Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
die Bitterkeit ein wenig mindern konnte. Das Böse schien aus ihnen hinaus zu ihm zu strömen und wurde anschließend in ein tieferes Gefühl des Friedens umgewandelt. Gewiss, die Gefängniswärter um ihn herum waren nach wie vor gewalttätig, aber nicht mehr so sehr, in der Welt ging es noch immer grausam zu, doch es kamen viele zu ihm, unterstützten ihn und fühlten sich zu ihm hingezogen.
Indem er in sein Herz hinabstieg, begriff Hua, dass die Erde nicht die Heimat des Menschen, nicht sein endgültiges Ziel war. Sie war es nie gewesen. Der Mensch war von einem andern Ort in die Welt gekommen – aus Eden –, und an diesen Ort würde er nach seinem Tod zurückkehren. Doch selbst Eden, sein spirituelles Zuhause, war nicht das letzte Ziel des Menschen. Er würde weiterreisen, nach Zion, in seine göttliche Heimat. Der Mensch würde ewig werden, er würde sich mit Gott wieder vereinigen, der Quelle all seines Hoffens und Sehnens. Denn in Gott allein konnte der Mensch Ruhe finden, weil er aus Gott gemacht war.
Als er in seinem Herzen angekommen war, erblickte Johannes XXVI . kurz die darin verborgene Seele. Auch konnte er mehr von jener Welt wahrnehmen, die das menschliche und das göttliche Reich voneinander trennte: das spirituelle Reich. Das Böse hatte in dieser Welt begonnen, in Eden, und war in die menschliche Welt geströmt. Dieses Böse war aus den Geschöpfen in dieser Welt, den Engeln, geströmt und hatte wie ein Virus den Menschen und seine Welt infiziert. Indem er tiefer nach der Quelle dieser Ansteckung suchte, die auf den Menschen übertragen worden war, begegnete Hua dem Satan.
Der Satan war sowohl einer als auch viele, denn die Engel konnten, so wie die Menschen, ihre Kräfte bündeln, und weil sie Geister waren, sogar noch stärker. Satan war zudem ein Seraph, ein besonderer Engel. Im Allgemeinen hatte er kein Interesse an einzelnen Menschen; er überließ ihre Vernichtung seinen Gefolgsleuten. Je spiritueller ein Mensch wurde, desto unruhiger wurde Satan, denn Gutes zu tun lief seinen Plänen zuwider. Zudem bediente sich der Engel wie auf einem Schlachtfeld eines Zangenangriffs. Er attackierte die Menschen von außen wie von innen. In letzterem Fall stellte Hua fest, dass im Konzentrationslager die Menschen um ihn herum feindseliger und unangenehmer wurden, wenn der Geist sie quälte, um ihn zu verletzen. Jedoch vermochte er das durch Güte und Gebete zu neutralisieren. Beim Angriff von innen quälte der Engel den Geist. Satan attackierte ihn mit den Schrecken der Nacht; Hua hatte Visionen von bedrohlichen Tieren und mythischen Gestalten. Allmählich jedoch erschien ihm Satan immer öfter in seinem wahren engelhaften Zustand, so als würde er gleich einer Schlange aus seiner Höhle gelockt. Dadurch war Hua imstande, jene Schliche deutlicher zu erkennen, durch die Satan und seine Kohorten die Menschheit vergifteten, denn es war entscheidend, dem Menschen das Böse einzupflanzen, damit es keimen konnte.
Das Böse begann zunächst im Herzen. Dann stieg es in den Geist, als Gedanke. Schließlich kam es in Form einer Handlung in die menschliche Welt. Dadurch schuf es Wellenbewegungen, die sich ausbreiteten. Eine böse Handlung gegenüber einer Person – grausame Worte, Gewalt, Gier – wuchs wie Unkraut und vermehrte sich oftmals mit einer solchen Kraft, dass sie über Generationen hinweg weitergereicht wurde. Der Endzweck war dabei stets der gleiche: Satan trachtete in dem Bemühen, Gott zu vernichten, danach, den Menschen zu vernichten. Die große Schlacht wurde daher auf einem Feld geschlagen. Kain hatte seinen Bruder Abel auf ein Feld geführt, um ihn zu töten. Das Geld, das die Judas-Münzen darstellten, war aufgewendet worden, um ein Feld zu kaufen. Satan hatte, indem er in den Menschen eindrang, ein Feld betreten, das Feld der Herzen der kollektiven Menschheit, und auf diesem Feld im spirituellen Tal der Schatten des Todes würde die letzte Schlacht ausgefochten werden. In dieser Schlacht würden sich Menschen, Engel und Gott vereinigen, um das Böse zu besiegen, für immer.
»Das werden sie nicht schaffen, wie du weißt.«
Johannes XXVI . blickte auf. Dicht neben dem Altar erschien ein Engel von strahlendem Glanz. Das Gleißen war in der Tat sehr mächtig. Hua wandte den Blick ab, denn dieser Glanz konnte als Lockmittel dienen, um eine Seele zu kaufen.
»Die Menschen werden in dem Tal sterben. Es gibt kein Gelobtes Land.«
Der Papst gab keine Antwort. Wenn er in Gedanken mit
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