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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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steht, um das Gefühl noch zu steigern, um dafür zu sorgen, dass es nie aufhört, weil es sich einfach so gut anfühlt«, erklärt Anna. »Gefesselt hatte ich die intensivsten Orgasmen, die ich je erlebt habe. Orgasmen, die so heftig waren, dass ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, war ich noch immer in der Luft verschnürt, und dann ging es von vorne los.«
    Sie meint, man verliere schnell das Zeitgefühl, wenn man aufgehängt oder gefesselt ist, als hätte einen jemand in Hypnose versetzt.
    »Ich fühle mich wie in Trance«, sagt sie. »Wie in einer erotischen Trance. Es fühlt sich an wie Minuten, obwohl ich vielleicht schon seit Stunden dort hänge. Ich stehe außerhalb der Zeit, und alles fühlt sich endlos an. Und gleichzeitig habe ich Angst, was passiert, wenn es wirklich nie endet.«
    An diesem Punkt, erklärt Anna, gefangen zwischen Wollen und Nichtwollen, stehe sie an der Schwelle zum Wahnsinn.
    »Aber ich fühle mich so lebendig«, sagt sie. »Lebendiger als irgendwann sonst in meinem Leben. Ich bin völlig ruhig. Transzendent.«
    Ich habe Anna noch niemals so reden hören. Normalerweise ist sie albern und unbeschwert. Jetzt ist sie ernst und ich begreife, dass sie das, was sie sagt, auch wirklich so meint.
    Ich erinnere mich an den Ausdruck in Annas Gesicht. Jetzt verstehe ich, was sie empfunden hat. Jetzt will ich unbedingt mehr darüber wissen. Ich will wissen, wie sich Annas Welt anfühlt.
    Doch Anna ist anscheinend der Meinung, dass sie schon zu viel gesagt hat. Das merke ich, weil sie seltsam still wird und dann abrupt das Thema wechselt.
    Sie sagt: »Was machst du gerade?«
    »Nicht viel«, antworte ich.
    »Ich möchte, dass du Bundy kennenlernst«, sagt sie verschmitzt.
    »Klar«, erwidere ich und denke gar nicht weiter darüber nach. Ich weiß, dass Jack erst in ein paar Stunden nach Hause kommen wird, und ich will nicht hier rumsitzen und alleine vor mich hinbrüten.

10. Kapitel

    »Schau dir das mal an«, sagt Bundy.
    Er scrollt so schnell durch eine Reihe von Fotos auf seinem Handy, dass ich zuerst gar nicht erkenne, was ich da sehe. Bloß verschwommene, sich beißende Farben und Nahaufnahmen aus extremen Winkeln.
    Bundy scrollt durch die Fotos auf seinem Handy wie ein schrecklich nervöser Berufsanfänger bei seiner ersten Power- Point-Präsentation in einem Raum voller wichtiger Kunden, der den Finger nicht von der Fernbedienung bekommt und alle seine Folien hintereinander wegjagt.
    Die Folien, an denen er drei Tage und drei Nächte ohne Pause gearbeitet hat, damit sie rechtzeitig für seinen ersten großen Geschäftsabschluss fertig sind.
    Und dann ist alles in knapp einer halben Minute vorbei.
    Er steht da und starrt auf einen großen schwarzen Bildschirm, noch bevor er überhaupt sein Sprüchlein zur ersten Folie hat aufsagen können, und hofft noch immer auf seine Provision für diesen Monat.
    Bundy ist nicht nervös, er ist einfach begeistert. Aber er versucht tatsächlich, mir etwas zu verkaufen. Er versucht mir die Idee zu verkaufen, eine Line Kokain von seinem Schwanz zu ziehen.
    Das ist es auch, was die meisten der Fotos zeigen, wie ich bemerke, als er bei einem davon einen Ticken länger verweilt. Eine Galerie von Mädchen, die genau das tun. Und das ist sein Verkaufsargument für Leichtgläubige. Ein hartes Geschäft, aber er gibt alles.
    Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Genau genommen hat uns Anna soeben vorgestellt. Bundy sagt weder »Hi« noch »Schön, dich kennenzulernen«. Er sagt: »Schau dir das an.« Und schon präsentiert er mir seine Galerie von Eroberungen.
    Das ist es, was Bundy so macht.
    Er durchkämmt Clubs, Bars, Klamottenläden, Fast-Food-Lokale und Supermärkte nach hübschen Mädels. Aber hübsch allein reicht nicht – sie müssen auch willig sein.
    Er nennt das »neue Freunde finden«.
    Die fotografischen Beweise dieser Freundschaften erscheinen täglich für ein weltweites Publikum von Volltrotteln auf seiner Website Bundy’s Got Talent .
    Klingt ganz harmlos? Es ist alles andere als das.
    Bei den Streitkräften nennt man so etwas »Mission creep«, die schleichende Ausweitung einer Operation, wenn die ursprünglichen Grenzen eines militärischen Einsatzes überschritten werden und die Ziele sich verschieben.
    Das hier ist »Porno creep«.
    Wenn Pornografie seine Grenzen überschreitet und so tut, als sei sie etwas anderes.
    Sobald Bundys neue Freundinnen seine Bekanntschaft gemacht haben, holt er seine Kamera heraus und gibt sein

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