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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wiederholte den Vers im Urtext. »Allà máchairan!« rief er fröhlich, und die griechischen Worte des Evangeliums klangen viel heller und streitbarer als die gewohnten lateinischen: sed gladium.
    Die schmetternde Botschaft vom Schwert drang Don Rodrigue schmerzhaft ins Innere, und es bekümmerte ihn, daß sich der nicht eben gelehrte Erzbischof aus dem Urtext geradedieser Worte erinnerte. Es wäre dem Domherrn ein leichtes gewesen, dem einen Satze, in dem das Evangelium den Krieg rühmte, viele andere entgegenzustellen, in welchen es mild und herrlich den Frieden pries. Aber Gott hatte nun einmal dem Erzbischof Eisen ums Herz gelegt, so daß er nur hören konnte, was er hören wollte. Don Rodrigue schwieg kummervoll.
    Don Martín redete ihm weiter zu: »Wenn der Frühling kommt, dann ziehen die Könige in den Krieg. So heißt es im Zweiten Buche Samuel. So ist es bestimmt. Lies nach, lieber Bruder! Lies auch in den Richtern nach und in den Königen über die Kriege des Herrn! Tu dein Jeremia-Gesicht ab und lies, wie Gott teilnimmt am Kriege und wie der Krieg die Frommen einigt und das Reich einigt und die Ungläubigen vernichtet! Sie zogen ins Feld, die gottesfürchtigen Hebräer, sie stießen ihr Kriegsgeschrei aus und machten ihre Feinde nieder. Sie hatten ihren Kriegsruf: Hedád, du selber hast ihn mir gesagt. Hedád! das klingt hell und gut. Aber unser: Deus vult – Gott will es, klingt auch nicht schlecht, und es läßt sich kräftig dazu dreinschlagen. Stimm ein, lieber Bruder! Reiß dich heraus aus deiner Trübsal und erhebe dein Herz!«
    Vertraulich, da der Domherr in seinem unglücklichen Schweigen verharrte, fügte er hinzu: »Und vergiß nicht jene andern Segnungen des Feldzugs, daß er nun endlich unsern teuern Alfonso aus dem faulen Frieden und aus dem Pfuhle reißt.«
    Allein Don Rodrigue war nicht so zuversichtlich wie der Erzbischof. Ein leiser Zweifel war in ihm, ob der Tod des Kindes den König wirklich aus seinem Sündenschlaf geweckt habe, eine leise Furcht, Alfonso werde auch weiter einen Mittelweg suchen zwischen seiner Sünde und seiner Pflicht.
    Er überwand sich und faßte sein Beichtkind hart an. »Nun du in den Krieg ziehst, mein Sohn und König«, mahnte er, »sei dir bewußt: es genügt nicht, mit dem Schwerte dreinzuschlagen. Vergebung deiner Sünden wird dir auch im Kriege nur, wenn du sie ehrlichen Herzens und tätig bereust. Hörauf mich, mein Sohn Alfonso, und lüge nicht weiter, wie du bisher dich und mich und die andern belogen hast. Es ist uns nicht bestimmt, die Seele dieser Frau zu retten, du weißt es. Deiner liebenden Mühe ist es nicht geglückt, in ihr Gemüt zu dringen, und auch meinem Worte hat der Herr die Kraft versagt. Es ist dir nicht erlaubt, mit ihr zu leben. Reiß die Sünde aus deiner Brust. Zieh nicht in Sünde in den Krieg. Gott hat deinen Sohn erschlagen, wie er den Sohn des Pharao schlug, da dieser sich nicht von seiner Sünde trennen wollte. Achte die Mahnung. Scheide dich von dieser Frau. Jetzt. Sogleich.«
    Alfonso unterbrach den Domherrn nicht. Er fühlte sich leicht und schwebend, die bösen Worte erzürnten ihn nicht. Heiter beinahe antwortete er: »Ich muß dir was sagen, mein Vater und Freund, ich hätte es dir vielleicht schon früher sagen sollen: Raquel ist schwanger.« Er ließ die Worte in den andern einsinken und fuhr fort, freudig, vertraulich: »Ja, Gott hat mich abermals begnadet. Wenn er’s mir bisher versagt hat, Raquels Seele zu retten, so war das wiederum nur einer seiner Umwege, eine kleine, gnädige Schalkheit.« Und: »Ich werde nicht nur eine Seele dem Christentum gewinnen!« jubelte er heraus. »Ich werde ein Kind von Raquel haben, und zweifelst du, daß die Mutter folgen wird, wenn wir dieses Kind taufen? Ich bin sehr glücklich, mein Vater und Freund Don Rodrigue.«
    Der Domherr war tief angerührt. Da hatte er sich überwunden und hart zu seinem lieben Sohne gesprochen, und der hatte bereits das Licht gesehen. »Meine Gedanken sind nicht die euern, und meine Wege sind nicht die euern«, spricht der Herr; das hatte Alfonso besser begriffen als er selber.
    Der König mittlerweile sprach weiter: »Jetzt wirst du nicht mehr verlangen, daß ich mich von ihr scheiden soll.« Er lächelte, sein ganzes Gesicht strahlte. Er bat und schmeichelte: »Lassen wir es, wie es ist, bis ich ins Feld ziehe. Oder willst du, daß ich die Mutter meines Kindes wegschicke? Gott hat mir manche Schuld verziehen. Nun ich für ihnstreite, wird er mir’s

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