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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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er war nur eine Frage der Zeit. Aber sein Herz hatte Frieden. War doch sein Gebet erhört worden. Sein Leben lang hatte er für die Vereinigung der koptischen Kirche mit der römischen gebetet, und zwei Tage vor seinem Tod hatte der Patriarch diese verkündet. Hassans Lebenswerk, seine geheimen und ständigen Gebete in seiner Zeit als Priester, war nun vollbracht, oder? Die Einheit war endlich herbeigeführt worden. Doch spielte das eine Rolle – jetzt, da der gesamten Menschheit der Untergang drohte? Was hatte das alles noch für einen Sinn?
    »Eine Frau möchte mit Ihnen sprechen.«
    Hassan hörte auf, die Messkleider einzuräumen, und schloss die ramponierte Schranktür. Er blickte hinaus in den Garten. Es war seltsam, all die Pflanzen zu sehen, die noch immer wuchsen, während die Menschen und Tiere alle starben. Doch vielleicht würden bald auch die Pflanzen an die Reihe kommen.
    »Pater?«
    Er drehte sich um. Die Frau, die ihm gegenüberstand, sah anders aus als erwartet. Er hatte mit einem Gemeindemitglied oder einer Person aus der Nachbarschaft gerechnet, aber dieser Frau war er noch nie begegnet. Sie war groß gewachsen, vermutlich Ende fünfzig und hatte ein Gesicht, das früher einmal schön gewesen war und immer noch eine gewisse Strenge und Vornehmheit ausstrahlte. Sie trug ein dunkelblaues Kleid; ihr Haar war verschleiert.
    »Ich komme aus Rom.«
    »Aus Rom?«
    »Ja. Vom Papst.«
    Hassan setzte sich auf einen Stuhl, verwirrt.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Der Heilige Vater hat mich gebeten, Ihnen ein Geschenk zu bringen.«
    Aus ihrer sackleinenen Tasche zog sie ein goldenes Kästchen. Kaum hatte Hassan dieses erblickt, tat sein Herz einen Sprung vor lauter Freude. Instinktiv wusste er, worum es sich handelte.
    »Dies war sein Zuhause«, sagte die Frau.
    »Es ist also doch keine Legende?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Bringen Sie das Kästchen in die Krypta unter dem Altar! Ihre Kirche wird die letzte sein, die hier in Alexandria offen bleibt.«
    Pater Hassan nahm das Kästchen und küsste den Deckel. Der heilige Markus war zurückgekehrt.
    »Wer sind Sie?«
    »Das ist unwichtig«, sagte die Frau. »Holen Sie Pater Jussef, er wird hier benötigt.«
    »Aber er ist im Kloster des heiligen Antonius, und dort gibt es kein Benzin.«
    Die Frau hatte nicht den Großteil ihres Lebens im päpstlichen Geheimarchiv zugebracht, ohne Glauben und spirituelle Weisheit erlangt zu haben. Je größer der Glaube, umso eher war er imstande, die äußere Welt zu beeinflussen.
    »Sie werden jemanden in Ihrer Kirche finden.«
    Mit dem goldenen Kästchen fest in der Hand ging der Priester an ihr vorbei in die Kirche. Ein paar Leute standen im rückwärtigen Teil und redeten miteinander. Während Hassan den Mittelgang hinunterging, blickte er hinauf zu einem der italienischen Gemälde an der Wand. Es zeigte eine Frau neben einem Brunnen, die einem Fremden Wasser gab. Sie hatten die Fresken immer reinigen wollen, hatten es dann aber doch nie geschafft, und so waren die Bilder vom Ruß der Kerzen immer dunkler geworden.
    »Pater Hassan?«
    Eine junge Frau trat auf ihn zu, die Tochter des Taxifahrers.
    »Miriam!«

53
    Weh dir, der du immer zerstörst …

Denn wenn du alles zerstört hast, wirst du selbst zerstört.
    Jesaja 33,1
     
    D ie Insel Isole Alicudi war winzig. Sie maß lediglich zwei mal drei Kilometer, war umgeben von Sandstränden, und an ihrer höchsten Stelle prangte eine imposante Villa. Die zwanzig Fischer, die auf der Insel am Küstenstreifen gelebt hatten, waren gewaltsam aus ihren Behausungen vertrieben und aufs Festland geschickt worden. In einigen ihrer Häuser wurden Soldaten einquartiert. Hinter diesen Häusern, nahe der Höhe, hatte Tiziano Ugolini eine Sperre errichten lassen – riesige, im Boden verankerte Rollen aus Stacheldraht. Dahinter wiesen Warnschilder auf Minen hin. Außer einem Eingang in der Gartenmauer, der mit einem Stahltor gesichert war, führt kein anderer Weg zur Villa, so dass selbst die Soldaten nicht unaufgefordert hineingelangen konnten. Tizianos Schlupfloch war so angelegt, dass es hauptsächlich aus der Luft zu erreichen war.
    Der Hubschrauber landete auf einem Karree in einem gepflasterten Innenhof mit tropischen Pflanzen und Bäumen. Er war hell erleuchtet. Martinelli kletterte heraus und half Caterina beim Aussteigen. Sie hatten ihre Schutzmasken angelegt.
    »Bleiben Sie hier!«, sagte Martinelli zu dem Piloten.
    »Mein Befehl lautet, aufzutanken und nach Rom

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