Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Caterina lief ihm entgegen, aber er bedeutete ihr mit seiner Waffe, stehen zu bleiben. Er blickte sich argwöhnisch um, sah aber niemanden in dem weitläufigen Garten. Wäre ihr Bodyguard-Liebhaber hier gewesen, er hätte ihn umgelegt. Schließlich, als er sah, dass keine andere Person da war, machte er ihr Zeichen, näher zu kommen. Sie streckte ihm die Arme entgegen, bitterlich weinend. Er ließ sie bis auf ein, zwei Meter zu sich heran und befahl ihr dann, stehen zu bleiben.
»
Ciccetto
, hilf mir!«
»Hast du die Seuche?«
»Nein, aber die Familie auf dem Anwesen hat sich angesteckt.«
»Irgendjemand von denen im Haus?«
»Sie sind alle vor zwei Tagen geflohen.«
Caterina hatte den Blick auf die Waffe gerichtet und zitterte vor Angst.
»Wo steckt dein Liebhaber?«
Tiziano hatte es ihm also verraten; das hatte sie sich denken können. »Er ist nach Rom zurückgeflogen; er hat mich verlassen. Ich hatte Angst.«
»Angst?«
»Angst, mich mit dem Virus anzustecken, wenn ich nach Rom zurückgekehrt wäre.«
»Was wolltest du mir sagen?«
Caterina sackte auf die Knie und zitterte unkontrolliert. Ein falsches Wort und er brachte sie um. »Du bist in Gefahr.«
Sie trug ein dünnes weißes Kleid, eines, das er ihr vor einigen Monaten in einem Moment der Leidenschaft im Schlafzimmer seiner Wohnung abgestreift hatte. Hatte sie es bewusst angezogen, um schwach und verführerisch auszusehen? Das grelle Suchlicht fiel auf ihren schlanken Körper, ihre Brüste, die sich hoben und senkten, während sie sich bemühte, ihren Atem zu kontrollieren, auf das lange kastanienbraune Haar und das jugendliche Gesicht. Auch auf die dunklen, fast schwarzen Augen, die Tränen vergossen. Für Caterina war dies der entscheidende Moment. Bei diesem Vorsprechen hatte sie nur eine Chance, sonst war ihr Ende gekommen.
»Wenn ich es dir sage, verlässt du mich.«
Martinelli lachte; sie war clever. Caterina lachte ebenfalls, allerdings nervös.
»Ich werde für dich da sein. Geh nicht fort!«
»Jetzt weißt du, wie es ist, betrogen zu werden.«
»Ja.« Ein bitteres Wort. Der Leibwächter war geflüchtet, kaum dass er gehört hatte, dass seine Freundin in Rom erkrankt war. Alle Mitarbeiter waren einen Tag später gegangen und hatten dabei sämtliche Speisen und Getränke mitgenommen. Was scherte sie eine Frau wie Caterina? »
Ciccetto
, wenn du mich zur Insel bringst, erzähle ich dir alles, versprochen. Nur schwöre, dass du mich nicht tötest!«
Martinelli war sich sicher, dass sie etwas wusste. »Ich schwöre. Und jetzt sag’s mir.«
»Bei der Seele deines Sohnes.«
Das haute ihn um. Martinelli stand da und schaute in ihre Augen, auf ihre Brüste. Seine Lust auf sie kehrte zurück. Sie war ein Kämpfer, ein Überlebenskünstler, so wie er.
»Ich schwöre es bei Marcos Seele.«
Caterina stand auf, ihre Knie verschmutzt von Gras und Schlamm. »Zwischen Tiziano und mir gibt es böses Blut. Ich sollte seine Geliebte werden.« Sie wusste: Das würde es bringen.
»Stimmt das?« Martinelli packte die Waffe, seine Hände zitterten vor Wut.
»Mein Bodyguard arbeitet für ihn. Er hat mir gesagt, dass Tiziano mich holen will, nachdem er dich auf die Insel geschickt hat.«
»Mich geschickt! Ich treffe hier die Entscheidungen. Ich bin der Ministerpräsident.«
»Ich liebe dich.«
»Warum hast du dann mit deinem Bodyguard geschlafen?«
Sie zuckte die Achseln. »Alle Menschen betrügen manchmal.«
Martinelli hätte sie am liebsten auf der Stelle umgebracht. Und doch, sie hatte etwas gesagt, das in seinem Herzen Widerhall fand. Manchmal war ein Betrug nötig, nicht wahr? Caterina war klug, obwohl sie noch jung war. Er überlegte. Wenn er sie zurücklassen würde, könnte sein Leben in Gefahr sein – Tiziano könnte es auf ihn abgesehen haben. Wenn sie aber log, konnte er sich immer noch später mit ihr befassen. Außerdem sehnte er sich wieder nach ihr – ihrem Körper –, zumindest für eine Weile. Sie war ihm etwas schuldig, und er wollte nicht, dass ein Rivale sie bekam.
»Steig in den Hubschrauber!«
Überwältigt von ihren Gefühlen, lief Caterina zu ihm und umarmte ihn. »Liebling«, flüsterte sie. »Ich hab gewusst, dass du kommst. Ich weiß, du liebst mich.«
Er liebte sie nicht, aber Sex zählte als Liebe, und Takt war wichtig – selbst gegenüber Ex-Geliebten. Er kletterte in den Helikopter, der in den Nachthimmel stieg.
»Wohin jetzt, Herr Ministerpräsident?«
Martinelli war unsicher. Wenn er zurück nach
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