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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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hängen reif herunter. Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte angesichts der Form und der Größe seines Schwanzes sagen, wie spät es ist. Wie beim unterschiedlichen Schattenwurf auf einer Sonnenuhr. Ich weiß, wenn ich Jacks Schwanz jetzt in den Mund nehmen dürfte, dann könnte ich all die Enttäuschung aus ihm heraussaugen und ihn alles vergessen lassen, was zwischen uns vorgefallen ist.
    Aber er geht zurück ins Schlafzimmer und macht die Tür hinter sich zu. Ich warte kurz, um sicherzugehen, dass er nicht noch mal rauskommt. Ich warte, solange ich kann. Ich warte dreißig vergeudete Sekunden und starre auf die leere Seite eines Essays, das ich überhaupt nicht zu schreiben beabsichtige. Dann hole ich die SODOM -Site wieder auf den Schirm. Es geht weiter.
    Ich sehe Anna in einem Eisenkäfig, der die Form eines Hundes auf allen vieren hat. Er folgt den Rundungen ihres Körpers so exakt, dass es so aussieht, als sei er individuell für sie angefertigt worden. Nur ihr Hinterteil und ihr Kopf sind nicht von Metall umhüllt.
    Soweit ich das beurteilen kann, steht der Käfig unter Strom, denn es sind Kabel damit verbunden, die aus dem Bild laufen. Jedes Mal, wenn Anna auch nur ganz leicht mit den Stäben in Berührung kommt, jault sie vor Schmerz. Genau wie ein Hund.
    Der Clip kommt ganz ohne Schnitte aus. Die Kamera dreht sich ständig um Anna herum, ganz langsam, so dass man alle Details in sich aufnehmen kann.
    Die Kamera fährt an Annas Hinterteil vorbei, und ich komme nicht umhin, ihre prallen Schamlippen zwischen den Schenkeln zu bemerken. Sie ist vollständig und fachmännisch rasiert, ohne einen einzigen Rasurpustel, aber voller kleiner Schweißperlen. Sie ist vollkommen glatt und haarlos, abgesehen von dem fein säuberlich gestutzten Busch, aschblond und flaumig wie eine Hasenpfote.
    Aus ihrem Hintern ragt ein großer, glänzender Butt-plug aus Aluminium, der aussieht wie eine Wasserstoffbombe und der durch mehrere schwarze Kabel mit den Gitterstäben des Käfigs verbunden ist.
    Annas Schamlippen werden von Metallklammern auseinandergehalten, die an Aktenklemmen erinnern, aber am oberen Ende mit Kupferdraht umwickelte Schrauben besitzen. Der Draht verläuft locker zu den Polen einer Autobatterie, die ganz in der Nähe auf dem Boden steht und an der sich Knöpfe befinden, mit denen man die Stromstärke regulieren kann. Ich nehme an, das Ganze ist nur für den Effekt. Selbst ich weiß, dass man sich an einer Autobatterie keinen Stromschlag holen kann. Ein leichtes Kitzeln vielleicht, aber nichts Lebensbedrohliches. Trotzdem sind mehr Kabelbündel als an einem Großrechner mit ihrem Genitalbereich verbunden. Und das macht mich nervös.
    Wenn man Anna so sieht – süß, sexy, lustig, unbeschwert – würde man nie vermuten, was sich hinter dieser Fassade verbirgt.
    Es ist so, als wäre diese Anna, diejenige, die ich gerade beobachte, eine ganz andere Person als die Anna, die in der Vorlesung hinter mir sitzt. Oder sogar die, die ihren Ärmel hochgekrempelt und mir die tiefen Striemen und heftigen blauen Flecken an ihren Armen und Handgelenken gezeigt hat.
    Diese Anna begibt sich absichtlich in Gefahren. Ohne vorher genau zu wissen, was sie da erwartet und wie sie darauf reagieren wird. Ob sie es aushalten oder daran zerbrechen wird.
    Dennoch finde ich es absolut fesselnd. Ich kann nicht wegsehen. Ich klebe am Bildschirm. Ich muss einfach wissen, was als nächstes passiert. Ich werde davon angezogen, wie mich im Allgemeinen alle Dinge anziehen, die mir Angst machen. Ich erkenne mich in Anna wieder, genauso wie ich mich in Séverine wiedererkenne. Und ich will verstehen, warum.

9. Kapitel

    Heute hat sich ein Mädchen aus meiner Uni umgebracht. Ihr Name ist Daisy. War Daisy.
    Hübsches Mädchen. Nett. Und klug. Ich habe sie nicht persönlich gekannt, aber Jack schon. Sie hat mit ihm im Wahlkampfbüro gearbeitet.
    Der ganze Campus steht unter Schock. Man kann es fast spüren. Wenn so etwas passiert, sind alle betroffen und rücken enger zusammen. Ein Unicampus ist wie ein Dorf. Jeder ist mit jedem über höchstens ein oder zwei Ecken verbunden. Also kennt jeder jemanden, der Daisy kannte. Und alle haben das Bedürfnis, es zu begreifen, wollen es verstehen, dem Sinnlosen einen Sinn abgewinnen, damit sie damit umgehen können, es verarbeiten und dann ihr Leben weiterleben können. Aber der Tod hat so seine Methoden, seine Präsenz auch noch lange nach dem eigentlichen Geschehen spürbar zu machen. Er lungert

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