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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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und die Zeit, der Heilige Krieg, ist für ihn und gegen uns. Du hast dir ewiges Verdienst erworben, Don Jehuda, da du unsere Fueros und Freiheiten gegen den Feind verteidigt hast. Aber wird es dir ein zweites Mal gelingen?«
    Ephraims Worte trafen Don Jehuda, und wieder vor ihm auf stieg die ganze Schwierigkeit seines Unternehmens. Vielleichthatte er sich überhoben. Allein er verbarg seine Zweifel, er setzte, wie es Don Ephraim erwartet hatte, seine hochfahrende Miene auf und sagte trocken: »Ich sehe, mein Vorschlag hat nicht deinen Beifall. Laß uns ein Abkommen treffen. Sammle du deine zehntausend Goldmaravedí. Ich will vom König die Zulassung der Verfolgten erwirken und die Gewährung der Rechte und Freiheiten, die sie brauchen. Ich will es in aller Stille tun, ohne Unterstützung von seiten der Aljama, ohne Bittgottesdienste in den Synagogen, ohne Klagegeschrei, ohne feierliche Delegation an den König. Laß alles meine Sorge sein und nur meine.« Er sah, wie bedrückt der andere dasaß; so hatte er’s nicht gewollt. Mit Wärme fuhr er fort: »Aber wenn es mir glückt, wenn der König mir ja sagt, dann, das versprich mir, gib auch du dein Widerstreben auf, gib es in der Seele auf, und hilf mir mein Werk durchführen mit der ganzen Kraft der Vernunft, die Gott dir verliehen hat«, und er streckte ihm die Hand hin.
    Don Ephraim, gegen seinen Willen hingerissen, doch immer noch zögernd, nahm die Hand und antwortete: »So sei es.«
    Der König mittlerweile, in Burgos, im Dunstkreis Doña Leonors, vergaß Toledo und was damit zusammenhing. Er genoß die Ruhe und Zuversicht, von der sein Kastell in Burgos erfüllt war. Er hatte den Sohn und Erben. Er war tief befriedigt.
    Schließlich aber, da er seiner Hauptstadt Wochen und Monate ferngeblieben war, drängten seine Räte, er müsse zurückkehren.
    Und kaum hatte er die Mauern von Burgos hinter sich, war die frühere Unrast wieder da und peinigte ihn der Fluch, der auf ihm lag: daß er warten und warten mußte, und daß es ihm verwehrt war, sein Reich zu mehren. Der Sechste und der Siebente Alfonso hatten die Kaiserkrone getragen, von ihren großen Taten sangen die Sänger; von dem, was er erreicht hatte, plärrten ein paar schäbige Romanzen.
    Als der Felsen, auf dem Toledo lag, in Sicht kam, überfiel ihn seine Ungeduld mit ganzer Wut, und schon am erstenTage befahl er seinen Escrivano vor sich, diesen Menschen, mit dem er darum feilschen mußte, daß er seine ritterliche Pflicht tun und in den Krieg reiten dürfe.
    Jehuda seinesteils hatte begierig auf die Rückkehr des Königs gewartet. Sobald es irgend anging, wollte er ihm sein großes Projekt vortragen und ein Edikt erwirken, das fränkische Juden in Kastilien zuließ. Er hatte sich gute Gründe zurechtgelegt. Überall im Lande regte sich’s und wuchs es, man brauchte neue Hände, man mußte wie in den Zeiten des Sechsten und des Siebenten Alfonso neue Menschen ansiedeln.
    Da stand er endlich vor dem König und hielt Vortrag. Er hatte wiederum von großen Erfolgen zu erzählen, von erfreulich hohen Einkünften, von weiteren drei Städten, die widerspenstigen Granden entrissen und unter Alfonsos Botmäßigkeit gebracht worden waren. Neue, vielversprechende Unternehmungen waren überall im Lande entstanden, auch in Toledo selbst und in der unmittelbaren Umgebung. Da war die Glashütte, die große Lederwerkstätte, die Töpferwerkstatt, die Papierfabrik, ganz zu schweigen von der Erweiterung der Münze und des königlichen Gestüts.
    Während Jehuda so in fliegender Rede berichtete, überlegte er, ob er schon in dieser ersten Stunde dem König mit seinem großen Anliegen kommen solle. Allein Don Alfonso schwieg, und seiner Miene war nichts abzulesen.
    Jehuda sprach weiter. Ehrerbietig fragte er, ob der Herr König auf der Rückreise in der Gegend von Avila die großen Herden bemerkt habe; es sei ja jetzt die Viehzucht einheitlich geregelt, so daß das Weideland vernünftig ausgenützt werden könne. Und ob Don Alfonso auf der Rückreise Zeit gefunden habe, die neuen Maulbeerpflanzungen zu besichtigen für die Seidenmanufaktur.
    Endlich tat der König den Mund auf. Ja, sagte er, er habe die Maulbeerpflanzungen gesehen, und auch die Herden, und mancherlei mehr, was von der Emsigkeit seines Escrivanos Zeugnis ablege. »Also langweile mich nicht länger damit«, sagte er unwirsch, mit jähem Übergang. »Deine Dienste sindbekannt und anerkannt. Mich interessiert jetzt nur eines: wann werde ich endlich die

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