waren spirituell. Als alles offenbart war, sahen viele von jenen, die auf der Erde stark erschienen waren, dass sie von anderen spirituell beschützt worden waren, die in menschlicher Hinsicht viel schwächer waren. Im Moment des Gerichts waren es diese Freunde, die ihnen zu Hilfe eilen würden. Die Kinder des Lichts hatten den Kindern der Welt stets geholfen.
    »Wer hält die Münze?«
    Satan suchte. Johannes  XXVI . schwieg. Auf jenem großen Berg Horeb – wie viele waren dort in Schneewehen des Glaubens gefangen? Wie viele waren wegen ihrer freien Entscheidung für das Böse in Felsspalten gestürzt und riefen nun um Hilfe? Wie viele saßen nachts allein in der eisigen Felswand fest und konnten, ergriffen von Verzweiflung, den Weg nach oben nicht erkennen? Doch die göttliche Vorsehung bestimmte, dass all diese Seelen mit anderen verbunden werden sollten und dass, wenn sie stürzten, andere, die weiter oben auf dem spirituellen Berg waren, die Verantwortung übernahmen. Und wenn ihre Fittiche nachgaben und auch sie in die Leere geschleudert wurden, hielten sie die großen Heiligen, eingeklemmt in die Felsspalten des Adlerhorstes. Und wenn auch sie scheiterten, trugen die Hauptleute der geheimen Armee Gottes das Leid. Doch auf dieser Reise gab es eine Wand, eine ganz gefährliche. So wie die Nordwand des Eigers war sie die exponierteste, die tückischste von allen. Vor dieser Wand fanden sich diejenigen wieder, die starben oder sterben würden, weil sie die Barmherzigkeit Gottes zurückwiesen. Sie wurden symbolisiert durch Judas. Indem er die Barmherzigkeit zurückgewiesen hatte, hatte er das Instrument seiner Rettung zurückgewiesen, und da die spirituelle Reise auf dem freien Willen beruhte, schien es, als würden er und seine Art niemals gerettet werden. Denn wer würde versuchen, diese Felswand zu erklimmen, um solche Seelen zu retten? Welcher Hirte konnte auf Erden gefunden werden?
    »Du verlierst«, sagte Satan. Er näherte sich dem Papst.
    Hoch oben am spirituellen Berg stand Johannes  XXVI . auf einem winzigen schneebedeckten Felsvorsprung. In der Ferne, ihm gegenüber, konnte er verschwommen Bruder Theodore erkennen.

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