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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Schande abtun und eintreten können in den Heiligen Krieg?«
    Daß die Gnade des Königs so schnell wieder in Feindseligkeit umschlagen werde, hatte Jehuda nicht vermutet. Bitter und bekümmert sah er, daß er die Unterredung über die Ansiedlung der vertriebenen Juden aufschieben müsse. Doch nicht versagen konnte er sich’s, Alfonsos törichten Vorwurf zurückzuweisen. »Der Zeitpunkt, da du in den Krieg eintreten kannst, Herr König«, sagte er, »hängt nicht allein von den Finanzen deines Landes ab. Die sind in Ordnung.« Und streitbar erklärte er: »Sowie die andern Fürsten Hispaniens, insbesondere Aragon, willens sind, in Gemeinschaft mit dir gegen den Kalifen ein einheitlich geleitetes Heer aufzustellen, wirst du, Herr König, mehr als deinen Anteil beisteuern können. Und wenn das schon morgen sein sollte. Des sei du sicher.«
    Alfonso furchte die Stirn. Immer speiste der Jude ihn mit einem frechen, höhnischen Wenn ab. Er ließ ihn stehen, ging auf und nieder.
    Dann, unvermittelt, über die Schulter, fragte er: »Sage, wie steht es eigentlich um die Galiana? Der Umbau sollte jetzt bald fertig sein.« – »Er ist fertig«, antwortete stolz Jehuda, »und es ist erstaunlich, was mein Ibn Omar aus dem alten Gebäu gemacht hat. Wenn du willst, Herr König, kannst du in zehn Tagen oder spätestens in drei Wochen dort wohnen.«
    »Vielleicht werde ich wollen«, sagte leichthin Alfonso. »Auf alle Fälle möchte ich mir anschauen, was ihr gemacht habt. Donnerstag will ich mir’s anschauen, vielleicht noch früher. Ich werde dir Bescheid sagen lassen. Und du begleitest mich und erklärst mir. Und bring auch wieder Doña Raquel mit«, schloß er mit erzwungener Beiläufigkeit.
    Jehuda erschrak ins Innerste. Ihn bedrängten Besorgnisse wie damals nach der ungewöhnlichen Einladung Don Alfonsos.
    »Wie du befiehlst, Herr König«, sagte er.Zur festgesetzten Stunde erwarteten Jehuda und Raquel den König am Tor der Huerta del Rey. Don Alfonso kam pünktlich. Er neigte sich tief und förmlich vor Raquel und begrüßte freundlich den Escrivano. »Also zeig mir, was ihr gemacht habt«, sagte er mit etwas künstlicher Munterkeit.
    Langsam gingen sie durch den Park. Da waren nun keine Gemüsebeete mehr, sondern bunte Zierpflanzen, Bäume und Boskette, anmutig geordnet. Einen kleinen Wald hatte man gelassen, wie er war. Dem stillen Teich aber hatte man einen Abfluß geschaffen, so daß jetzt, mehrmals von Brücken überspannt, ein schmaler Bach zum Flusse Tajo führte. Orangenbäume waren da, auch Bäume, die kunstvoll gezüchtete, übergroße Zitronen trugen, die man bisher in den Ländern der Christen nicht gekannt hatte. Nicht ohne Stolz wies Jehuda dem König diese Früchte; »Früchte Adams« nannten sie die Moslems, denn um von dieser Frucht zu kosten, hatte Adam das Verbot des Herrn übertreten.
    Auf breitem Kiesweg gingen sie dem Schlosse zu. Auch hier grüßte es vom Tor in arabischen Lettern: Alafia, Heil, Segen. Sie beschauten das Innere. Diwans liefen die Wände entlang, Gobelins hingen von kleineren Galerien, schöne Teppiche deckten die Böden, überall sorgten fließende Wasser für Kühle. Die Mosaikarbeiten der Friese und Decken waren noch nicht fertig. »Wir wagten es nicht«, erläuterte Don Jehuda, »Verse und Sprüche ohne deine Weisung zu wählen. Wir erwarten deine Befehle, Herr König.«
    Don Alfonso, obwohl sichtlich beeindruckt, war einsilbig. Gemeinhin kümmerte er sich nicht viel um das Aussehen einer Burg oder eines Hauses. Dieses Mal sah er mit besser wissendem Blick. Die Jüdin hatte recht: sein Kastell von Burgos war grimmig finster, die neue Galiana schön und bequem. Trotzdem sagte ihm das Kastell von Burgos besser zu; er fühlte sich nicht wohl inmitten dieses weichen Prunkes. Er sprach höflich anerkennende, gezwungene Sätze, seine Gedanken wanderten, seine Worte wurden spärlicher. Auch Doña Raquel sprach wenig, und allmählich wurde auch Don Jehuda schweigsam.
    Der Patio war mehr Garten als Hof. Auch hier war ein großes Wasserbassin mit einem Springbrunnen. Arkaden liefen ringsum, matte Spiegel machten, daß sich der Garten ins endlos Weite dehnte. Mit unwilliger Anerkennung bestaunte der König, was diese Leute in so kurzer Frist zustande gebracht hatten.
    »Bist du nie hier gewesen, Dame«, wandte er sich mit einemmal an Raquel, »während man hier baute?« – »Nein, Herr König«, antwortete das Mädchen. »Das war nicht freundlich«, meinte Alfonso, »da ich um deinen Rat

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