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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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voneinander entfernt, als wäre eine Wand zwischen uns.
    Ich spüre, wie Jacks Atem schwerer wird, aber ich kann nicht schlafen.
    Ich gehe rüber ins Wohnzimmer, setze mich im Dun keln mit meinem Laptop auf die Couch und rufe die Porno site auf, für die Anna arbeitet. Ich musste schon den ganzen Tag daran denken, seit sie mir davon erzählt hat, und ich will selbst sehen, wie sie sich diese Flecken an den Handgelenken eingehandelt hat und was genau sie da so macht.
    Ich muss jetzt mal etwas Peinliches beichten. Ich habe nicht gerade viel Erfahrung mit Internetporno. Pornofilme, ja. Internetporno, nein – das sind zwei grundverschiedene Dinge. Und ja, mir ist schon klar, dass man Porno im Internet so gut wie unmöglich vermeiden kann, aber es ist einfach nicht mein Fall. Vielleicht hatte Kinsey nicht vollkommen unrecht mit seiner kleinen Theorie über Frauen und visuelle Reize.
    Bei Internetporno muss ich sofort an Videospiele denken, an Star-Wars-Figuren, Marvel-Comics, Science-Fiction und an all die anderen Leidenschaften nerdiger, männlicher, jungfräulicher Teenager, mit denen sie ihre eigentliche vorrangige Manie kaschieren: sich auf die Google-Bildersuche einen runterzuholen.
    Ich muss an all die erwachsenen Nerds denken, die ihre Teenagerspleens nie überwinden und sie bloß ein bisschen upgraden. Von Spielzeugautos zu echten Autos, von Actionfiguren zu Taschenmuschis. Von Googlebildern zu YouPorn.
    Ich muss an die Milliarden Kerle in aller Herren Länder denken, die sich gleichzeitig auf Internetporno einen runterholen. Oder vielleicht nicht einmal auf Internetporno. Vielleicht bloß auf Kim Kardashians Website. Wie sie zu schlecht retouchierten und wenig aufregenden Fotos der Kardashian-Schwestern abwichsen. Ich muss an die Milliarden Männer denken, die gleichzeitig Fantastilliarden von Spermien auf Kim Kardashians digitalen Arsch am Bildschirm spritzen.
    Und ich denke: Was für eine Verschwendung von gutem Sperma.
    Was für eine Verschwendung wertvoller Energie.
    Wenn nur jemand eine Methode erfände, wie man all diese Energie an ihrer Quelle abzapfen könnte. Oder eine Möglichkeit finden würde, all die von Come erstarrten Taschentücher, die jeden Tag weggeworfen werden, in eine Treibstoffquelle zu verwandeln. Dann wäre das Energieproblem der Welt praktisch auf einen Schlag gelöst. Keine Kriege mehr um Öl. Keine CO 2 -Fußabdrücke mehr. Kein nuklearer Abfall mehr.
    Keine Steuergelder mehr, die sinnlos verbraten werden, um endlich die kalte Fusion zu bewerkstelligen.
    Bloß Milliarden von geilen, schwitzenden Kerlen, die mit heruntergelassener Hose vor ihren Computermonitoren sitzen und sich wie wild auf Internetpornos und Kim Kardashians Arsch einen runterholen, Tag und Nacht, Nacht und Tag.
    Ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
    Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin unentschlossen, was Internetporno betrifft. Ich bin zwar selbst kein User, aber ich sehe hier durchaus potenzielle Vorteile für den ewigen Weltfrieden.
    Doch diese Pornosite, Annas Site, ist selbst vor dem Hintergrund meiner begrenzten Erfahrung mit diesem Genre wohl das Abenteuerlichste, was ich je gesehen habe. Angefangen beim Namen.
    Sodom.
    Oder vielmehr SODOM, alles in Großbuchstaben. Denn das Letzte, was man bei Pornografie erwartet, ist schließlich Subtilität.
    Sodom. Und nicht Gomorrha. Nicht nur, weil das wohl zu subtil wäre, sondern wahrscheinlich auch deshalb, weil es zu kompliziert zu buchstabieren ist und außerdem nach einer sexuell übertragbaren Krankheit klingt. Und Pornografie und Geschlechtskrankheiten werden wohl nie die besten Freunde werden.
    Also, SODOM. Offenbar ein Akronym für die Wörter, die, ebenfalls in Großbuchstaben, darunter auf dem Bildschirm prangen.
    SODALITY OF DOMINANTS.
    Bruderschaft der Dominanten.
    Was auch immer das heißen soll.
    Ich starre auf die Website, kann mir aber keinen Reim darauf machen. Das ist keine Pornografie, wie ich sie kenne oder wie ich sie verstehe. Zuerst einmal wird dort kein Sex gezeigt. Nicht die Spur. Zumindest sehe ich keinen. Bloß eine Bildergalerie und eine Suchmaschine.
    Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll, und ich habe Angst vor dem, was ich finden könnte. Stattdessen scrolle ich durch die Bildergalerie. Eine nicht enden wollende Sammlung von Frauenporträts, die aussehen wie Jahrbuchfotos, alle außergewöhnlich hübsch, fast alle im Collegealter. Ich suche die Galerie nach Anna ab und rechne halb damit, dass ich noch andere Bekannte

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